Ein Attentatsversuch live im Fernsehen. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro ist nach Regierungsangaben einem Sprengstoffanschlag entgangen. Während einer Rede in Caracas am Samstag seien mehrere mit Sprengstoff beladene Drohnen in der Nähe des Präsidenten explodiert, sagte Kommunikationsminister Jorge Rodríguez. Maduro bezichtige Kolumbien und die USA, hinter dem Attentat zu stecken. Die Geldgeber sitzen in Florida, sagte er am Sonntag.
Laut Kommunikationsminister Rodríguez explodierte ein Sprengsatz in der Nähe des Podiums, auf dem Maduro stand, weitere detonierten an verschiedenen Orten entlang der Militärparade im Zentrum der Hauptstadt Caracas. Zeugen beobachteten, wie Soldaten wenige Minuten nach dem Zwischenfall in der Nähe des Paradeortes ein Wohnhaus mit rußgeschwärzter Fassade untersuchten. Der Staatschef sei unversehrt.
Im Fernsehen war zu sehen, wie Maduros Umgebung, darunter auch seine Frau, während seiner Rede plötzlich nach oben schaut. Die Kamera schwenkt auf die vorbeiziehende Parade, im Publikum bricht Panik aus. Auf anderen Bildern ist in der Ferne ein Knall zu hören.
Der unversehrt gebliebene Maduro sprach von einem versuchten Anschlag auf sein Leben und beschuldigte Kolumbien, dahinter zu stecken. Er sagte:
Er habe "keinen Zweifel", dass der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos dahinter stecke. Die "Geldgeber" des "Attentats" säßen in den USA. Mehrere Verdächtige seien festgenommen worden. Nach Angaben der Regierung, wurden alle Attentäter gefasst.
Der linkspopulistische Nicolàs Maduro, 55, folgte 2013 auf den verstorbenen Staatschef Hugo Chavez. Im Mai wurde er für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Die Opposition wirft ihm Wahlbetrug vor. Kritiker im In- und Ausland rügen ihn, durch die Entmachtung des Parlaments eine Diktatur errichtet zu haben.
Das ölreiche Land Venezuela steckt seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise. Durch den Verfall des Ölpreises seit 2014 – Öl ist die Haupteinnahme-Quelle für Venezuela – fehlt dem südamerikanischen Staat das Geld, es gibt gravierende Versorgungsengpässe. Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) könnte die Inflationsrate bis Jahresende bei eine Million Prozent liegen.
Eine bisher unbekannte Gruppe bekannte sich unterdessen zu dem versuchten Anschlag auf Venezuelas Präsidenten Maduro. Es verstosse gegen die "militärische Ehre", eine Regierung zu unterstützen, welche "die Verfassung vergisst und aus dem Staatsdienst einen obszönen Weg zur Selbstbereicherung gemacht hat." So hieß es in einer in der Nacht auf Sonntag im Internet veröffentlichten Erklärung. Unterzeichnet war sie von einer "Nationalen Bewegung der Flanell-Soldaten".
Aussagen von Feuerwehrleuten, die am Tatort waren, nähren Zweifel daran, dass es sich bei der Explosion um ein Attentat auf Maduro handelte. Drei Feuerwehrleute, die anonym blieben, sagten, dass es sich bei dem angeblichen Attentat um eine Gasexplosion in einer nahe gelegenen Wohnung handelte. Demnach konnte man aus einem Gebäude in der Nähe des Podiums Rauch aufsteigen sehen. Kritiker der Regierung befürchten, dass Maduro den angeblichen Anschlag nutzen werde, um noch härter gegen Oppositionelle vorzugehen.
(afp, per.)