Flüchtlinge in Syrien.Bild: imago images / Xinhua/Ammar Safarjalani
International
19.06.2019, 08:4519.06.2019, 08:59
Weltweit sind so viele so viele Menschen auf der Flucht wie noch nie, seitdem das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mitzählt. Der Grund: Neue Konflikte und ungelöste Krisen. Zum 31. Dezember 2018 habe es 70,8 Millionen Flüchtlinge, Vertriebene und Asylbewerber gegeben, erklärte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi am Mittwoch.
Das seien 2,3 Millionen mehr als ein Jahr zuvor und doppelt so viele wie vor 20 Jahren. In Deutschland ging die Zahl der Asylbewerber jedoch weiter deutlich zurück.
Der internationale Trend gehe weiter in "die falsche Richtung", sagte Grandi. Dabei sind die 70,8 Millionen Flüchtlinge laut UN-Bericht noch "konservativ" gezählt. So seien beispielsweise von den geschätzten 3,3 Millionen Venezolanern auf der Flucht nur die knapp halbe Million erfasst worden, die offiziell Asyl beantragt habe, sagte der Flüchtlingskommissar.
- Den größten Anteil der Geflüchteten machen laut UNHCR 41,3 Millionen Binnenvertriebene aus. 25,9 Millionen Menschen sind demnach vor Krieg und Verfolgung aus ihrem Land geflohen, ein Plus von 500.000 im Vergleich zum Vorjahr.
- Die kleinste Gruppe bilden 3,5 Millionen Asylbewerber, die noch auf eine Entscheidung über ihr Asylgesuch warten. Jeder zweite Geflüchtete ist jünger als 18 Jahre.
Die Daten "unterstreichen, dass die Zahl der vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehenden Menschen langfristig steigt", erklärte Flüchtlingskommissar Grandi. Es gebe trotz einer oft vergifteten Sprache im Zusammenhang mit Geflüchteten und Migranten auch "phantastische Beispiele von Großmut". "Auf diesen positiven Beispielen müssen wir aufbauen und unsere Solidarität für die vielen Tausenden, die jeden Tag vertrieben werden, verdoppeln", forderte Grandi.
Bild: imago/Fotoarena
Deutlich weniger Asylanträge in Deutschland
In Deutschland ging die Zahl der neuen Asylanträge dem Bericht zufolge erneut deutlich zurück. Demnach sank die Zahl der Antragsteller 2018 auf 161.900, ein Jahr zuvor waren es noch 198.300 gewesen, 2016 sogar 722.400. Die meisten Asylsuchenden kamen aus Syrien, dem Irak und dem Iran. Insgesamt gab es laut UNHCR zum Jahreswechsel 1,06 Millionen anerkannte Flüchtlinge in Deutschland, die Hälfte davon aus Syrien.
Von Flüchtlingskommissar Grandi bekam die Bundesrepublik ein seltenes Sonderlob für ihre Aufnahmebereitschaft. Deutschland habe den Mythos entzaubert, dass Einwanderung nicht zu bewältigen sei, sagte er. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe politisch einen "hohen Preis" für ihre Offenheit gezahlt, was ihr Verhalten "noch mutiger" mache.
Aus dem UN-Bericht geht hervor, dass vor allem arme Länder viele Flüchtlinge aufnehmen. In reichen Ländern sind es im Schnitt 2,7 Flüchtlinge pro 1000 Einwohner, in mittleren und armen Ländern 5,8. Die ärmsten Länder der Welt beherbergen demnach ein Drittel der Flüchtlinge weltweit. Größtes Aufnahmeland ist die Türkei, gefolgt von Pakistan und Uganda. Deutschland folgt an fünfter Stelle.
(fh/afp)
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