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Studie: Corona-Tote verlieren mehr Lebensjahre als angenommen

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Zwei ältere Menschen sitzen in Tübingen auf einer Bank.Bild: imago images/Eibner
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Studie zeigt: Corona-Erkrankung kann bis zu 13 Jahre Lebenszeit kosten

14.05.2020, 21:20
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Personen, für die die vom Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 tödlich ist, sind entweder alt oder haben eine Vorerkrankung. Das ist die landläufige Meinung.

Oder wie es Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) Ende April im Sat.1-"Frühstücksfernsehen" etwas drastischer formulierte, um Corona-Maßnahmen zu kritisieren: "Ich sage es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären, aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen."

Studie aus Schottland kommt zu dem Ergebnis, dass Coronavirus-Tote bis zu 13 Jahre Lebenszeit verlieren

Eine Modellstudie der Universität Glasgow und der schottischen Gesundheitsbehörde kommt allerdings zu einem anderen Ergebnis. Die Annahme, dass an Covid-19 verstorbene Personen ohnehin nur noch wenig Lebenszeit gehabt hätten, ist demnach falsch.

So verlören weibliche Coronavirus-Tote durchschnittlich elf Jahre Lebenszeit, Männer gar 13 Jahre. Die Forscherinnen und Forscher der Uni Glasgow verglichen verschiedene Daten, bevor sie zu diesem Ergebnis kamen:

  • Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur generellen Lebenserwartung von verschiedenen Altersgruppen
  • Erkenntnisse zu Corona-Todesfällen im besonders schwer betroffenen Italien
  • Daten aus Großbritannien, um abzuschätzen, wie lange die Lebenszeit vorerkrankter Menschen im Durchschnitt noch gewesen wäre

Die Studie legte dabei ein besonderes Augenmerk auf Patienten mit Herzkrankheiten, Schlaganfall, Bluthochdruck, Diabetes, Demenz, COPD, Krebs, Leberversagen und Nierenerkrankungen. Aus Italien weiß man, dass mit 73 Prozent die meisten der Corona-Toten Bluthochdruck als Vorerkrankung hatten. Gefolgt von rund 31 Prozent, die Diabetiker waren sowie knapp 28 Prozent mit Herzerkrankungen.

Faktoren wie Zustände des Gesundheitssystems nicht berücksichtigt

Die Autoren der Studie weisen allerdings darauf hin, dass die Überlebenschancen freilich auch abhängig von der regionalen Versorgungssituation ist. Faktoren wie der Zustand des Gesundheitssystems oder das Verhalten von Betroffenen seien aber nicht in die Studie eingeflossen. Mangelnde Kapazitäten sollen zum Beispiel in Italien der Grund für viele Todesfälle sein, so die Vermutung. Darüber hinaus hat die Studie nicht erfasst, ob verstorbene Patienten Raucher waren oder an Übergewicht litten.

Die meisten Covid-Toten sind alte Menschen, aber die Forscher der Studie warnen trotzdem, dass eine Coronavirus-Infektion auch bei jungen, gesunden Menschen tödlich verlaufen kann. Außerdem weist die Studie darauf hin, dass eine Vorerkrankung nicht unbedingt bedeutet, dass man früh stirbt. Dennoch: "Die meisten Menschen verlieren durch eine Covid-19-Infektion deutlich mehr Lebenszeit als ein oder zwei Jahre".

Die ganze Studie "Covid-19 – Exploring the Implications of Long-Term Condition Type and Extent of Multimorbidity on Years of Life Lost: A Modelling Study" könnt ihr hier einsehen.

(as)

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