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USA: Wie schlagen sich die USA in der Corona-Krise?

Die USA sind aktuell das Zentrum der Pandemie.
Die USA sind aktuell das Zentrum der Pandemie.bild: getty images / Peter Zelei Images
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Wie schlagen sich die USA in der Corona-Krise? Eine Bilanz

In Krisenzeiten zeigt sich das wahre Gesicht. Die Corona-Pandemie legt Schwächen der USA offen, die sonst überstrahlt werden von Lobpreisungen des Landes als globaler Kraftprotz.
10.04.2020, 19:4716.04.2024, 15:59
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Donald Trump bezeichnet die Vereinigten Staaten gerne als das "großartigste Land" der Welt. Die größte, tollste, beste Nation mit der stärksten Wirtschaft, militärischer Übermacht, den smartesten Köpfen und allgemeiner Überlegenheit in eigentlich jedem Bereich. Der US-Präsident hat generell einen Hang zu Superlativen. Aber auch andere Amerikaner neigen mitunter zu Überschwang, wenn es um das eigene Land geht. Die Corona-Pandemie offenbart jedoch mehr denn je Defizite im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten".

Millionen ohne Krankenversicherung

Ein beachtlicher Teil der US-Gesellschaft ist nicht krankenversichert. Laut einer Zensus-Auswertung, die im November veröffentlicht wurde, hatten 2018 etwa 27,5 Millionen Amerikaner keine Krankenversicherung – 8,5 Prozent der Bevölkerung. Viele von den Millionen Menschen, die durch die Corona-Krise in den vergangenen Wochen ihren Job verloren haben, kommen nun noch hinzu.

In einem Gesundheitsnotstand wie diesem wiegt das besonders schwer: Wer nicht versichert ist, scheut wegen der Kosten eher davor zurück, zum Arzt zu gehen, sich testen und behandeln zu lassen. Das erleichtert eine Ausbreitung des Virus. Die US-Regierung will einspringen und hat zugesagt, niemand müsse sich um die Kosten für Corona-Tests und -Behandlungen sorgen. Details sind aber unklar.

Millionen illegale Einwanderer

Barbed wire on top of chainlink fence. New York City, USA
An der Grenze zu Mexiko wird unter Trump noch mehr patrouilliert. (Symbolbild)bild: getty images / Busà Photography

Schätzungen zufolge gibt es in den USA 10,5 bis zwölf Millionen Menschen ohne gültige Aufenthaltserlaubnis. Angesichts der harten Migrationspolitik unter Trump leben viele in Dauerangst vor einer Abschiebung. In der aktuellen Krise schrecken unter ihnen laut Hilfsorganisationen einige davor zurück, eine Ansteckung zu melden oder sich medizinische Hilfe zu suchen – aus Furcht vor Repressalien oder Nachteilen bei ihren Bemühungen um einen dauerhaften Aufenthaltsstatus. Offen ist auch, ob der Staat für Unversicherte ohne Papiere ebenfalls medizinische Corona-Kosten übernehmen wird.

Ein krankes Gesundheitssystem

In den USA sind Gesundheitskosten höher als in vielen anderen Ländern der Welt. Einfache Arztbesuche kosten schnell Hunderte Dollar, Krankenhausbesuche astronomische Beträge und Medikamente sind teils um ein Vielfaches teurer als anderswo. Eine Behandlung wegen des Coronavirus selbst zu zahlen, womöglich mit einem längeren Krankenhausaufenthalt, kann Menschen ohne Rücklagen also in ein finanzielles Desaster stürzen.

Das US-Gesundheitssystem scheint für die Pandemie auch nicht optimal gerüstet: Bei der Zahl der Krankenhausbetten pro 1000 Einwohner liegen die USA weit abgeschlagen hinter den meisten OECD-Staaten.

Coronavirus Wuhan. US quarantine, 100 dollar banknote with medical mask. The concept of epidemic and protection against coronavrius.
Viele können es sich nicht leisten, zum Arzt zu gehen.bild: getty images / Anton Petrus

In der aktuellen Krise werden daher an besonders betroffenen Orten eilig provisorische Krankenhäuser eingerichtet – allen voran in New York. In der größten Volkswirtschaft der Welt mangelt es auch dramatisch an Beatmungsgeräten oder einfacher medizinischer Ausrüstung wie Schutzmasken für Krankenhauspersonal.

Keine finanzielle Absicherung

Die US-Notenbank berichtete im vergangenen Mai, etwa 40 Prozent der Amerikaner könnten eine unerwartete Ausgabe in Höhe von 400 Dollar (knapp 350 Euro) entweder überhaupt nicht stemmen oder müssten sich dafür Geld leihen oder Besitz verkaufen. Das heißt, eine kaputte Waschmaschine oder ein Schaden am Auto stellen viele Amerikaner schon in normalen Zeiten vor große finanzielle Probleme. In der Corona-Krise, die viele Arbeitsplätze dahinrafft, verschärft sich das Problem, weil vielen schlicht die Ersparnisse fehlen, um Gehaltsausfälle zu überbrücken.

Schlechte soziale Absicherung

Durch die Corona-Krise verloren dazu allein in den vergangenen drei Wochen mehr als 16 Millionen Menschen in den USA ihren Job. Entlassungen sind in den USA in der Regel viel einfacher möglich als etwa in Deutschland. Die Arbeitslosenhilfe wurde zwar angesichts der Krise ausgebaut, ist aber weit entfernt von Leistungen wie in Deutschland.

Ein anderes Problem: In vielen Jobs bekommen die Menschen kein Gehalt, wenn sie krank zu Hause bleiben. Sie können es sich nicht leisten – wie von der Regierung empfohlen – schon bei milden Symptomen im Bett zu bleiben. Stattdessen gehen sie im Zweifel arbeiten und tragen so zur weiteren Ausbreitung des Virus bei.

Soziale Ungleichheit

Die Krise wirft auch ein Schlaglicht auf die Benachteiligung bestimmter Gruppen in der Gesellschaft: Nach Angaben der US-Regierung sind Afroamerikaner von der Epidemie überproportional betroffen.

Der Hintergrund: Probleme wie Herzkrankheiten, Diabetes oder Übergewicht seien bei ihnen häufiger als bei anderen Gruppen – und solche Vorerkrankungen beförderten schwere Verläufe mit Covid-19. Der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, der Immunologe und Präsidentenberater Anthony Fauci, sagt, Afroamerikaner seien in den USA generell gesundheitlich benachteiligt, doch nun zeige sich einmal mehr, wie inakzeptabel das sei. Eine Krise wie die aktuelle werfe manchmal eben "ein helles Licht auf einige echte Schwächen in der Gesellschaft".

Hungrig ohne Schulessen

Nach einer Aufstellung des US-Agrarministeriums lebten 2018 rund sechs Millionen Kinder in den Vereinigten Staaten in Haushalten, die nicht immer ausreichend Essen für alle Familienmitglieder zur Verfügung haben. Viele Kinder sind auf eine Mahlzeit in der Schule angewiesen. Dass Schulen durch die Krise wochen- oder zum Teil monatelang geschlossen bleiben, bringt sie in echte Schwierigkeiten.

    (dpa/vdv)

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