In knapp zwei Wochen stehen in Südkorea landesweite Wahlen an. Das Land gilt aktuell allerdings als tief gespalten. Am 4. April bestätigte das Verfassungsgericht die Amtsenthebung des ehemaligen Präsidenten Yoon Suk Yeol, der im Dezember bei einem Putschversuch gescheitert war.
Vor allem in den südkoreanischen Großstädten führten diese Ereignisse zu heftigen politischen Protesten in der Zivilgesellschaft. Auch vor den nationalen Wahlen sehen Expert:innen eine tiefe Kluft zwischen Unterstützer:innen der Konservativen und jenen der Liberalen.
Unternehmen im Land versuchen, sich aus den bestehenden Konflikten so gut es geht, herauszuhalten. Bei der beliebten Kaffeehauskette Starbucks sorgt das jetzt dafür, dass einfache Betriebsabläufe verändert werden müssen.
Wie die BBC berichtet, hat das Unternehmen eine Liste mit Namen erstellt, die Kund:innen beim Bestellen nicht nennen dürfen. Starbucks ist dafür bekannt, den Vor- oder Spitznamen bei einer Bestellung auf den Becher zu schreiben.
Der Hintergrund der neuen Regelung ist politisch. Denn bei Bestellungen über die App hatten Kund:innen offenbar vermehrt Phrasen mit politischen Hintergründen in das Namensfeld eingetragen.
Neben "Verhaftet Yoon Suk Yeol" bezogen sich manche auch auf den südkoreanischen Oppositionsführer und schrieben "Lee Jae Myung ist ein Spion". Die Mitarbeitenden in der Filiale mussten diese Sätze dann laut ausrufen, um die Bestellung zuzuordnen.
Um während des Wahlkampfes "politische Neutralität" zu wahren, hat Starbucks daher nun die Namen aller sechs Kandidat:innen für die Präsidentschaftswahlen verboten.
"Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass jeder Kunde ein großartiges Erlebnis in unseren Kaffeehäusern hat", erklärte das Unternehmen zu der Änderung. "Um das zu sicherzustellen, blockieren wir manchmal bestimmte Ausdrücke, die von Mitarbeitern oder Kunden missverstanden werden könnten."
Einige Kund:innen haben Verständnis für die Regelung während des Wahlkampfs und geben an, dass sie selbst angesichts der angespannten Lage nur noch wenig öffentlich über Politik sprechen. Andere kritisieren Starbucks aber auch für die Einschränkungen.
"Die Leute sind zu empfindlich. Was ist, wenn dein richtiger Name derselbe ist wie der eines Kandidaten?", sagt etwa ein Kunde der BBC.
Allgemein hat die öffentliche Wahrnehmung in Zeiten von Wahlen in Südkorea eine große Bedeutung. Bereits das Tragen der Farben Rot und Blau wird häufig als Zeichen der politischen Positionierung für die konservative oder die liberale Partei gesehen.
Während der letzten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2022 musste sich etwa der bekannte K-Pop-Sänger Kim Hee-chul verteidigen, weil er rote Handschuhe und rote Schuhe trug. Ihm wurde vorgeworfen, die konservative PPP-Partei zu unterstützen.
Auch die nationale Suchmaschine Naver bemüht sich angesichts der politischen Spannungen um Neutralität. Für die Zeit vor der Wahl wurden die automatischen Vorschläge für Anfragen zu den sechs Präsidentschaftskandidat:innen deaktiviert.
In aktuellen Umfragen liegt der liberale Kandidat Lee Jae Myung vor dem des Amtes enthobenen Ex-Präsidenten Yoon Suk-yeol und seiner konservativen PPP-Partei.