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Wagner-Söldner richten bedrohliches Video an Putin

Nach dem angeblichen Tod des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin melden sich vermeintlich seine Söldner mit drohenden Worten an den Kreml.
Nach dem angeblichen Tod des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin melden sich vermeintlich seine Söldner mit drohenden Worten an den Kreml. bild / screenshot x
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Wagner-Söldner richten bedrohliches Video an Putin – droht eine Revolte?

25.08.2023, 14:11
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"Wartet auf die nächsten Befehle", sagt ein Mann mit tiefer, verstellter Stimme. Er will offensichtlich anonym bleiben. Mit einem Tuch verdeckt er sein Gesicht von Nase bis Kinn. Lediglich seine Augen sind erkennbar.

"Der Sieg wird unser sein, Ruhm für Russland", ruft der angebliche Wagner-Söldner in seiner Videobotschaft, die nicht unabhängig überprüft werden kann. Am Mittwochabend soll der Chef der russischen Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, bei einem Flugabsturz ums Leben gekommen sein.

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Laut Medienberichten soll so gut wie die gesamte Wagner-Führung an Board gewesen sein, darunter wohl auch Gründer der privaten paramilitärischen Organisation Dmitri Utkin. Nun ist die Truppe kopflos. Und wütend?

Wagner-Söldner wollen wohl Waffen "ausgraben"

Denn, dass es sich bei dem Flugzeugabsturz um einen Unfall handelt, wird stark bezweifelt. In einem Video beklagt ein Wagner-Söldner etwa, dass das "kleine Kreml-Aas", Prigoschin getötet habe. Damit könnte der russische Präsident Wladimir Putin gemeint sein.

Der Söldner aus dem Video ruft die Wagneriten auf, dass es an der Zeit sei, die Waffen "auszugraben". Ob die Wagner-Kämpfer irgendwo Waffen vergraben, also versteckt haben, darauf geht er nicht näher ein. Laut dem Politikwissenschaftler Carlo Masala wurden die Wagners in Russland komplett demilitarisiert. Auch die Truppen in Belarus verfügen laut ihm nicht über schwere Bewaffnung.

Daher halte Masala die Drohungen der Wagners, dass sie etwa den Kreml einnehmen wollen, für "dummes Gewäsch". Die Wagner verkünden weiter: "Alle, die hier all die Jahre gekämpft haben, sehen, dass dieser Teufel zu viel gespielt hat." Mit Teufel könnte wieder Putin gemeint sein, der es laut der Wagneriten zu weit getrieben habe.

"Es wird derzeit viel darüber gesprochen, was die Wagner-Gruppe tun wird. Wir können euch eines sagen. Wir fangen gerade erst an, macht euch bereit für uns", heißt es in dem Video. Ernstzunehmende Worte oder nichts als leere Drohungen? Die Expertenmeinungen auf watson-Anfrage lassen auf Letzteres schließen: Mit einer großen Revolte der Wagner-Anhänger ist wohl nicht zu rechnen.

Experten schließen Aufstand der Wagner-Söldner gegen Putin aus

"Die Wahrscheinlichkeit von Racheakten der Wagner-Kombattanten für den Tod ihrer Anführer halte ich für gering", sagt Politikwissenschaftler Andreas Heinemann-Grüder gegenüber watson. Er arbeitet am Bonn International Centre for Conflict Studies.

Die Söldner haben laut ihm ein ökonomisches Interesse. Nachdem die Meuterei von vor zwei Monaten niedergeschlagen und der Anführer Prigoschin nun wohl liquidiert wurde, seien die Aussichten auf Erfolg gering.

Diese Meinung teilen auch weitere Experten, die für watson die Zukunft der Wagner-Söldner einschätzen. Es könnte sogar das Ende der "Marke" Wagner sein, meint Politikwissenschaftler Brian D. Taylor.

Mittlerweile kursieren Aufnahmen in den sozialen Medien, die angeblich Wagner-Söldner dabei zeigen, wie sie um Prigoschin vor dem Wagner-Hauptquartier in St. Petersburg trauern. Laut Politikwissenschaftler und Osteuropa-Experte Andreas Umland kann Prigoschin als politische Führungsfigur nicht ohne weiteres ersetzt werden.

"Womöglich könnte es zu Aktionen von Söldnern und Anhängern Prigoschins kommen", prognostiziert er, aber mit einer großen Meuterei der Wagner-Kämpfer rechne er nicht.

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