Im syrischen Idlib suchen Menschen ihre Angehörige unter den Trümmern, die das verheerende Erdbeben hinterlassen hat. Bild: dpa / Anas Alkharboutli
International
Nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien ist die Zahl der Todesopfer nach vorläufigen Angaben auf etwa 2500 gestiegen. Rund 13.500 Menschen in der Türkei und in Syrien wurden nach bisherigen Informationen verletzt.
In der Nacht hatte ein Beben mit der Stärke 7,7 die Türkei und Syrien erschüttert, es folgten etliche Nachbeben – eines davon mit der Stärke 7,6, wie Afad mitteilte. Beide Beben hatten ihr Epizentrum in der Provinz Kahramanmaras. Die Erschütterungen waren in mehreren regionalen Nachbarländern zu spüren, darunter im Libanon, im Irak sowie in Zypern und Israel.
Feuerwehrleute tragen im türkischen Diyarbakir die Leiche eines Opfers.Bild: AP / Mahmut Bozarslan
In Syrien stürzten der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge in zahlreichen Städten Gebäude ein. Rettungsteams versuchten in der Nacht und im Morgengrauen, Menschen aus den Trümmern zu ziehen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums Raed Ahmed sagte laut Sana, dies sei das stärkste Beben in Syrien seit 1995. Präsident Baschar al-Assad rief sein Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Videos zeigten Trümmerberge unter anderem aus der Provinz Idlib, teils kollabierten ganze Häuserreihen.
Versorgungslage ist laut Helfern katastrophal
"Die Krankenhäuser sind überlastet mit Schwerverletzten", sagte ein Sprecher der Rettungsorganisation Weißhelme. Regen und Kälte erschwerten die Einsätze zusätzlich. "Wir brauchen dringend die Hilfe der internationalen Gemeinschaft", sagte Basel Termanini, Vorsitzender der Syrian American Medical Society (SAMS), der dpa. Die Lage sei "katastrophal".
Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update!
Hier findest du unseren
Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne
hier auch auf Instagram.
In der Türkei stürzten mindestens 1700 Gebäude ein. Das Beben sei in zehn Provinzen zu spüren gewesen, sagte Vize-Präsident Oktay. Unter den eingestürzten Gebäuden sei neben Wohnhäusern auch ein Krankenhaus in der Stadt Iskenderun. In der Stadt Gaziantep wurde laut staatlicher Nachrichtenagentur Anadolu auch die Burg stark beschädigt. Sie ist ein Unesco-Weltkulturerbe.
Die Festung von Gaziantep, die im zweiten Jahrhundert nach Christus errichtet wurde, ist bei dem Erdbeben beschädigt worden. Bild: imago images/FSYLN
Menschen in der Türkei wurden aufgerufen, wegen der Kommunikationsengpässe online zu telefonieren und nicht über das Handy-Netz, damit vorrangig Verschüttete erreicht werden können. Die Temperaturen in den betroffenen Gebieten liegen zurzeit oft im Minusbereich. An manchen Orten schneite es stark.
Im Staatssender TRT war zu sehen, wie Menschen bei Schnee in der Stadt Iskenderun aus Trümmern befreit wurden. Auch aus den Städten Gaziantep, Sanliurfa, Osmaniye, Diyarbakir und Adana wurden Bilder gezeigt, auf denen Menschen teilweise in Decken gehüllt abtransportiert wurden.
Schnee und Eiseskälte erschweren die Bergungsarbeiten in den betroffenen Gebieten.Bild: DIA Images/AP / Uncredited
Der türkische Halbmond rief die Bevölkerung zu Blutspenden auf. Die Katastrophenschutzbehörde Afad meldete 66 Nachbeben. Bilder in Diyarbakir zeigten, wie Helfer mit bloßen Händen versuchten, Schutt abzutragen, um Verschüttete aus einem eingestürzten Gebäude zu befreien.
Über 45 Länder wollen helfen
Die Türkei hat bereits Hilfsangebote von rund 45 Ländern bekommen, teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit. Auch die Ukraine, Russland und die USA haben inzwischen Hilfe angekündigt. Auch Deutschland wird seinen Teil leisten, kündigte Kanzler Olaf Scholz (SPD) an.
Die Entsendung von europäischen Rettungskräften in die Türkei koordiniert das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU. Nach Angaben eines Sprechers der EU-Kommission in Brüssel wurden bis Mittag bereits mehr als zehn Such- und Rettungsteams mobilisiert, um die Ersthelfer vor Ort zu unterstützen. Sie kommen aus Bulgarien, Kroatien, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Ungarn, Malta und Tschechien. Italien, Spanien und die Slowakei stehen zudem bereit, um ebenfalls Rettungsteams zu schicken.
In Italien gab der Zivilschutz noch in der Nacht zu Montag eine Tsunami-Warnung aus, die wenige Stunden später zurückgenommen wurde. Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bot der Türkei und Syrien Hilfe an. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg schrieb auf Twitter, die Nato-Partner der Türkei seien bereit, Unterstützung zu mobilisieren. Das Auswärtige Amt in Berlin mahnte zur Vorsicht und riet, sich an die Anweisungen der örtlichen Behörden zu halten.
Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr.
Erdbeben auch für Istanbul erwartet
Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre kamen im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.
(nik/ mit Material von dpa)
Der Gazastreifen liegt in Schutt und Asche, das Sterben gehört dort zum Alltag, Kinder leiden massiv: Der Nahost-Konflikt und das brutale Agieren Israels im Gazastreifen spaltet die Gesellschaft. Es hagelt seit Monaten Kritik zur ungeheuren Brutalität, mit der das Land unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Enklave vorgeht. Auch in Israel wird der Widerstand größer.