Nach zwei Amokläufen Anfang Mai finden in Serbien immer wieder Demonstrationen gegen Waffengewalt statt.Bild: AP / Darko Vojinovic
International
Der Mai war für die Bürger:innen von Serbien bisher vor allem ein Schock: Bei zwei aufeinanderfolgenden Schießereien Anfang Mai, wurden in Belgrad und Mladenovac 17 Personen getötet und weitere 21 verletzt. Die serbische Regierung hat direkt nach dem ersten Amoklauf in einer Belgrader Schule Konsequenzen gezogen: In den kommenden zwei Jahren werden keine neuen Waffenscheine ausgegeben.
Darüber hinaus führt das Innenministerium in den nächsten drei Monaten verschärfte Inspektionen bei Waffenbesitzern durch, um die vorschriftsmäßige Verwahrung von Schusswaffen und Munition zu überprüfen. Und das ist noch nicht alles: Bis zum 8. Juni können die Bürger:innen straffrei illegale Waffen bei den Polizeidienststellen des Landes abgeben.
Eine Maßnahme, die offensichtlich greift. Bereits jetzt sind über 13.500 illegale Waffen abgegeben worden – darunter auch Kriegsgerät.
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Amokläufe in Belgrad und Mladenovac
In Belgrad hatte ein 13-jähriger Schüler in seiner Schule acht Kinder und einen Wachmann erschossen. Sechs weitere Kinder und eine Lehrerin hatten Verletzungen erlitten. Die Polizei nahm den Jungen anschließend fest und brachte ihn in eine neuropsychiatrische Klinik. Mit 13 ist er in Serbien noch nicht strafmündig und kann nicht vor Gericht gestellt werden.
Die Waffen und Munition, die der Junge verwendete, hatten seinem Vater gehört, der einen Waffenschein hat. Die Polizei nahm den Vater dennoch fest, weil sie ihm vorwirft, die Waffen nicht vorschriftsmäßig verwahrt zu haben. Außerdem soll er mit dem minderjährigen Sohn an Schießständen das Schießen geübt haben.
Nächster Amoklauf keine zwei Tage später
Nicht einmal 48 Stunden später tötete ein Mann mit einem Schnellfeuergewehr in einem Dorf bei Belgrad acht Menschen, wie das Innenministerium mitteilte. 14 weitere erlitten Verletzungen. Den mutmaßlichen Täter nahm die Polizei am nächsten Morgen in der 100 Kilometer entfernten Stadt Kragujevac fest.
Gleich zwei Amoktaten innerhalb von zwei Tagen schockieren Serbien.Bild: AP / Darko Vojinovic
Serbische Zivilbevölkerung extrem bewaffnet
Seitdem demonstrieren in Serbien tausende Menschen gegen Gewalt im Land – Präsident Aleksandar Vucic kündigte eine Entwaffnung der Bevölkerung an.
Tatsächlich ist die Zahl an Schusswaffen im Besitz von Zivilist:innen Schätzungen zufolge enorm hoch. Während die Zahl an legal registrierten Waffen in den letzten Jahren von mehr als 900.000 auf etwas mehr als 700.000 zurückging, vermuten Experten etwa des Forschungsprojektes Small Arms Survey, dass sich rund eine Million illegal in den Händen von Bürgern befindet. Serbien hat 6,6 Millionen Einwohner.
Unter den 13.500 abgegeben illegalen Waffen befinden sich laut Medienberichten auch 800 als Kriegsgerät eingestufte Waffen – zum Beispiel Raketenwerfer und Handgranaten. Hinzu kämen 400.000 Stück Munition.
(Mit Material der dpa)
Kürzlich polterte CSU-Obermotz Markus Söder, er wolle eine Wehrpflicht "so schnell wie möglich" zurück. Einen Aufschrei gab es nicht, an Kritik mangelte es, der Wunsch glitt geschmeidig durch die Bundesrepublik. Bei all den Diskurs-Arenen, all den Reibungspunkten, die es hierzulande gibt, ist es doch schön, wenn eine politische Forderung mal auf allgemeinen Konsens stößt. Harmonie-Fanatiker:innen atmen auf.