Die Halbzeitshow beim Super Bowl ist traditionell eines der größten Spektakel des Jahres. Politische Botschaften sind dort nicht gerne gesehen. Doch Shakira und vor allem Jennifer Lopez nutzten ihren Auftritt am Sonntagabend (Ortszeit), um ein klares Statement zu setzen – auch in Richtung des US-Präsidenten Trump.
So performte J. Lo ausgerechnet Bruce Springsteens "Born in the USA" in einem Mantel aus Kunstpelz, der auf einer Seite die Farben der US-Flagge, auf der anderen die der Fahne von Puerto Rico zeigte. Während des Songs drehte die in New York geborene Sängerin die Jacke um – ein klarer Verweis auf die Heimat ihrer Eltern.
Puerto Rico gehört zwar zum Hoheitsgebiet der USA, ist aber kein Bundesstaat. Die Menschen dort sind zwar US-Bürger, dürfen aber nicht an der Präsidentschaftswahl teilnehmen. Auch andere Rechte der US-Verfassung gelten für sie nicht. Eine eigenständige Außenpolitik darf Puerto Rico nicht betreiben.
Was aber hat das mit Trump zu tun? Der 45. US-Präsident hat die Insel in der Karibik besonders auf dem Kieker. Als 2017 der Wirbelsturm Maria Puerto Rico verwüstete, ließ Trump nur sehr zögerlich und widerwillig Hilfszahlungen der USA zu – und beklagte später öffentlich, dass es viel zu viel Geld gewesen sei. Zudem warf er den Puerto Ricanern ("großartige Menschen") Undankbarkeit vor.
Die Trump-Regierung verhängte Mitte Januar 2020 strenge Beschränkungen für die Nothilfe an Puerto Rico, einschließlich einer Sperrung der Ausgaben für das Stromnetz der Insel und der Aussetzung des Mindestlohns von 15 Dollar pro Stunde für staatlich finanzierte Hilfsmaßnahmen.
Im August 2019 nannte Trump Puerto Rico außerdem "einen der korruptesten Orte der Welt".
Vor diesem Hintergrund ist klar, dass Jennifer Lopez mit ihrer Jacke nicht nur auf ihre beiden Heimaten verweisen wollte. Das natürlich auch – aber jeder, der Trumps Aussagen zu Puerto Rico kennt, versteht auch die dahinterliegende Botschaft.
Zudem kritisierte Lopez auch Trumps Einwanderungspolitik. Ihre 11-jährige Tochter Emme kroch auf der Bühne aus einem erleuchteten Käfig. Auf dem Spielfeld standen weitere Käfige mit Kindern darin. Damit spielte J.Lo darauf an, dass Trump zeitweise an der Grenze zu Mexiko Kinder von ihren Eltern trennen und in Lagern hatte unterbringen lassen.
Zuletzt hatte Beyoncé die Halbzeitshow beim Super Bowl für eine politische Botschaft genutzt. Die R&B-Ikone präsentierte 2016 ihren tags zuvor veröffentlichten Song "Formation", der neben der feministischen Botschaft auch Kritik an der Polizeigewalt gegen Schwarze im Videoclip enthielt. Ihre Tänzerinnen trugen zudem Outfits im Stil der Black Panther Party: schwarzes Leder und schwarze Baretts.
In den seitdem vergangenen vier Jahren waren die Auftritte dagegen durchweg unpolitisch und harmlos gewesen – bis zum Sonntagabend.
(om)