Sowohl die Ukraine als auch der Aggressor Russland müssen seit dem seit rund zwei Jahre andauernden Angriffskrieg durch den russischen Machthaber Wladimir Putin mit hohen Verlusten umgehen. Die Höhe: unklar.
Doch zumindest aufseiten Russlands sind diese nun um ein Vielfaches gestiegen. Denn ein großangelegter Angriff auf die ukrainische Stadt Awdijiwka verpuffte im Nichts – und kostete Putin rund ein Drittel der dafür veranschlagten Panzer.
Putin veranlasste jüngst, dass zahlreiche alte Sowjet-Panzer modernisiert und an die Front geschickt werden, denn Russland fehlt es seit Monaten an allen Ecken und Enden: Kriegsgerät, aber auch Soldaten und die nötigen Gelder gehen Berichten zufolge auch mehr und mehr zuneige, die Wirtschaft wankt.
"Russland hat noch viele Panzer übrig, weil es während der Sowjetzeit zu viel Geld für die Verteidigung ausgegeben hatte", sagte der Militäranalyst Nick Reynolds kürzlich dem kanadischen Radio CBC. Diese alten, aus dem Kalten Krieg stammenden, Panzer bedeuten allerdings auch einen Qualitätsverlust für Russland an der Front.
Es ist allerdings unklar, wann dieser Vorrat Russlands erschöpft ist. Der Ukraine gelang dahingehend nun ein schwerer Schlag gegen Putin: Es war eine der größten Panzer-Kolonnen der vergangenen zwei Jahre, mit denen Russland versuchte, die Ukraine nahe Awdijiwka anzugreifen. Die Ukraine hatte allerdings offenbar genügend Munition, um auf die 48 Panzer zu feuern und zwölf Panzer und acht Schützenpanzer außer Gefecht zu setzen. Die übrigen hatten den Rückwärtsgang eingelegt oder gewendet, wie das US-Magazin "Forbes" und das Centre for Defence Strategies unter Berufung auf ukrainische Quellen und Aufnahmen berichten.
Ein Desaster für Putin und die offenbar schwindenden Ressourcen. Doch auch die Ukraine muss immer erfinderischer werden, denn auch sie kämpft seit Monaten mit knappen Kriegsmitteln.
Gegen die Sowjet-Panzer geht die Ukraine vermehrt mittels billiger umfunktionierter Drohnen vor. Laut einer Analyse der ukrainischen Wochenzeitung "Kyiv Post" kommen die sogenannten eingesetzten FPV-Drohnen (First Person View) mit Ausstattung auf rund 17.000 Dollar. Ein Schnäppchen im Vergleich zum modernen Russen-Panzer T-90, der laut "Forbes" bis zu 4,5 Millionen Dollar kosten kann.
Putin träumt jedoch offenbar weiterhin von seinem großen Ziel: Russland zu "alter Stärke" zurückführen, ganz nach sowjetischem Vorbild. Dazu zitiert der "Münchner Merkur" den ukrainischen Militärhistoriker Andrii Kharuk:
Dafür versucht sich Putin weiter an allerhand verschiedener Strategien.
Eigentlich ist es ein Routinevorgang: Zweimal im Jahr werden in Russland Wehrpflichtige zum zwölfmonatigen Grundwehrdienst eingezogen. Von Montag an wurden demnach 150.000 junge Russen rekrutiert. Per Gesetz können diese allerdings eigentlich nicht zum Kampf außerhalb Russlands eingesetzt werden.
Die Betonung liegt hier auf "eigentlich". Denn in Putins Lesart handelt es sich bei den umkämpften Gebieten in der Ukraine natürlich um russisches Gebiet. Ergo: 150.000 potenzielle neue Soldaten für die Front.
Denn auch für die Entlassung der Rekruten für den Grundwehrdienst ist festgeschrieben worden: Nach der Ausbildung können sich die Soldaten zum Kriegsdienst in der Ukraine verpflichten. Beobachter:innen zufolge ist der Druck in der Gruppe hoch, einen solchen Vertrag zu unterzeichnen.
Gute Neuigkeiten also für Putin. Doch er hat noch einen weiteren Plan, um die Rückschläge an der Front wieder auszugleichen.
Denn aufgrund der territorialen Größe ist Russlands Luftabwehr wohl nicht in der Lage, effektiv alle ukrainischen Drohnenangriffe abwehren zu können. Laut des Institute for the Study of War (ISW) muss der Kreml deshalb umdenken.
Das ISW schreibt in seiner Analyse, der russische Staatssender Izvestia berichte, dass Russlands Armee im Ukraine-Krieg zur Abwehr der Drohnen zunehmend auf mobile Einsatzgruppen setze. Denn ein gravierender Nachteil für Putin war bisher, dass seine Armee besonders träge und behäbig agiert. Das zumindest bewerteten einige Expert:innen so.
Konkret hätten laut ISW anonyme Quellen des Militärs berichtet, dass diese nicht näher benannten Waffentrupps über Wärmebildkameras, Systeme zur elektronischen Kriegsführung (EW) und über Pickups mit montierten Maschinengewehren verfügen sollen.
Sie könnten nach Einschätzung des Instituts eine direkte Reaktion auf die Intensivierung der ukrainischen Drohnenangriffe sein.