Bald wird es weniger Touristen in Palma geben: Es gilt eine Reisewarnung für ganz Spanien, bis auf die Kanaren.Bild: dpa / Clara Margais
International
15.08.2020, 08:4716.08.2020, 09:38
Wegen steigender Corona-Zahlen in Spanien hat die Bundesregierung fast das ganze Land zum Risikogebiet erklärt. Zugleich warnt sie vor Reisen in das beliebte Urlaubsland, einschließlich Mallorca. Nun hat der Reisekonzern Tui ab Samstag alle Pauschalreisen dorthin
abgesagt.
Den Kunden würden Umbuchungen zu anderen Reisezielen
angeboten, zum Beispiel zu den Kanarischen Inseln, wie ein
Tui-Sprecher am Freitagabend der dpa sagte. Die Inselgruppe weit
draußen im Atlantik vor der Westküste Afrikas ist die einzige
spanische Region, die nicht zum Risikogebiet erklärt wurde.
Reisende,
die bereits in den betroffenen Feriengebieten seien, biete Tui an,
sie auf Wunsch früher als geplant nach Hause zu fliegen.
Für Spanien und vor allem für Mallorca ist das ein weiterer schwerer
Schlag. Allerdings war die Saison auch bisher schon katastrophal für
die Tourismusbranche, die in normalen Zeiten mehr als zwölf Prozent
zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt und etwa 2.5 Millionen Menschen
Arbeit bietet.
Reisewarnung heißt: Reisende können Buchungen kostenlos stornieren
Die Einstufung als Risikogebiet bedeutet, dass für heimkehrende
Urlauber eine Testpflicht auf das Coronavirus greift. Bis das
Ergebnis vorliegt, müssen sie sich in häusliche Quarantäne begeben.
Eine Reisewarnung geht weiter. Sie ist zwar kein Reiseverbot, aber
eine abschreckende Wirkung ist beabsichtigt. Und sie hat eine
positive Seite für Verbraucher: Sie ermöglicht es Reisenden,
Buchungen kostenlos zu stornieren.
Nachdem die Corona-Zahlen seit dem Ende des Lockdowns am 21. Juni
wieder stetig steigen, gab es bisher schon Reisewarnungen für die
Hauptstadt Madrid, Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona
und den Stränden der Costa Brava sowie für das spanische Baskenland
und die Regionen Navarra und Aragón.
Spanien liegt über wichtigem Grenzwert
Zentrales Kriterium für die Einstufung als Risikogebiet ist, in
welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr
als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gegeben hat. Für ganz
Spanien gab das Gesundheitsministerium in Madrid diesen Wert am
Freitag mit mehr als 58 für die vergangenen sieben Tage an. Auf den
Balearen liege er sogar bei über 77. Über die Risikogebiete führt das
RKI eine Liste, die fortlaufend aktualisiert wird. Sie umfasst
derzeit etwa 130 Staaten von Ägypten über Russland bis zu den USA.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßte die Entscheidung
des Auswärtigen Amts, für fast ganz Spanien eine Reisewarnung
auszusprechen. "Mallorca ist inzwischen klar ein Risikogebiet", sagte
der Bundestagsabgeordnete der "Rheinischen Post" (Samstag) und
warnte: "Wir müssen leider mit vielen infizierten Rückkehrern
rechnen." Tests nach der Rückkehr seien daher "unbedingt notwendig".
Für Rückkehrer aus Corona-Risikogebieten gilt generell schon seit
einigen Wochen, dass sie sich beim Gesundheitsamt melden und Angaben
zu Symptomen und einem eventuellen Corona-Test machen müssen. Seit
dem vergangenen Wochenende greift zudem eine Testpflicht bei der
Heimkehr: Wer kein negatives Test-Ergebnis von kurz vor der Abreise
dabei hat, muss sich nach der Ankunft in Deutschland testen lassen.
Das heißt: Entweder man lässt sich noch im Urlaubsland höchstens 48
Stunden vor der Abreise testen und legt einen Negativ-Nachweis in
deutscher oder englischer Sprache vor. Tests im Ausland sind aber
selbst zu zahlen. Oder man lässt sich nach Rückkehr in Deutschland
testen, was drei Tage lang kostenlos möglich ist.
(hau/dpa)
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