Bomben, Tod und katastrophale humanitäre Bedingungen machen das Leben der Kinder im Gazastreifen zur Hölle. Die meisten Menschen haben keinen Zugang zu ausreichend Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung. Familien leiden und zahlreiche Kinder müssen sich allein durchschlagen.
Aktuell nehmen unter den schlechten Lebensbedingungen neben massiven Traumatisierungen auch Hauterkrankungen bei Kindern alarmierend zu. Ein Video zeigt das Ausmaß des Leids, das diese und die Kriegsbedingungen hervorrufen. Darin meldet sich eine verzweifelte Mutter zu Wort. Unicef und die WHO schlagen Alarm.
Kinder leiden in Gaza nicht nur unter dem ständigen Bombenhagel, sondern auch unter schmerzhaften Infektionskrankheiten, wie ein WHO-Bericht zeigt. In einem Video von "Al Jazeera" (AJ) sind Bilder von Kindern mit schlimmen Pusteln auf der Haut zu sehen. Dann kommt eine Mutter namens Wafaa Elwans zu Wort, sie spricht über ihr krankes Kind: "Mein Sohn kann nachts nicht schlafen, weil er seinen Körper ununterbrochen kratzen muss."
Der Fünfjährige ist nur einer von über 150.000 Menschen in Gaza, die laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgrund der unhygienischen Lage an Hautkrankheiten leiden. Die WHO hat seit Kriegsbeginn 96.417 Fälle von Krätze und Läusen, 9.274 Fälle von Windpocken, 60.130 Fälle von Hautausschlägen und 10.038 Fälle von Borkenflechte gemeldet.
Auch laut Sami Hamid, ein Apotheker, der im Lager Deir al-Balah eine provisorische Klinik betreibt, sind Krätze und Windpocken in den palästinensischen Küstengebieten besonders weit verbreitet. Er erzählt "AJ": "Wir besuchten ein Bildungslager, das von Freiwilligen betrieben wird, in dem 150 Schüler versammelt waren. Unter ihnen fanden wir 25 Fälle von Krätze, was ein sehr hoher Anteil ist."
Das Bombardement, Mangelernährung und katastrophale hygienische Verhältnisse begünstigen die schnelle Ausbreitung von Krankheiten. Wie katastrophal die Lebensbedingungen der Menschen im Gazastreifen sind, die zu solchen Erkrankungen führen, beschreibt die Mutter in dem Video weiter:
Früher sagten demnach Eltern ihren Kindern, sie sollten sich im Mittelmeer waschen. Doch die Verschmutzung habe durch den Krieg zugenommen. "Das Meer besteht nur aus Schmutz. Sie werfen sogar Müll und Babywindeln ins Meer", sagt sie.
Der Zugang zu sauberem Wasser ist stark eingeschränkt, die Abwassersysteme sind überlastet. Die Wasserproduktion im Gazastreifen liegt mittlerweile dem Bericht zufolge bei weniger als einem Viertel des Vorkriegsniveaus.
Vielen Kindern im Gazastreifen fehlt es zudem am Zugang zu den notwendigen Medikamenten, um diese Krankheiten zu behandeln. Israels Blockade schränkt die Verfügbarkeit von Hilfsgütern massiv ein.
Kinder im Gazastreifen sind auch durch Mangelernährung besonders anfällig für Krankheiten. Die anhaltenden israelischen Angriffe haben viele Familien in überfüllte Lager gezwungen, in denen die sanitären Bedingungen katastrophal sind. "Die Toiletten hier sind primitiv und entwässern in Kanäle zwischen den Zelten, was zur Verbreitung von Epidemien beiträgt", erklärt der Apotheker Hamid.
Unicef warnt vor einem drastischen Anstieg der Unterernährungsfälle bei Kindern. Während sich die Lieferung von Lebensmittelhilfe im Norden leicht verbessert hat, hat sich die humanitäre Lage im Süden Gazas deutlich verschlechtert. Erste Untersuchungen zeigen, dass die Fälle von moderater und schwerer Unterernährung seit der Eskalation der Kämpfe in Rafah zugenommen haben.
Adele Khodr, Unicef-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika, warnt eindringlich: "Aus Gaza tauchen weiterhin erschütternde Bilder von Kindern auf, die vor den Augen ihrer Familien aufgrund des anhaltenden Mangels an Nahrung, Nährstoffversorgung und der Zerstörung der Gesundheitsdienste sterben." Sie betont, dass ohne eine schnelle Wiederaufnahme der Versorgung diese Kinder einem unmittelbaren und schwerwiegenden Risiko ausgesetzt seien, lebensbedrohliche Komplikationen zu entwickeln.
"Die UN-Agenturen bemühen sich um Garantien, dass humanitäre Operationen die Hilfe sicher und ohne Unterbrechung an Kinder und ihre Familien verteilen können", sagt Khodr. Doch man brauche bessere Arbeitsbedingungen vor Ort, mit mehr Sicherheit und weniger Einschränkungen. Die Unicef-Regionaldirektorin fügt hinzu: "Letztlich ist es ein Waffenstillstand, den die Kinder am dringendsten benötigen."
Mitten im eskalierenden Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz gibt es neue Hoffnung auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Ein US-Regierungsvertreter erklärte, man habe einen "Durchbruch" an einem zuvor festgefahrenen Verhandlungspunkt erzielt. Die Islamistenorganisation Hamas übermittelte den Vermittlern USA, Katar und Ägypten am Mittwoch einen Vorschlag, der ihrer Aussage nach einige neue Ideen beinhaltet.
Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" unter Berufung auf einen israelischen Regierungsbeamten fordert die Hamas nun nicht länger einen vollständigen Rückzug der israelischen Truppen in der ersten Phase des von US-Präsident Joe Biden im Mai vorgestellten dreistufigen Plans. Die erste Phase dieses Plans sieht die Freilassung einiger Geiseln während einer sechswöchigen Waffenruhe vor.