Das Coronavirus trifft nicht alle Menschen gleich.Bild: dpa / Andre Lucas
International
Die Corona-Pandemie droht die soziale
Ungleichheit in mehreren Ländern gleichzeitig zu verschärfen. Zu
diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Hilfsorganisation Oxfam, für
den unter anderem 295 Wirtschaftswissenschaftler aus 79 Ländern
befragt wurden. "Wie unter einem Brennglas zeigen sich in der
Pandemie die vielfältigen Formen der Unterdrückung und
Marginalisierung, denen Menschen unter anderem aufgrund ihres
Geschlechts, ihrer Sexualität, ihres Alters, einer Behinderung sowie
im Zuge von Rassismus und Klassismus ausgesetzt sind", heißt es in
dem am Montag veröffentlichten Bericht.
87 Prozent der befragten Wissenschaftler erwarten Oxfam zufolge,
dass die Einkommensungleichheit in ihrem Land als Folge der Pandemie
zunehmen oder stark zunehmen wird. Mehr als die Hälfte ist der
Ansicht, dass die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern
wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich zunehmen wird und mehr als
zwei Drittel gehen davon aus, dass die Ungleichheit zwischen Weißen
und BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) zunehmen wird. Besonders alarmierend sei, dass zwei Drittel der Ökonomen meinten, ihre Regierung habe keine Strategie zur Bekämpfung der
Ungleichheit, schreibt die Organisation.
Ungleichheit bei Bereitstellung der Impfstoffe
Menschen in Armut seien dem Coronavirus am stärksten ausgesetzt.
Sie lebten häufiger in beengten Verhältnissen, teilweise ohne Wasser
und sanitäre Einrichtungen. Viele, insbesondere im informellen Sektor
Tätige, könnten nicht von zu Hause aus arbeiten. In zahlreichen
Ländern arbeiteten insbesondere Menschen mit Migrationsgeschichte
häufig im Gastgewerbe, im Gesundheits- und Pflegewesen und in anderen
Bereichen, in denen eine Ansteckung wahrscheinlicher ist. Diese
Menschen litten auch häufiger unter Vorerkrankungen, die das Risiko
schwerer Krankheitsverläufe erhöhen. "Das Virus trifft nicht alle
gleich."
Die Hilfsorganisation befürchtet, dass sich die Ungleichheit auch
besonders stark bei der weltweiten Bereitstellung von
Corona-Impfstoffen zeigen wird. Eine kleine Gruppe reicher Nationen,
die nur 14 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren, habe mehr als
die Hälfte der Vorräte der führenden Covid-19-Impfstoffkandidaten
aufgekauft. Sollte es keine Preisbegrenzungen geben, hätten
insbesondere in Armut lebende Menschen keine Chance auf eine Impfung,
während Pharmakonzerne weiter hohe Gewinne einfuhren.
Die Corona-Pandemie müsse ein Weckruf sein, "extreme Ungleichheit
und Armut endlich bei der Wurzel zu packen", so Oxfam. Dazu brauche
es unter anderem für jedermann zugängliche soziale Sicherungssysteme
und mehr Gemeinwohlorientierung der Wirtschaft. "Konzerne und
Superreiche müssen jetzt ihren fairen Beitrag leisten, um die Krise
zu bewältigen", sagt Tobias Hauschild von Oxfam
Deutschland.
(pas/dpa)
Noch vor 15 Jahren galt Ungarn als eines der gesellschaftlich tolerantesten Länder in Osteuropa. Die Magyaren suchten entschlossen die Anbindung an den Westen, arbeiteten die Jahre der sowjetischen Unterdrückung auf und internationale humanitäre Organisationen hatten freie Hand. Kurz darauf zog aber Viktor Orbán in den Präsidentenpalast in Budapest ein. Seitdem hat sich Ungarn in vielerlei Hinsicht rückwärts entwickelt.