Viele ukrainische Soldaten sind jung und wollen noch eine Familie gründen.Bild: AP / Evgeniy Maloletka
International
Für viele Paare ist die Kinderplanung ein ganz normaler Bestandteil der Beziehung. Gemeinsame Träume, eine Zukunft, eine Familie haben. Doch für viele ukrainische Soldaten ist dieser Traum in weite Ferne gerückt, als Russland in ihr Land einmarschierte.
Zahlreiche Männer meldeten sich freiwillig zum Kampf – viele von ihnen starben. Zurück blieben ihre Angehörigen, ihre Partnerinnen, oftmals bereits schwanger. Diese Kinder werden ohne ihren Vater aufwachsen müssen. Allerdings werden einige nicht geschwisterlos bleiben.
Ein ukrainischer Soldat begrüßt seine Familie.Bild: dpa / Carol Guzy
Denn Hunderte ukrainische Soldaten froren ihr Sperma ein, bevor sie in den Kampf zogen, wie die "New York Times" berichtet. Andere kehrten für eine kurze Auszeit zurück zu ihrer Familie und froren in dieser Zeit ihr Sperma ein, um danach wieder in den Kampf zu ziehen. In der Hoffnung, dass ihre Partnerinnen auch dann noch eine Familie gründen können, wenn sie im Krieg sterben. Damit soll auch eine bedeutende Botschaft in Richtung Russland gesendet werden.
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Sperma soll Botschaft an Russland senden
Neu ist die Idee des Sperma Einfrierens im Krieg allerdings nicht. Bereits während der Kriege im Irak und in Afghanistan boten mehrere Firmen den amerikanischen Truppen diesen Service kostenlos an. In Israel kämpfte man sogar für ein Gesetz, dass es den Familien der gefallenen Soldaten erlauben würde, das Sperma aus dem Körper eines toten Soldaten zur Fortpflanzung zu verwenden.
Kritiker:innen in Israel nennen dieses Vorgehen "geplante Verwaisung". Denn das Kind würde ohne Vater aufwachsen. Für viele Ukrainer:innen ist die Idee, das Sperma der Soldaten zu retten, allerdings gleichermaßen persönlich wie patriotisch. Denn zum einen hilft es den Männern, die sicherstellen wollen, dass etwas von ihnen bleibt und spendet ihren Partnerinnen unter Umständen Trost. Und zum anderen bietet es ihrem Land eine weitere Möglichkeit, sich zu wehren. So kann die Blutlinie gewahrt werden.
Das Sperma wird bei rund minus 200 Grad im Labor eingefroren.Bild: imago / Rolf Kremming
Diese Botschaft hat offenbar bereits Wirkung gezeigt und Russland erreicht. Die kremlfreundliche Journalistin, Olga Skabeeva, sagte vor Kurzem im Staatsfernsehen, das Einfrieren des Spermas von Soldaten käme "genetischen Experimenten zum Aufbau einer Nation" gleich.
Sie warnte: "Mithilfe künstlicher Selektion wird eine ganze Armee ausgewählter Ukrainer mit einem erhöhten Maß an Russophobie gezüchtet."
Allerdings hat sich die Idee des Sperma Einfrierens bereits so weit durchgesetzt, dass der Gesetzentwurf vor dem Parlament debattiert wurde. Das Sperma solle auf Kosten des Staates eingefroren werden können. Mehrere Kliniken bieten den Service nun bereits auf eigene Kosten kostenlos an.
Der Krieg in der Ukraine produziert auch nach zweieinhalb Jahren neue Superlative des Grauens. Als besonders brutal stellen sich immer wieder russische Truppen heraus. Die Vorwürfe reichen von Missbrauch, Entführung von Zivilist:innen und Kindern, bis hin zu systematischer Folter, Vergewaltigung und Mord.