Russland: Rotes Kreuz an Kriegs-Camps für Kinder beteiligt – mit europäischem Geld
Russische Kinder und Jugendliche sind systematischer Gehirnwäsche ausgesetzt, um in frühem Alter auf Kreml-Linie – vor allem, was den Ukraine-Krieg angeht – zu kommen. Nachgewiesen wurde dies bereits vielfach. Etwa wurden Militär-Camps enthüllt, in denen sogar von Russland entführte ukrainische Kinder sowie solche aus den besetzten Gebieten, gedrillt werden.
Doch schockieren dürfte nun, dass auch eine international angesehene Organisation bei der Kriegs-Propaganda für Kinder beteiligt ist: das Rote Kreuz.
2024 deckten Leaks bereits auf, wie eng das Russische Rote Kreuz (RRK) mit dem Kreml und militärischen Strukturen verflochten ist; es soll sogar an der Misshandlung von Kriegsgefangenen in der besetzten Ostukraine beteiligt gewesen sein. Geändert hat sich daran aber anscheinend nichts – im Gegenteil.
Russland: Rotes Kreuz an Kinder-Camps beteiligt
Nach den Leaks soll eine interne Überprüfung lediglich zu unverbindlichen Empfehlungen geführt haben, ohne dass konkrete Konsequenzen folgten. Das berichten etwa "Der Standard" und "Meduza".
Trotz der Enthüllungen flossen demnach seitdem weiterhin Millionenbeträge aus der internationalen Rotkreuz-Bewegung an das RRK.
Das bedeutet: Länder, die sich offiziell gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine positionieren, finanzieren das Russische Rote Kreuz. Und das wiederum ist an der militärischen Ausbildung russischer Kinder beteiligt, wie Recherchen zeigen.
Brisant ist etwa die Rolle des RRK bei der Organisation der sogenannten "Zarnitsa"-Spiele. Dort lernen Kinder und Jugendliche, teils im Alter von nur acht Jahren, den Umgang mit Waffen, die Steuerung von Drohnen und die Versorgung von Wunden. Die Spiele, in denen Krieg simuliert wird, werden in Zusammenarbeit mit der "Bewegung der Ersten" und der paramilitärischen "Jugendarmee" organisiert, wie der "Standard" berichtet.
Die "Bewegung der Ersten" wird von Wladimir Putin persönlich beaufsichtigt. Ihr Vorsitzender, Artur Orlov, erklärte einst, Ziel sei es, eine "aktive Generation von Patrioten ihres Landes" zu formen. Orlov selbst wurde 2022 nach einem Einsatz in der ukrainischen Region Luhansk per Präsidialerlass zum "Helden der Russischen Föderation" ernannt.
Russland: Rotes Kreuz soll in besetzten Gebieten arbeiten
Der zweite große Vorwurf der neuen Recherchen: Auch in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine ist das RRK aktiv. In Donezk etwa fanden im Oktober "Erste Hilfe"-Wettbewerbe statt, bei denen Kinder bewertet wurden.
Auf Plakaten und Abzeichen war dabei das Logo des RRK deutlich sichtbar, auch in der Jury sollen RRK-Mitglieder neben Kämpfern einer Spezialeinheit gesessen haben.
Russisches Rotes Kreuz mit internationalen Geldern unterstützt
Trotz der offensichtlichen Verstrickungen in militärische und propagandistische Aktivitäten sollen weiterhin Gelder aus der internationalen Rotkreuz-Bewegung an das RRK fließen. Im Jahr 2024 erhielt die Organisation laut "Standard" und "Meduza" mehr als 13,5 Millionen Euro, die größtenteils vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRK) stammen.
Diese Summe macht laut "Meduza" mehr als ein Viertel des Jahresbudgets des RRK aus und ist doppelt so hoch wie die Unterstützung im Jahr 2022. Es liegt auch nahe, dass europäische Steuerzahler:innen an den finanziellen Unterstützungen beteiligt sind, auch wenn demnach unklar ist, in welcher Höhe.
Ilya Shumanov, ehemaliger Direktor von Transparency International Russland, fordert "angesichts des Ausmaßes und der systematischen Natur der Verstöße" des RRK Konsequenzen. Dazu könnten die Suspendierung oder der Ausschluss des RRK aus der Rotkreuz-Bewegung gehören. Alternativ könnten auch Sanktionen der EU gegen das RRK in Betracht gezogen werden.
