Krieg kostet. Nicht nur Soldaten und Kampfmittel, sondern auch Geld. Das bekommt Russlands Präsident Wladimir Putin immer mehr zu spüren.
Händeringend sucht er seit Monaten bereits mit allerhand Tricks nach neuem "Kanonenfutter", wie seine Soldaten inzwischen auch genannt werden. Nicht nur Häftlinge versuchte er schon – mehr oder weniger erfolgreich – an die Front zu locken. Auch kampffähige junge Russen, die sich inzwischen außer Landes befinden, sollen zurückkommen – ihnen würde immerhin ein guter Sold winken. Ob sie so lange an der Front überleben? Mindestens fraglich.
Seit der ehemalige Anführer der Söldner-Truppe Wagner, Jewgeny Prigoschin, bei einem Flugzeugabsturz gestorben ist, gibt es zumindest medienwirksam keine lauten Forderungen mehr nach Munition. Denn auf dieses Problem machte Prigoschin bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit lautstark aufmerksam. Dass jedoch die Munition auch weiterhin knapp ist, dürfte gesetzt sein.
Putin steht nun offenbar vor einem weiteren, größeren Problem: Seine Wirtschaft ächzt. Die westlichen Sanktionen wegen seines Krieges in der Ukraine und die Wirtschaftsführung des Kreml-Chefs schwächen das Wachstum.
Nun ist er auf der Suche nach weiteren Einnahmequellen – und fischt dafür offenbar in den Gefilden der russischen Elite. Denn Putin braucht Geld, um die hohen Militärausgaben zu finanzieren und sich auf einen möglichen Konflikt mit der Nato vorzubereiten.
Laut einer Analyse der Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) könnte Putin die Lösung für seine Geldprobleme bei den sogenannten Silowiki suchen. Das sind russische Vertreter:innen von Militär und Geheimdiensten, die ihre Macht in der Zeit von Boris Jelzin (von 1991 bis 1999 erster Präsident Russlands) oder Putin erlangt haben.
Den Erkenntnissen des ISW zufolge habe Putin signalisiert, dass ebenjene Elitegruppe für die langfristige finanzielle Stabilität des Landes sorgen könnte. Putin könnte einigen wohlhabenden Silowiki "einige Schmerzen auferlegen."
Einige Mitglieder der russischen Wirtschaftselite standen dem Krieg in der Ukraine anfangs kritisch gegenüber. Sie fürchteten bereits damals Auswirkungen auf die Wirtschaft und Gesellschaft. Womit sie recht hatten. Doch trotzdem haben sich laut Berichten des "Guardian" viele inzwischen mit dem Krieg abgefunden.
Die Analyst:innen des ISW legen zudem nahe, dass sich Putin mit seinen Maßnahmen, die Wirtschaft zu stabilisieren, auf einen "künftigen groß angelegten Konflikt mit der Nato und einen langen Krieg in der Ukraine einstellt".
Zwar hat Putin bisher gute Beziehungen zur Wirtschaftselite, doch mit seinem Vorhaben, sie zur Kasse zu bitten, könnte er diese Beziehungen aufs Spiel setzen.
Er distanzierte sich sogar vor kurzem von ihr, was auf einen weiteren Schlag hindeuten könnte. Das ISW zitiert eine Rede Putins vor der Föderalversammlung Ende Februar: Diejenigen, die sich "aufgrund der wirtschaftlichen Prozesse in den 1990er Jahren die Taschen gefüllt haben", seien nicht die Elite, sagte er demnach. Die "wahre Elite" seien die Arbeiter und Militärs, die ihre Loyalität gegenüber ihrem Land bewiesen hätten.
Auch dem Westen und der Nato hat Putin in jüngster Zeit vermehrt gedroht. Zu seiner Wiederwahl erklärte er da: Solle es zu einem direkten Konflikt zwischen Russland und der Nato kommen, sei die Welt "nur einen Schritt entfernt" von einem dritten Weltkrieg.
Solange Putins Kriegskasse allerdings schrumpft, ist das eher unwahrscheinlich.