Kamala Harris ist auf dem besten Weg, Präsidentschaftskandidatin der Demokraten zu werden.Bild: AP / Darron Cummings
International
26.07.2024, 13:1026.07.2024, 13:11
US-Präsident Joe Biden ist vergangene Woche einen Schritt gegangen, den es so in der Form noch nicht gab in den USA: Er ist kurz vor den Präsidentschaftswahlen im November und dem offiziellen Nominierungsparteitag der Demokraten Mitte August aus dem Wahlkampf ausgestiegen.
Er hat das Feld seiner Vize-Präsidentin Kamala Harris überlassen und ist damit der Forderung vieler aus seiner Partei nachgekommen.
Nach und nach schlossen sich die Reihen hinter Harris, viele prominente Parteimitglieder stellten sich hinter sie als mögliche neue Kandidatin der Demokraten. Am Freitag hatte sich auch der ehemalige US-Präsident Barack Obama dazu entschieden, Harris als Kandidatin zu empfehlen. Auf sein Statement wurde mehrere Tage gewartet.
Sie gilt klar als Kronfavoritin. Der Parteitag der Demokraten wurde infolge der Ereignisse vorgezogen. Ab dem 1. August sollen die Parteimitglieder nun schon für eine:n Ersatzkandidat:in abstimmen können.
Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich
hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden?
Hier findest du unseren Broadcast-Channel.
Doch kann ihr überhaupt noch jemand in die Quere kommen?
Kamala Harris hat schließlich auf der internationalen Bühne bislang nicht überzeugt. Mitarbeitende beklagten sich in den vergangenen Jahren über ihren schlechten Führungsstil, bei Auftritten war von Charisma wenig zu spüren.
Doch im Wahlkampf hat sie sich mehr und mehr in die Hauptrolle geschoben. Sie hat Joe Biden immer wieder verteidigt und Donald Trump in ihren Reden angegriffen.
So richtig gefährlich dürfte ihr aktuell niemand aus ihrer Partei werden. Denn die großen Namen aus der ersten Reihe haben sich bereits aus dem Rennen genommen.
Darunter etwa: Gavin Newsom, Gretchen Whitmer, Pete Buttigieg oder Josh Shapiro. Die letzteren beiden werden inzwischen als mögliche Vize-Anwärter gehandelt.
Gavin Newsom, Gretchen Whitmer, Pete Buttigieg, Josh Shapiro
Gavin Newsom wurde in den vergangenen Monaten am meisten als Ersatz für Joe Biden genannt. Der Kalifornier suchte immer wieder den öffentlichen Streit mit dem republikanischen Gouverneur Floridas, Ron DeSantis. Doch es wäre fraglich, ob der 56-jährige Unternehmer auf nationaler Ebene auch moderate Wähler:innen für sich gewinnen könnte. Kurz nach Bekanntwerden von Bidens Rückzug sprach er sich für Harris aus.
Gretchen Whitmer ist Gouverneurin von Michigan, ein Swing State. Vor vier Jahren zählte sie zu den Anwärter:innen auf Bidens Vize-Posten. Ihr Gliedstaat könnte zu den entscheidendsten für diese Wahl zählen. 2018 beendete Whitmer erfolgreich in Michigan die Alleinherrschaft der Republikaner – und schaffte vor zwei Jahren auch souverän ihre Wiederwahl. Trotzdem schloss sie bereits wiederholt eine Kandidatur als Präsidentin aus. Sie soll dies gegenüber Vertrauten auch nach Bidens Rückzug bekräftigt haben.
Pete Buttigieg gilt derzeit als einer der Topfavoriten der Demokraten auf das Vize-Amt. Er war 2020 bei den demokratischen Wähler:innen der Shootingstar. Der 42-Jährige wurde unter Biden zum Verkehrsminister und konnte sich dort behaupten. Privat ist er praktizierender Christ, mit einem Mann verheiratet und hat Zwillinge adoptiert. Auch er hat sich bereits hinter Harris gestellt.
Josh Shapiro ist der Gouverneur von Pennsylvania, ebenfalls umkämpfter Gliedstaat. Shapiro gilt als Pragmatiker, der auch moderate Wähler:innen für sich gewinnen kann. Unter den gehandelten Namen ist er der unbekanntere Kandidat. Denn er hat noch keine ganze Amtszeit hinter sich und konnte sich noch nicht behaupten. Allerdings wird er ebenfalls als möglicher Vizepräsident der Demokraten gehandelt.
Die prominentesten Namen stehen hinter Harris. Daher richtet sich das Augenmerk auf die zweite Reihe der Demokraten. Dabei fällt auf: Die Ersatzbank ist nicht gerade klein. Doch die meisten der Politiker:innen dort hatten keine Möglichkeit, sich auf der großen Bühne zu präsentieren. Denn sie hatten sich die vergangenen Monate hinter Joe Biden gestellt – und ebenfalls bereits ihre Unterstützung für Harris bekannt gegeben.
Jay Pritzker, Jared Polis, Roy Cooper, Andy Beshear
Am häufigsten wurden aus der zweiten Reihe Jay Pritzker, Jared Polis, RoyCooper und Andy Beshear genannt.
Jay Pritzker ist Gouverneur von Illinois, eine demokratische Hochburg. Er mischt sich gern in nationale Debatten ein und kann es sowohl in Sachen Schlagfertigkeit als auch unternehmerisch mit Donald Trump aufnehmen. Pritzkers Vater war Mitgründer der Hyatt-Hotelkette, er selbst ist Multimilliardär. Er sprach Harris am Montag seine Unterstützung aus, wird jedoch noch als möglicher Vize-Kandidat gehandelt.
Jared Polis ist Gouverneur von Colorado. Der offen homosexuelle Politiker wurde bereits als Zukunftshoffnung der Demokraten bezeichnet. Er gilt als "libertärer Demokrat". Der 49-Jährige hat vor seiner politischen Karriere mit Internetfirmen ein Vermögen von rund 400 Millionen Dollar angehäuft.
Roy Cooper, Gouverneur von North Carolina, wuchs auf einer Farm auf und gilt als volksnah und bodenständig. Die Demokraten wollen den eigentlich konservativen Gliedstaat im November gewinnen. Der 67-Jährige wurde vor zwei Jahren solide in seinem Amt bestätigt.
Andy Beshear hat als Gouverneur der Trump-Hochburg Kentucky 2022 national Aufsehen erregt. Denn bei den Zwischenwahlen schaffte der 46-Jährige erfolgreich seine Wiederwahl – in einem konservativen Staat. Seitdem gilt Beshear als einer der aufstrebenden Sterne der Demokratischen Partei, gilt sogar als der beliebteste Gouverneur der USA. Er wird als einer der aussichtsreichsten Kandidaten auf den Vize-Posten an der Seite von Kamala Harris gehandelt.
Kandidatin der Herzen wäre zweifelsohne die ehemalige First Lady Michelle Obama. Doch sie hat bisher vehement jegliche Ambitionen auf ein politisches Amt verneint.
Es bleibt festzuhalten: Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass sich noch ein:e Kandidat:in binnen einer Woche in Position bringt, um Kamala Harris in die Quere zu kommen.
Matthias Miersch sitzt seit 2005 für die SPD im Bundestag. Parteiintern wird er seit vielen Jahren geschätzt, der ganz breiten Öffentlichkeit war er eher kein Begriff. Das änderte sich am 7. Oktober 2024: Miersch soll Nachfolger von Kevin Kühnert als SPD-Generalsekretär werden.