Da kommt zusammen, was zusammen gehört.Bild: Pool AP
International
25.04.2019, 06:5925.04.2019, 10:29
Russlands Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas
Machthaber Kim Jong-un sind am Donnerstag in der russischen Hafenstadt
Wladiwostok zu ihrem ersten Gipfel zusammengetroffen.
Wladiwostok liegt nur knapp 300 Kilometer von der nordkoreanischen Grenze entfernt.
Das Gespräch sei substanziell gewesen, sagte Putin im russischen Wladiwostok nach der ersten Begegnung. Kim erklärte, er sei nach Russland gereist, um mit Putin intensiv zu beraten, wie die Stabilität der Region strategisch vorangebracht werden könne. Mit dem Treffen in Wladiwostok demonstrieren die beiden, dass die USA nicht die einzige Macht ist, um das Thema der atomaren Abrüstung Nordkoreas auf die Tagesordnung zu setzen.
Bei ihrer
Begegnung äußerte Putin die Hoffnung, dass Russland dabei helfen
könne, den Streit um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm lösen zu
können. "Ich freue mich, sie hier zu sehen", sagte der Kremlchef, als
sich beide Politiker unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen auf der
Insel Russki – einem Gelände der Fernöstlichen Universität – erstmals
die Hände schüttelten. Beide lächelten freundlich in die Kameras.
Im Mittelpunkt des mit Spannung erwarteten Treffens im fernen Osten
Russlands standen das umstrittene nordkoreanische Atomwaffen- und
Raketenprogramm sowie die bilaterale Zusammenarbeit. Zwei Monate nach
dem geplatzten Gipfel mit US-Präsident Donald Trump in Hanoi sucht
Kim damit die Nähe zum Nachbarn Russland, mit dem Nordkorea
traditionell gute Beziehungen pflegt.
"Wir begrüßen Ihre Anstrengungen bei der Entwicklung des
innerkoreanischen Dialogs und bei der Normalisierung der
nordkoreanisch-amerikanischen Beziehungen", sagte Putin. Er wolle mit
Kim darüber reden, was Russland tun könne, um die positiven Prozesse
zu unterstützen. Auch solle es um den Ausbau der Handelsbeziehungen
und humanitäre Fragen gehen.
Wegen der nordkoreanischen Atom- und Raketentests haben die Vereinten
Nationen scharfe Sanktionen gegen das isolierte Land verhängt. Damit
droht Zehntausenden nordkoreanischen Gastarbeitern, die für Nordkorea
eine wichtige Einnahmequelle sind, die Ausreise aus Russland. Beide
Seiten wollen das verhindern. Nach russischen Angaben ist zunächst
ein Vier-Augen-Gespräch der beiden Politiker vorgesehen. Im Anschluss
sollen die Delegationen beider Länder zusammenkommen.
Insgesamt sollen die Gespräche laut Nachrichtenagentur Interfax vier Stunden dauern.
Nach offiziellen russischen Angaben war aber zunächst
nicht geplant, dass die Seiten irgendwelche Vereinbarungen
unterzeichnen oder eine gemeinsame Gipfelerklärung abgeben. Russische
Kommentatoren beschrieben das Ereignis auch als Imagekampagne für Kim
und Putin.
Anschließend wird der Kreml-Chef zum "Seidenstraßen"-Gipfel nach
Peking weiterreisen, wo Nordkorea in seinen Gesprächen mit Chinas
Staats- und Parteichef Xi Jinping auch eine Rolle spielen wird.
Russland ist wie die USA an einer nuklearen Abrüstung des Nachbarlandes interessiert. Zugleich setzt sich Moskau im Gegenzug für ein Entgegenkommen beim Atomprogramm für eine Lockerung der Sanktionen gegen Pjöngjang ein. Kim dürfte bei seinem ersten Besuch der Atommacht Russland Sicherheitsgarantien einfordern, sollte er sich auf Abrüstungsschritte einlassen.
Kims Gipfel mit Trump Ende Februar in Vietnam war vorzeitig abgebrochen worden.
Beide waren mit maximalen Forderungen in die
Gespräche gegangen und hatten sich nicht auf zentrale Fragen der
atomaren Abrüstung Nordkoreas einigen können. Trotzdem bewerteten sie
das Treffen anschließend positiv. Erst kürzlich erklärte Trump auch
einen weiteren Gipfel für möglich.
Neue Spannungen sind aber unübersehbar. Wenige Stunden vor dem Gipfel
mit Putin kritisierte Nordkorea derzeit laufende Militärübungen
Südkoreas und der USA. Die Luftmanöver gefährdeten die Beziehungen
zwischen den koreanischen Staaten, sagte ein nordkoreanischer
Sprecher und kündigte "entsprechende Gegenmaßnahmen von unserer
Armee" an, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete.
Die Militärübung der USA und Südkoreas könne "die aggressive,
anstößige und streitsüchtige Art ihrer feindseligen Handlungen nicht
verbergen", sagte der Sprecher des nordkoreanischen Komitees für die
Friedliche Wiedervereinigung des Landes. Durch den geänderten
Codenamen der Übung in Südkorea würden beide Staaten suggerieren, das
Manöver sei im Umfang reduziert worden - dies sei aber nicht der
Fall.
Machthaber Kim hatte mit seinem gepanzerten Sonderzug am Mittwoch die
Grenze zwischen Nordkorea und Russland überquert. Stunden später war
er in der Hafenstadt am Pazifik angekommen und wurde mit
militärischen Ehren empfangen. Er äußerte die Erwartung auf
"erfolgreiche und nützliche Gespräche" mit Putin. Nordkoreas
Machthaber bleibt noch den Freitag in Wladiwostok und soll erst am
Samstag wieder heimreisen.
Russland hatte Kim bereits im Mai vergangenen Jahres eingeladen.
Zuletzt war es im Jahr 2011 zu einem Gipfel zwischen den Führern
Russlands und Nordkoreas gekommen. Der mittlerweile gestorbene Kim
Jong Il – der Vater des jetzigen Machthabers – hatte sich seinerzeit
mit dem damaligen Kremlchef Dmitri Medwedew getroffen.
(dpa)
Politiker, die aus Tassen trinken
1 / 10
Politiker, die aus Tassen trinken
Die Symboldichte in diesem Bild ist so hoch, wir müssen sie unkommentiert lassen. Gesagt sei lediglich: Das ist Wladimir Putin.
quelle: epa / epa/alexey druzhinyn
Trumps Twitter-Tiraden: So begann @realdonaldtrump
Video: watson
Boris Pistorius (SPD) ist seit Januar 2023 Bundesverteidigungsminister unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Er gilt als einer der beliebtesten Politiker Deutschlands.