
In den USA kritisieren viele das Vorgehen der, von Trump ausgesandten Bundestruppen nach Portland, Oregon.Bild: imago images / MediaPunch
International
23.07.2020, 07:4523.07.2020, 07:45
Im Streit um den Einsatz von
Sicherheitskräften des Bundes in US-Städten hat die Regierung in
Washington die Entsendung von "Hunderten" Beamten in die Stadt
Chicago angekündigt. Damit solle einer Welle der Gewalt in der
Millionenmetropole begegnet werden, erklärte US-Präsident Donald
Trump am Mittwoch (Ortszeit) im Weißen Haus. Dort habe es zuletzt
eine "schockierende Explosion an Tötungen" und Gewaltverbrechen mit
Schusswaffengebrauch gegeben. "Dieses Blutvergießen muss ein Ende
haben", sagte Trump. "Wir haben keine andere Wahl, als uns
einzumischen."
Chicagos Bürgermeisterin: "Brauchen keine Bundestruppen"
Chicagos Bürgermeisterin Lori Lightfoot nannte Trumps Ankündigung
einen "politischen Stunt". Die Demokratin hatte sich schon vor der
Ankündigung klar gegen die Entsendung von paramilitärisch anmutenden
Sicherheitskräften des Bundes ausgesprochen. Am Mittwoch sagte sie:
"Wir brauchen keine Bundestruppen. Wir brauchen keine namenlosen
Beamten, die in den Straßen von Chicago umherstreifen, unsere
Einwohner ohne Grund aus dem Verkehr ziehen und ihre
verfassungsmäßigen Rechte verletzen."
Die Regierung werde Sicherheitskräfte des Bundes auch in andere
Städte schicken, kündigte Justizminister William Barr an. Mehr als
200 seien bereits in Kansas City, eine vergleichbare Zahl an Beamten
werde nach Chicago geschickt. 35 weitere würden nach Albuquerque in
New Mexico entsandt. Nach Angaben des Justizministeriums ist die Zahl
der Morde in Chicago im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen.
Trump versprach, dass Straftäter ausfindig gemacht, festgenommen und
strafverfolgt würden. Dies werde eine harte und "mühsame Arbeit"
werden und einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte er.
Polizeimanöver sollen nur von eigenem Versagen ablenken
Angesichts der Stärke der Polizei in der Millionenstadt, in der
rund 13.000 Polizeikräfte arbeiten, stellt sich die Frage, wie viel
200 zusätzliche Beamte ausrichten können. Lightfoot sagte, Trump
wolle nur von seinem "Versagen" im Kampf gegen die Corona-Pandemie
ablenken. Wenn Trump wirklich etwas tun wollte, um die Gewalt in
Städten zu bekämpfen, sollte er sich zum Beispiel auf Bundesebene für
ein strengeres Waffenrecht einsetzen, forderte sie. "Es ist ihm egal.
Es ist ihm absolut egal", sagte sie. Dem Präsidenten gehe es nur
darum, sich selbst zu helfen und andere schlecht zu machen. "Falls
ihm Städte wichtig wären, falls ihm Chicago wichtig wäre, gäbe es
bedeutsame Wege, wie der Präsident tatsächlich helfen könnte", sagte
Lightfoot.
In Oregon wird gegen Bundestruppen geklagt
In einem politisch sehr ungewöhnlichen Schritt hatte die
Regierung bereits gegen den erklärten Willen der Stadt
Sicherheitskräfte nach Portland im Westküstenstaat Oregon entsandt.
Chicago dürfte zunächst auch keine juristische Handhabe gegen die
Entsendung der Kräfte des Bundes haben. In Oregon sind aber bereits
Klagen gegen das teils brutale Vorgehen der Bundestruppen anhängig,
unter anderem von der Justizministerin des Bundesstaats. Was sich in
Portland nach der Entsendung der Bundesbeamten abgespielt habe, sei
nicht Demokratie, sagte Lightfoot. "Das nennen wir Tyrannei und
Diktatur", sagte sie.

US-Bundestruppen in Portland.Bild: imago images / ZUMA Press
Der Republikaner Trump, der sich im November um eine zweite
Amtszeit bemüht, wirbt im Wahlkampf mit dem Einsatz für Sicherheit,
Recht und Ordnung. Er wirft den Demokraten vor, Großstädte
protestierenden "Anarchisten" und Gewalttätern zu überlassen.
"Jahrzehntelang haben Politiker, die viele Großstädte unseres Landes
regieren, das Interesse von Kriminellen über die Rechte
gesetzestreuer Bürger gestellt", sagte Trump. Er warf ihnen vor, sich
mit der "extrem linken Bewegung" zur "Zerschlagung" der
Polizeibehörden gemein gemacht zu haben – mit der Konsequenz, dass
die Gewalt außer Kontrolle gerate.
USA diskutieren über Polizeireformen
Trump bezog sich auf Forderungen, der Polizei Mittel zu
streichen. Seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem
brutalen Polizeieinsatz vor knapp zwei Monaten wird in den USA
landesweit über Budgetkürzungen und die Neuorganisation der Polizei
diskutiert. Auch Barr stellte die Zunahme an Gewalt in direkten
Zusammenhang mit der Forderung nach weitreichenden Polizeireformen:
"In vielen Städten ist diese Zunahme ein direktes Ergebnis der
Attacke auf die Polizeikräfte und die Schwächung der Polizeikräfte."
Trump kündigte am Mittwoch an, die Regierung werde einigen Kommunen
zusätzliche Mittel für die Einstellung von Polizisten zur Verfügung
stellen.
Erst am Dienstag waren bei einer Schießerei in Chicago 15
Menschen teils schwer verletzt worden. Bei einem separaten
Zwischenfall wurde ein dreijähriges Mädchen angeschossen. In Chicago – der drittgrößten Stadt der USA – kommt es bei Auseinandersetzungen
rivalisierender Gangs zu vielen Gewaltverbrechen. Die Gewalt ist aber
auch auf eine große Anzahl illegaler Waffen und soziale Probleme
zurückzuführen.
In Portland wiederum war es bei Protesten, die nach dem Tod
Floyds begannen, zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei
gekommen. Zudem kam es wiederholt zu Sachbeschädigungen am Gebäude
eines Bundesgerichts.
(vdv/dpa)
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