Rauch und Flammen steigen während eines israelischen Luftangriffs auf ein Gebäude in der Stadt Gaza am Samstag auf.Bild: imago
International
05.05.2019, 08:3805.05.2019, 09:39
Am Wochenende ist der Konflikt zwischen Israel und militanten
Palästinensern im Gazastreifen erneut gefährlich eskaliert.
- In der Küstenstadt Aschkelon wurde nach Polizeiangaben in der Nacht zum Sonntag ein Israeli getötet, als eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete sein Wohnhaus traf.
- Bei Gegenangriffen der israelischen Luftwaffe im Gazastreifen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza seit Samstag mindestens sechs Palästinenser getötet.
- 47 weitere Palästinenser seien verletzt worden. Am Sonntagmorgen bestritt Israel, dass bei dem Angriff auch eine schwangere Frau und ihr einjähriges Kind bei den Angriffen getötet worden seien.
Die beiden seien von einer fehlgeleiteten Rakete der im Gazastreifen herrschenden Hamas getötet worden. Diese Einschätzung basiere auf "Geheimdienstinformationen aus verschiedenen Quellen", sagte er. "Wir sind 100 Prozent sicher, dass es nicht durch Waffen der israelischen Armee war." Der Sprecher nannte den Tod der beiden einen "traurigen und tragischen Vorfall".
In Israel wurden nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom
83 Menschen verletzt, darunter eine 80-Jährige, die in Kiriat Gat
durch Raketensplitter schwere Verletzungen erlitt.
Auch dieses Wohnhaus im Gazastreifen wurde von israelischen Streitkräften attackiert. Bild: imago
Wie kommt es zu der neuen Eskalation?
Seit Samstag haben militante Palästinenser nach israelischen
Militärangaben rund 430 Raketen auf israelische Ortschaften
abgefeuert. Auch am Sonntagmorgen dauerten die Raketenangriffe an.
Die neue Runde der Gewalt begann, nachdem es am Freitag im
Gazastreifen bei Konfrontationen mit israelischen Soldaten an der
Grenze erneut Tote gegeben hatte. Vier Palästinenser wurden nach
Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza getötet, darunter zwei
Hamas-Kämpfer. Die militanten Palästinenserfraktionen im Gazastreifen
teilten in einer gemeinsamen Stellungnahme mit, man werde den Tod der
Palästinenser rächen.
Bisher war Tel Aviv während der
jüngsten Runde der Gewalt nicht angegriffen worden. Militante
Palästinenserorganisationen drohten jedoch mit einer Ausweitung der
Angriffe auch auf die Küstenmetropole. Ägypten bemüht sich nach
Medienberichten um eine Waffenruhe.
Die israelische Luftwaffe griff in der Nacht zum Sonntag erneut Ziele
im Gazastreifen an. Am Samstag hatten Kampfjets unter anderem ein
Hauptquartier der dort herrschenden radikalislamischen Hamas-Bewegung
sowie mehrere Raketenwerkstätten und Waffenlager zerstört.
Israelische Medien berichteten, es seien auch gezielt Wohnhäuser
ranghoher Mitglieder der Palästinenserorganisationen Hamas und
Islamischer Dschihad beschossen worden. Insgesamt wurden nach
Armeeangaben seit Samstag 200 Ziele im Gazastreifen attackiert.
In israelischen Wohngebieten mussten seit Samstag Zehntausende
Menschen in Schutzräume flüchten, in den betroffenen Regionen heulten
immer wieder die Alarmsirenen. Mehrere Häuser in Ortschaften nahe dem
Gazastreifen wurden von Raketen getroffen. Die Schulen in Israels
Süden blieben am Sonntag geschlossen.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind bei teilweise
gewaltsamen Protesten seit März vergangenen Jahres rund 280
Palästinenser getötet und Tausende verletzt worden.
Israel hält seit mehr als zehn Jahren eine Blockade über den
Küstenstreifen aufrecht, die von Ägypten mitgetragen wird. Die
Maßnahme wird mit Sicherheitserwägungen begründet. Die Hamas wird von
Israel, USA und EU als Terrororganisation eingestuft.
(pb/dpa)
Der Gazastreifen liegt in Schutt und Asche, das Sterben gehört dort zum Alltag, Kinder leiden massiv: Der Nahost-Konflikt und das brutale Agieren Israels im Gazastreifen spaltet die Gesellschaft. Es hagelt seit Monaten Kritik zur ungeheuren Brutalität, mit der das Land unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Enklave vorgeht. Auch in Israel wird der Widerstand größer.