Monatelang hatte er es angekündigt, nun setzte Republikaner Ron DeSantis es in die Tat um: Der Gouverneur von Florida verkündete am Mittwochabend offiziell seine Präsidentschaftskandidatur für die US-Wahlen im kommenden Jahr.
Damit rückt er seinem parteiinternen Rivalen Donald Trump einen Schritt näher auf die Pelle. Zwar sprechen die Umfragewerte aktuell deutlich für Trump, DeSantis tut allerdings schon jetzt alles dafür, seinem Kontrahenten die Wählerschaft strittig zu machen.
Ein erster Schlag in die Richtung der anderen Kandidierenden: Er wollte es anders machen bei der Verkündung seiner Kandidatur. Deshalb hat DeSantis sich mit Twitter-Chef Elon Musk zusammengetan und wollte seine Ankündigung nicht etwa per Bühnenauftritt oder Videoansprache machen. Sondern in einem Twitter-Space zusammen mit Musk.
Dabei liegt die Betonung auf 'wollte'. Denn der Auftakt war mehr als holprig. Das machen sich jetzt US-Präsident Joe Biden und Trump zunutze.
Eigentlich sollte DeSantis Ankündigung gegen 18 Uhr Ortszeit (0 Uhr in Deutschland) starten. Neben Musk moderierte noch dessen Buddy David Sacks den Audio-Livestream, ein konservativer IT-Investor und Großspender.
Musk hatte diese Art der Verkündung einer Präsidentschaft auf Twitter zuvor als historisch annonciert, ein technologisch innovativer Moment.
Doch statt DeSantis' Stimme hörten die rund 500.000 Zuhörer:innen: nichts. Bestenfalls ein Fiepen. Abgebrochene Stimmfetzen. Ron DeSantis und Elon Musk scheiterten krachend an der Technologie. Der Livestream bricht immer wieder zusammen, die Plattform war zeitweise überfordert, schmiss User von der Seite.
Das Letzte, was die Twitter-Nutzer:innen hörten, war ein Flüstern. DeSantis, der fragt: "Stürzt dauernd ab, was?" Dann Musk: "Die Server sind etwas strapaziert." Dann wurde der Stream abrupt beendet.
Rund eine halbe Stunde nach der offiziellen Startzeit, also circa 0.30 Uhr in Deutschland, vernahm man dann endlich den unsichtbaren DeSantis: "Ich kandidiere für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten, um unser großes amerikanisches Comeback anzuführen."
Es sind dieselben Worte, die er auch in seinem offiziellen Wahlkampf-Video wählt, das zeitgleich veröffentlicht wurde. Vor dem US-Sternenbanner in dem 74-sekündigen Filmchen wirkt DeSantis allerdings weitaus professioneller, als in dem Debakel mit Musk. Das wird nach dem holprigen Start kaum besser.
Zumindest kann DeSantis sich nun über einen neuen Twitter-Hashtag freuen: #DeSaster trendete anschließend auf der Plattform.
Sogar der US-Sender Fox News bezeichnete diese "Groß gehypte Ankündigung" als "Desaster auf Twitter".
Dazu kommt: Im Vorfeld sammelten sich einige positive Stimmen dazu, dass DeSantis einen Twitter-Space als seinen place to be für die Ankündigung auswählte. Sie erhofften sich, DeSantis würde sich den Fragen seiner Anhängerschaft stellen.
Doch auch diese Hoffnung verpuffte schnell. Denn in dem Gespräch mit Sacks und Musk kam der Republikaner kaum zu Wort. Meist drehten sich die Unterhaltungen mit einer Handvoll Fans nur darum, wie toll alle Anwesenden seien, um Tesla, Twitter und Musk selbst.
Diese Pannen waren selbstverständlich eine Steilvorlage für DeSantis' Konkurrenten Trump und Biden. Der US-Präsident twitterte am Mittwochabend einen Link zur Spendenseite seiner eigenen Wahlkampagne und kommentierte ihn mit den Worten: "Dieser Link funktioniert."
Auch auf Instagram platzierte Biden einen Seitenhieb in Form eines Video-Zusammenschnitts von DeSantis. "Können Sie eine Präsidentschaftskampagne starten?", fragte Biden dort unter anderem. Zu hören war anschließend das laute Fiepen, das die Twitter-User am Mittwochabend in dem Audio-Livestream ebenfalls ertragen mussten. Gefolgt von DeSantis' lautem Lachen, das inzwischen zu einem Meme geworden ist.
"Egal was passiert, du kannst Ron DeSantis' Agenda laut und deutlich hören", schrieb er dazu.
Auch Trump veröffentlichte zeitgleich mit dem Pannen-Stream mehrere Videos auf seinem Instagram-Kanal und auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social.
War Trump für DeSantis vor Jahren noch eine Art Mentor, fühlt sich der 76 Jahre alte Ex-Präsident nun von dem deutlich jüngeren Bewerber bedroht. Mit scharfen Worten schoss Trump am Mittwoch gegen seinen Kontrahenten.
"Anstatt dankbar zu sein, greift DeSantis nun genau den Mann an, der seine Karriere gerettet hat", hieß es etwa in einem von gleich zwei Videos auf Truth Social. Es gebe nur einen, der Amerika wieder großartig machen könne – und der heiße Donald Trump. Während seiner Zeit im Weißen Haus habe er das bereits unter Beweis stellen können.
Auf Instagram postete Trump mehrere Ausschnitte aus dem Stream, die die Pannen verdeutlichten. Ein Kurzclip zeigt etwa immer wieder im Wechsel die Kulisse, vor der Trump seine Ankündigung machte, Präsident werden zu wollen, und den Holper-Stream von DeSantis.
Auch einen Mini-Blockbuster schnitt Trump eigens für DeSantis zusammen, der ziemlich deutlich macht, was er von ihm hält: nichts.
(Mit Material der dpa)