Die USA kommen nicht zur Ruhe. Im ganzen Land gibt es weiter Proteste nach dem Tod von George Floyd. Der Afroamerikaner war am Montag bei einem Polizeieinsatz gestorben. Ein Polizist hatte Floyd sein Knie minutenlang in den Nacken gedrückt, obwohl diese mehrmals angab, keine Luft mehr zu bekommen. Ein Video des Polizeieinsatzes sorgte landesweit für Entsetzen.
Teile der USA wirkten am Samstagabend wie Kriegsgebiete. So wurden alle großen Einfallsstraßen nach Minneapolis am Samstagabend geschlossen, Militärhubschrauber flogen über der Stadt, die sich auf weitere Unruhen mit Brandstiftungen und Plünderungen vorbereitete. Auch in anderen US-Großstädten kam es zu gewaltsamen Szenen.
Zehntausende Menschen gingen von Seattle bis New York auf die Straßen. In New York, Atlanta und vor dem Weißen Haus in Washington brannten Autos. In Los Angeles ging die Polizei mit Gummigeschossen und Schlagstöcken gegen Demonstranten vor, die einen Streifenwagen in Brand gesetzt hatten. Zwei Dutzend Städten verhängten Ausgangssperren, darunter Los Angeles, Chicago und Atlanta. Mindestens acht Bundesstaaten forderten Unterstützung durch die Nationalgarde an.
Experte Thomas Jäger, Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln, erklärte gegenüber watson, warum die Proteste teilweise so heftig ausfallen. Eine ganze Nation habe live miterlebt, wie ein Polizeibeamter auf offener Straße einen Menschen umgebracht habe. "Man muss kein Staatsanwalt sein, um zu sehen, dass hier jemand umgebracht wurde. Das ist in dieser Brutalität, in dieser Selbstverständlichkeit des Missbrauchs von Macht durch die Polizei selten so klar sichtbar gewesen." Einer der beteiligten Polizisten wurde inzwischen wegen Totschlag und fahrlässiger Tötung angeklagt.
In Videos, die in den sozialen Medien geteilt werden, wird das ganze Ausmaß der Proteste sichtbar, die keineswegs alle in Ausschreitungen oder gar Plünderungen enden.
(om)