Die politische Lage in Brasilien ist unübersichtlich: Der beliebteste Politiker des südamerikanischen Landes sitzt hinter Gittern.
"Weil alle Umfragen zeigen, dass ich die Wahl im Oktober leicht gewinnen würde, versucht die extreme Rechte in Brasilien, mich aus dem Rennen zu nehmen", schrieb der Ex-Präsident in einem am Dienstag veröffentlichten Beitrag in der "New York Times".
Trotz allem ließ sich seine linke Arbeiterpartei (PT) Lula am Mittwoch offiziell als Kandidat registrieren. Eine ganze Reihe linker Gruppen will die Bewerbung mit Großdemonstrationen unterstützen. "Wir werden politisch und juristisch für diese Kandidatur kämpfen", kündigte Parteichefin Gleisi Hoffmann an.
Gerade unter einfachen Leuten genießt der "Präsident der Armen" noch immer enormen Rückhalt. Er holte Millionen Brasilianer mit dem Programm "Fome Zero" (Null Hunger) aus der extremen Armut, stellte sich aber auch mit den Unternehmern gut.
Lulas Kandidatur ist der große Unsicherheitsfaktor bei der Wahl am 7. Oktober. Mit rund 30 Prozent in den jüngsten Umfragen ist er der mit Abstand beliebteste Bewerber. Kann er nicht antreten, dürfte ein Hauen und Stechen um die Stimmen seiner Anhänger beginnen.
Zwar könnte sein Vizekandidat Fernando Haddad sicherlich von der Lulas Popularität profitieren - ob wirklich alle Lula-Fans für die Kopie stimmen, wenn das Original nicht auf dem Wahlzettel steht, ist allerdings fraglich.
Bolsonaro, der "Trump Brasiliens", schockiert immer wieder mit Entgleisungen. Einer Politikerin bescheinigte er einmal, sie habe es nicht verdient, vergewaltigt zu werden, "weil sie sehr hässlich ist".
Ins Rennen geht auch die frühere Umweltministerin Marina Silva. Analysten bezweifeln jedoch, dass die farbige Politikerin sich in einer Stichwahl gegen den Widerstand der mächtigen Eliten durchsetzen könnte.
Ganz Brasilien steckt in einer schweren Krise. Vor einigen Jahren galt die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas noch als aufstrebende Regionalmacht, heute ist das Land ein Sorgenkind. Durch die jüngsten Korruptionsskandale ist fast die gesamte politische Klasse des Landes diskreditiert.
Nach einer schweren Rezession erholt sich die Wirtschaft nur langsam. Die Olympischen Spiele und die Fußballweltmeisterschaft sorgten nicht für den erhofften Aufschwung. Und die Spirale der Gewalt dreht sich immer weiter.
(pb/dpa)