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Europawahl: SPD besetzt CDU-Domain für Wahlwerbung

28.01.2024, Berlin: Katarina Barley (SPD), designierte Spitzenkandidatin für die Europawahl, und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nehmen an der Europadelegiertenkonferenz der SPD teil. Die SPD bereitet ...
SPD-Spitzenkandidatin Katharina Barley setzt bei der EU-Wahl auf Kanzler Olaf Scholz (SPD) als Wahlkampfmotor.Bild: dpa / Kay Nietfeld
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Kurz vor Europawahl: SPD macht die CDU mit fieser Aktion lächerlich

26.04.2024, 11:18
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Am 9. Juni ist Europawahl und das bedeutet: Die Zeit des heißen Wahlkampfs bricht langsam an. Ende April feiern die meisten der deutschen Parteien ihren Wahlkampfauftakt. Dass es im Rahmen des Buhlens um die Gunst der Wähler:innen auch mal gehässig zugehen kann, hat der Bundestagswahlkrampf 2021 eindrücklich bewiesen.

Damals standen vor allem die Grünen und ihre Kanzlerinnen-Kandidatin Annalena Baerbock im Kreuzfeuer von PR-Coups. Unter anderem die Kampagne "Grüner Mist", die den Wahlplakaten der Grünen überaus ähnlich sah, dürfte vielen in Erinnerung geblieben sein. Statt echten Wahlversprechen waren darauf Albtraum-Szenarien zu lesen. Diverse Gruppierungen warnten zudem vor einer Kanzlerin Baerbock. Der Tenor: Die Grünen wollen uns alles verbieten.

Nun bestehen moderne Wahlkämpfe aber nicht mehr nur aus Wahlplakaten, Klinkenputzen und Wahlkampfveranstaltungen auf Marktplätzen und in Stadthallen. Wie alles verlagert sich auch der Kampf um die Stimmen der Wähler:innen ins Digitale. Und auch hier versuchen Parteien jede Lücke zu nutzen, die ihnen ihre Gegner:innen lassen.

SPD wildert bei CDU-Fans

So ist gerade der SPD ein Coup gelungen, der der CDU gar nicht passen dürfte. Aufmerksam machen die Sozialdemokrat:innen darauf mit einem kruden Instagram-Post.

Zu sehen sind Bundeskanzler Olaf Scholz und die EU-Spitzenkandidatin Katharina Barley vor rotem Hintergrund. Dabei steht: "Wir sichern Frieden und Arbeitsplätze". Eine kleine Deutschland- und EU-Flagge gibt es auch. So weit, so gewöhnlich. Irritierend: Ein Drittel des Postings ist in Cadenabbia-Türkis getaucht. Der neuen Farbe der CDU.

Wir erinnern uns: Im Herbst 2023 stellte CDU-Generalsekretär die neuen Farben Cadenabbia-Türkis und Rhöndorf-Blau in einer eindrücklichen Präsentation vor. Beide Farben sollen an Konrad Adenauer, den Urvater der heutigen CDU, erinnern.

Auf dem türkisen Abschnitt ist als Ergänzung zum SPD-Slogan zu lesen: "Andere sich nicht einmal cdu.eu". Die Verwirrung ist perfekt.

Mit einem Besuch der Webseite cdu.eu zeigt sich schnell: Die SPD ist den Christdemokrat:innen offensichtlich in der Sicherung der Domain zuvor gekommen. Und so werden Besucher:innen der Webseite von Olaf Scholz und Katharina Barley angelächelt. "Kein Weg führt an uns vorbei", steht darunter. Wenige Sekunden später werden Besucher:innen dann auf die Webseite der SPD weitergeleitet.

Unter cdu.eu findet sich aktuell die spd
Von der Domain cdu.eu blicken Besucher:innen Barley und Scholz entgegen.Bild: screenshot / watson
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Die Kaper-Aktion kommt offensichtlich gut an. Viele feiern die SPD unter dem Post: "Großartig" oder "Chapeau", wird gelobt. Nicht jeder versteht aber direkt, was das alles bedeuten soll. "Die SPD hat sich die cdu.eu-Domain gesichert", enthüllt einer der kommentierenden. Der SPD gefällt dieser Beitrag – Geheimnis gelüftet.

Die tatsächliche Wahlkampfwebseite der CDU findet sich übrigens unter "europawahl.cdu.de". Etwas sperrig im Vergleich zur SPD-Version. Die Idee den Domain-Namen einer anderen Partei zu kapern ist übrigens nicht neu.

Domain-Besetzung ist mittlerweile gängige Praxis

Bei der Bayernwahl 2018 sicherte sich die SPD etwa die Domain für den Wahlspruch von Markus Söder – der damals erstmals zum Ministerpräsidenten des Freistaats gewählt werden wollte. Mittlerweile findet sich unter der Adresse "soeder-machts.de" keine SPD-Werbung mehr, sondern ein ausführliches Profil des CSU-Chefs.

Bei der Wiederholungswahl der Abgeordnetenhauswahl in Berlin im Februar 2023 hatte sich die CDU die Domains mit den Wahlslogans von FDP und Grünen vorab gesichert. Der Tagesspiegel zitierte einen Sprecher der Partei damals so:

"Nachdem Grüne und FDP es wohl vergessen haben, sicherten wir die Domains für sie, damit nicht womöglich undemokratische Kräfte Schindluder damit treiben."

Womöglich also wollte auch die SPD nur davor schützen, dass "Schindluder" mit der EU-Domain der CDU betrieben wird. Naheliegender ist aber, dass die Sozialdemokrat:innen im Teich der CDU-Wähler:innen fischen wollen. Die aktuellen Umfrageergebnisse zeigen zumindest: Die CDU könnte mit aktuell 31 Prozent womöglich doppelt so gut abschneiden, wie die Kanzler-Partei (16 Prozent).

Die SPD sollte auf ihre Jugend hören – Scholz drückt sich aber vor Kritik

Mit eiserner Stimme spricht sie beinahe in die Stille hinein. Saskia Esken (SPD) steht auf der Bühne vor rund 500 enttäuschten und wütenden Juso-Delegierten. Die Co-Vorsitzende der SPD will die eigene Jugend wieder für sich gewinnen. Doch ihr Publikum ist kein einfaches.

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