Bei dem schweren Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze wurden Zehntausende Menschen verletzt und getötet. Es gebe inzwischen 14.351 Tote allein in der Türkei, teilte die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad am Donnerstagmittag mit. Mehr als 63.000 Menschen seien verletzt worden. Aus Syrien waren zuletzt mindestens 3200 Tote gemeldet.
Eine Katastrophe. Tausende Helfer:innen befinden sich nun seit Montag im Einsatz. Die Not auf beiden Seiten der Grenze ist groß. Und inmitten dieses Grauens soll die Türkei betroffene Kurdengebiete im Norden Syriens mit Bomben attackiert haben.
Bereits im November bombardierte die Türkei diese Region. Und jetzt wohl wieder. Das berichtet unter anderem das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" und beruft sich dabei auf die Aussagen des Nahostexperten der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido.
Konkret handele es sich um das Umland von Tal Rifaat. Eine Region nördlich von Aleppo, die ebenfalls vom Erdbeben betroffen ist. Dort sollen zahlreiche vertriebene Kurden aus Afrin Zuflucht gefunden haben.
Gegenüber dem ZDF spricht auch Fee Baumann von der Hilfsorganisation "Kurdischer Roter Halbmond" von Luftangriffen auf das Gebiet. Auch Hilfslieferungen würden in diesen Gebieten kaum ankommen.
Der syrische Machthaber Baschar al-Assad soll bisher keine internationalen Beraterteams in das Gebiet lassen. Aktuell gibt es außerdem nur noch einen einzigen Grenzübergang zwischen Syrien und der Türkei. So wird die Hilfe zusätzlich erschwert.
Für den Linken-Politiker und ehemaligen Bundestagsabgeordnete Niema Movassat ist klar: "Das Vorgehen der Türkei ist eine Schande." Der Türkei und dem Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan wirft er nicht nur Versagen im eigenen Land vor, sondern auch, das Behindern der Hilfskräfte in Syrien. Auf watson-Anfrage erklärt er:
Es sei an der Zeit, meint Movassat, dass die Nato-Partner klare Worte in Richtung Ankara finden. Das Land müsse unmissverständlich aufgefordert werden, die Bombardierungen der Erdbebengebiete sofort zu unterlassen. Und die Grenzen für Hilfslieferungen nach Syrien öffnen.
Überlebende der Erdbebenkatastrophe sollen nach dem Willen mehrerer Abgeordneter kurzfristig unbürokratisch bei Verwandten in Deutschland unterkommen können. "Ich selbst habe mehrere Anfragen von Menschen in Deutschland erhalten, die gern ihren Angehörigen ohne Obdach helfen möchten", sagte der Vizechef der deutsch-türkischen Parlamentariergruppe, Macit Karaahmetoğlu (SPD), am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.
Ähnlich hatten sich bereits Baden-Württembergs Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) und der hessische Landtagsabgeordnete Turgut Yüksel (SPD) geäußert.
Das Auswärtige Amt teilte auf seiner Webseite mit, dass türkische und syrische Staatsangehörige auch nach dem Erdbeben für eine Einreise nach Deutschland ein Visum benötigten. Die Visastellen würden die schwierige Situation berücksichtigen.
(Mit Material von dpa)