Wer an der Größe des russischen Reiches zweifelt, der fliegt aus dem Bus. Ganz egal, wie alt die Person ist – auch Rentner:innen werden gewaltsam herausgeworfen. Das zeigt ein Video, welches aktuell in den sozialen Netzwerken kursiert.
Eine Pensionärin sitzt in einem gefüllten Bus im Moskauer Vorort Dolgoprudny. Sie führt eine hitzige Diskussion über den Krieg in der Ukraine. Dabei übt die ältere Dame Kritik an Putins Armee. Er lasse die Truppen in Gummistiefeln kämpfen. "Gummistiefel, Panzer, Äxte – alles ist gestohlen", sagt sie.
Weiter verspottet sie Russland unter Putin und erzählt den Mitreisenden: "Das ist unser Imperium! Reich? Ein Reich, auf Hockern gestützt".
Darauf beschuldigt eine Mitfahrerin, dass die Russin aus der Ukraine stamme. Immer wieder bezeichnen Passagiere die ältere Frau als "Hohol" und "Banderistin" – abfällige Bezeichnungen für Ukrainer:innen.
"Hohol" leitet sich von "Khokhol" ab und bedeutet etwa ein Büschel Getreidehalme. Als Bezeichnung für Ukrainer bezog sie sich möglicherweise ursprünglich auf die von den Kosaken getragenen Haarbüschel, die sogenannten Tschub. "Banderisten" wurden die Gefolgsleute des ehemaligen ukrainischen Nationalsozialisten und Partisanenführer Stepan Bandera genannt. Bandera war ein überzeugter Faschist und Antisemit.
Die Russin lacht über die Vorwürfe und beteuert, dass sie keine Beziehung zur Ukraine habe – nicht einmal Bekannte. Daraufhin näherte sich ein männlicher Passagier der Putin-Kritikerin, zerrt sie brutal von ihrem Sitzplatz und zerrt sie zur Tür.
Erschreckend: Mitreisende greifen nicht ein, um die Frau zu schützen. Der Vorfall führte zu einer Welle von Kommentaren im Internet, viele stehen auf der Seite der Rentnerin. "Was für eine tragische Tortur, die eine alte Frau durchgemacht hat, indem sie die Wahrheit gesagt hat", schreibt ein YouTube-User unter dem Video. "Menschenrechte und Meinungsfreiheit sind Luxus in einem autoritären Land", meint eine andere Userin.
Ein weiterer User schreibt, dass der Mann, der die ältere Dame aus dem Bus gezerrt hat, seinen "Heldentum" bei der nächsten Mobilmachung an der Front unter Beweis stellen darf.