Der russische Präsident Wladimir Putin Bild: dpa / Uncredited
International
24.02.2022, 16:5425.02.2022, 15:35
Seitdem sich in der Ukraine pro-westliche Kräfte durchsetzten, läuft
das Verhältnis zu Russland im Krisenmodus. Nach der Einverleibung der
Krim durch Moskau ist die aktuelle Eskalation ein weiterer Höhepunkt.
Ein Machtwechsel in der Ukraine vor mehr als acht
Jahren entfachte den Konflikt mit Russland. Seitdem hat sich die Krise der Nachbarn immer weiter verschärft. Nach UN-Schätzungen sind
bisher mehr als 14.000 Menschen gestorben, die meisten in den
Separatistengebieten.
Ein Überblick
Dezember 2013: Hunderttausende Ukrainer protestieren in der
Hauptstadt Kiew gegen den prorussischen Präsidenten Viktor
Janukowitsch, weil seine Regierung das Partnerschaftsabkommen mit der
EU kippte. Der Unabhängigkeitsplatz (Maidan) wird zum Symbol.
Februar 2014: Janukowitsch flieht nach Russland. Moskau besetzt
militärisch die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim.
März 2014: Russland hält ein international nicht anerkanntes
Referendum auf der Krim ab und gliedert sie als Landesteil ein. USA
und EU verhängen Sanktionen gegen Moskau.
April 2014: In der ostukrainischen Region Donbass rufen die von
Moskau unterstützten Separatisten die "Volksrepublik Donezk" aus,
Luhansk folgt. Das westliche Verteidigungsbündnis Nato setzt seine
militärische Zusammenarbeit mit Russland wegen der Krim-Krise aus.
Juni 2014: In der Ostukraine schießen Rebellen ein Militärflugzeug
beim nächtlichen Landemanöver auf den Flughafen von Luhansk ab. Alle
49 Soldaten an Bord kommen ums Leben.
Juli 2014: Über den Separatistengebieten wird ein Passagierflieger
der Linie Malaysia-Airlines mutmaßlich mit einer russischen Rakete
abgeschossen. Alle 298 Menschen an Bord sterben. Der Westen
verschärft seine Sanktionen gegen Russland.
Oktober 2014: Das ukrainische Parlament erteilt den Regionen Donezk
und Luhansk als Teil des Friedensplans für die Ostukraine einen
Sonderstatus. Gestärkt werden sollen ihre Selbstverwaltungsrechte.
November 2014: Die ostukrainischen Separatisten lassen erstmals
eigene Parlamente wählen. Kiew verurteilt das als verfassungswidrig.
Dezember 2014: Die Nato will dauerhaft Soldaten im Osten der Allianz
bereithalten. Zudem wird eine schnelle Eingreiftruppe aufgestellt, mit
heute bis zu 40 000 Soldatinnen und Soldaten.
Februar 2015: Das Minsker Abkommen sieht eine Autonomie für die
Separatistengebiete vor sowie die Kontrolle der Ukraine über ihre
Grenze mit Russland.
September 2015: Der Sicherheitsrat der Ukraine erklärt den Nachbarn
Russland in einer Militärdoktrin offiziell zum Gegner.
Juli 2017: Die prorussischen Separatisten in Luhansk und Donezk rufen
einseitig ihren neuen Staat "Kleinrussland" aus.
September 2017: Das Assoziierungsabkommen der Ukraine mit der EU
tritt in Kraft.
Januar 2018: Kiew stuft die abtrünnigen Gebiete im Osten als von
Russland besetzt ein.
März 2018: Nachdem Nord Stream 1 bereits seit 2011 Gas von Russland
durch die Ostsee bis nach Deutschland transportiert, beginnen die
Arbeiten an der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2.
November 2018: Die russische Küstenwache setzt an der Meerenge von
Kertsch drei ukrainische Marineschiffe mit 24 Matrosen an Bord fest.
Kiew verhängt zeitweise Kriegsrecht. In den Separatistengebieten
abgehaltene Wahlen werden international nicht anerkannt.
Juni 2019: Erste russische Pässe werden an Ukrainer in den von
Separatisten kontrollierten Teilen der Donbass-Region ausgegeben.
April 2021: Moskau zieht Truppen im Grenzgebiet zur Ostukraine
zusammen und droht mit einem militärischen Eingreifen. Die
Militärdoktrin Russlands lässt eine Intervention zum Schutz seiner
Staatsbürger im Ausland zu.
Juli 2021: Putin schreibt in einem Aufsatz, Russen und Ukrainer seien
ein Volk. Das wird als Anspruch auf den Anrainer gelesen.
September 2021: Das milliardenschwere russische Prestigeprojekt Nord
Stream 2 ist fertiggestellt. Die Pipeline soll künftig 55 Milliarden
Kubikmeter Gas pro Jahr nach Deutschland liefern. Im November setzt
die Bundesnetzagentur ihr Verfahren zur Freigabe vorläufig aus.
November 2021: Erneut konzentrieren sich ungewöhnlich große
Truppenkontingente und moderne Waffen im russischen Grenzgebiet zur
Ukraine. Der Westen spricht später von bis zu 150 000 Soldaten.
Dezember 2021: Die Ukraine wirft Deutschland eine Blockade bei
Waffenlieferungen vor, Berlin bleibt bei seinem Nein. Russland
fordert von der Nato erneut: Die Ukraine dürfe kein Mitglied werden.
Januar 2022: Diplomatische Versuche auf verschiedenen Ebenen - wie
etwa über bilaterale US-Russland-Gespräche, den Nato-Russland-Rat
oder ein Treffen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit
in Europa (OSZE) - bringen weiterhin keine Lösung.
15. Februar: Bundeskanzler Olaf Scholz droht während seines Treffens
mit Putin in Moskau erneut mit weitreichenden Konsequenzen bei einem
militärischen Vorgehen Russlands gegen die Ukraine. Das russische
Parlament (Staatsduma) fordert Putin derweil auf, die ukrainischen
Separatistengebiete als eigenständige "Volksrepubliken" anzuerkennen.
16. Februar: Die Nato-Verteidigungsminister billigen Vorbereitungen
für eine Entsendung weiterer Kampftruppen ins östliche Bündnisgebiet.
Neben den bisherigen Verbänden in Estland, Litauen, Lettland und
Polen könnten sie etwa in Ost- und Südosteuropa stationiert werden.
19. Februar: Die Bundesregierung ruft alle Deutschen "dringend" dazu
auf, die Ukraine zu verlassen. Auch andere Staaten tun das.
21. Februar: Putin erkennt die selbst ernannten Volksrepubliken
Luhansk und Donezk als unabhängige Staaten an, tags darauf stimmt
auch die Staatsduma zu. Zudem sollen russische Soldaten in die
ostukrainischen Separatistengebiete entsandt werden.
22. Februar: USA und EU sowie Verbündete verhängen Strafmaßnahmen
gegen Russland. So legt Berlin die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2
für unbestimmte Zeit auf Eis. Die Sanktionen zielen etwa auf Banken,
Geschäftsleute und Entscheidungsträger, die die Politik Putins
mittragen. Der Präsident selbst steht nicht auf der Liste.
23. Februar: Der ukrainische Sicherheitsrat kündigt die Ausrufung des
Ausnahmezustands für das gesamte Land für 30 Tage an.
24. Februar: Der russische Präsident Wladimir Putin ordnet einen
Auslandseinsatz des russischen Militärs in den Regionen Luhansk und
Donezk offiziell an.
(and/dpa)
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