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International
20.02.2020, 09:4211.04.2024, 17:04
US-Präsident Donald Trump holt seinen
loyalen Botschafter in Deutschland in die Regierungszentrale: Richard
Grenell wird der neue geschäftsführende Geheimdienstkoordinator.
Damit wird der Diplomat - der in Berlin oft mit polarisierenden
Äußerungen und deutlicher Kritik an der deutschen Regierungspolitik
angeeckt war – bis auf Weiteres eine Schlüsselposition im Weißen Haus
besetzen.
"Rick hat unser Land äußerst gut repräsentiert, und ich
freue mich darauf, mit ihm zu arbeiten", schrieb Trump am
Mittwochabend (Ortszeit) auf Twitter.
Der Direktor der Nachrichtendienste (DNI) hat die Aufgabe, die 17
verschiedenen US-Geheimdienste zu koordinieren. Grenell folgt in der
Position auf Joseph Maguire, der wiederum im vergangenen August Dan
Coats abgelöst hatte. Maguire hat den Posten ebenfalls nur
geschäftsführend inne, das heißt, er war für die Aufgabe nicht vom
Senat bestätigt worden. Deswegen konnte er der "New York Times"
zufolge nur noch bis 12. März im Amt bleiben. Maguire erklärte, er
werde die Geschäfte bis zu Grenells Antritt weiterführen.
Grenell wird für seine Loyalität zu Trump belohnt
Grenell gilt als extrem loyal zu Trump und rühmt sich immer
wieder eines guten Drahtes ins Weiße Haus. Am Sonntag hatte er etwa
auf Twitter geschrieben, Trump habe ihn gerade aus dem
Regierungsflugzeug Air Force One angerufen. Grenell hielt sich in
Berlin verbal nie zurück und fiel öfters mit undiplomatischen
Handlungsanweisungen sowie scharfer – und öffentlicher – Kritik an
der Politik der Bundesregierung auf, wenn diese den von Trump
verfolgten US-Interessen zuwiderlief. Manche Kritiker sahen ihn daher
auch als ein Art Einpeitscher, der sich mit dem eigenen Präsidenten
gut stellen wollte.

US-Botschafter Richard Grenell bei der Ankunft zur Münchner Sicherheitskonferenz.Bild: imago images / Björn Trotzki
Grenell warnte zum Beispiel deutsche Unternehmen kurz nach seiner
Ernennung als Botschafter im Mai 2018 eindringlich davor, mit dem
Iran zusammenzuarbeiten. Er kritisierte Deutschland und andere
Nato-Staaten auch immer wieder dafür, nicht genug für ihr Militär
auszugeben.
Auch in Sachen Huawei wiederholte er stets die kritische
Haltung Trumps: Deutschland müsse den chinesischen Telekomriesen vom
Aufbau der Mobilfunknetze der nächsten Generation ausschließen. Zudem
drohte er - für einen Botschafter eher unüblich – auch sehr früh
wegen der deutsch-russischen Ostseepipeline Nord Stream 2 mit
Sanktionen.
Grenell will trotzdem Botschafter bleiben
Als Trump im vergangenen Jahr seinen Nationalen
Sicherheitsberater John Bolton rausschmiss, war Grenell als möglicher
Nachfolger im Gespräch. Letztlich ging dieses noch mächtigere Amt
aber an den Diplomaten Robert O'Brien. Im vergangenen Oktober
ernannte Trump Grenell zusätzlich zum Botschafteramt auch zum
Gesandten für die Bemühungen um Frieden zwischen Serbien und dem
Kosovo.

Richard Grenell (l.) und der serbische Präsident Aleksandar Vicic (r.) bild: imago images / Pixsell
Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf einen
ranghohen US-Beamten, dass Grenell trotz der neuen Aufgabe auf dem
Papier zunächst noch Botschafter in Deutschland bleiben solle, wofür
er von einer Mehrheit im Senat bestätigt worden war.
Eine solche
Konstellation ist unter Trump nicht so ungewöhnlich: Mick Mulvaney
etwa ist seit mehr als einem Jahr sein geschäftsführender Stabschef,
obwohl er pro forma noch der Leiter des Haushaltsamts (OMB) ist.
Keinen einheitlichen Rückhalt im Senat
Wegen seiner immer wieder öffentlich demonstrierten Loyalität zu
Trump ist Grenell in Washington nicht unumstritten. Ob er vom Senat
permanent für das Amt des Geheimdienstkoordinators bestätigt werden
könnte, ist daher trotz der knappen republikanischen Mehrheit in der
Parlamentskammer unsicher.
Der demokratische Senator Mark Warner, der
stellvertretende Vorsitzende des Geheimdienstausschusses, kritisierte
Grenells Berufung. Dieser habe "keine Erfahrung in Sachen
Geheimdienste", und die Geheimdienste "verdienen Stabilität und eine
erfahrene Person, um sie in Zeiten massiver nationaler und globaler
Sicherheitsherausforderungen zu führen", erklärte Warner.
Die Berufung Grenells lässt zumindest darauf schließen, dass
Trump für das Amt des Geheimdienstkoordinators eine Person wollte,
deren Loyalität zu ihm außer Frage steht. Trump hat sich häufig sehr
skeptisch, bisweilen misstrauisch über die Geheimdienste geäußert. Er
befürchtet, dass es dort selbst in den obersten Rängen viele
Bürokraten gibt, die seiner Regierung schaden wollen.
Grenell hat viele Vorgänger
Der damals vom Senat bestätigte Coats hatte das Amt des
Koordinators von März 2017 bis August 2019 inne. Gegen Ende seiner
Amtszeit wurden aber immer wieder Meinungsverschiedenheiten zwischen
ihm und Trump öffentlich - unter anderem in Bezug auf den Konflikt
mit dem Iran. Nach Coats' Abgang legte auch dessen Stellvertreterin
Sue Gordon ihr Amt nieder. Ursprünglich hatte Trump daraufhin den ihm
politisch extrem wohlgesonnenen republikanischen Abgeordneten John
Ratcliffe als Nachfolger für Coats vorgesehen.

Joseph Maguire: Noch geschäftsführender GeheimdienstdirektorBild: www.imago-images.de
Dieser gab aber nach
zahlreichen kritischen Medienberichten über seine Vergangenheit und
anhaltenden Zweifeln an seiner Qualifikation auf. Daraufhin hob Trump
Maguire auf den Posten, den damaligen Direktor des
Terrorabwehrzentrums.
Vor seiner Ernennung zum US-Botschafter in Berlin war Grenell als
Politik- und Kommunikationsberater in Los Angeles tätig. Von 2001 bis
2008 war er der Sprecher des US-Botschafters bei den Vereinten
Nationen in New York gewesen. Davor hatte er unter anderem als
Pressesprecher für die Regierung des damaligen New Yorker Gouverneurs
George Pataki gearbeitet.
Grenell geht offen mit seiner Homosexualität um und hat sich
immer für die Rechte von Schwulen und Lesben eingesetzt.
(dpa/vdv)
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