Israel hat als Reaktion auf den massiven Angriff durch die Hamas Luftangriffe im Gazastreifen durchgeführt.Bild: dpa / Mohammed Talatene
International
09.10.2023, 16:2017.10.2023, 14:08
Israel hat am Montag verkündet, die Kontrolle über alle Orte des Landes zurückerlangt zu haben. Indes mehren sich die Berichte, die Hamas würde israelische Zivilist:innen und Soldat:innen als Geiseln entführen und teils auch missbrauchen.
Israel-Krieg: Das ist bisher passiert
● Die militante palästinensische Terrororganisation Hamas hat am 7. Oktober vom Gazastreifen aus Israel angegriffen.
● Es wurden auf beiden Seiten mehrere Tausend Menschen getötet oder verletzt und hunderte Menschen verschleppt.
● Israel hat den Kriegszustand ausgerufen und einen Gegenangriff gestartet.
● Mehr als 1500 Hamas-Terroristen wurden getötet.
● Über 10.000 Zivilist:innen sollen in Gaza gestorben sein.
(Stand 14.11. 2023)
Laut Militärexperte Carlo Masala ist es nur eine Frage der Zeit, bis Israel umfangreiche bewaffnete Bodentruppen in den Gazastreifen schickt, um die Hamas endgültig zu zerschlagen. Das schreibt er in seiner Analyse für das "ZDF".
Einem Bericht der "Washington Post" zufolge, dauere es nur noch weniger als 48 Stunden. Der Konfliktforscher Stephan Stetter ordnete für watson am Samstag ein: Zum Gegenschlag werde Israel seine Luftwaffe einsetzen und den Gazastreifen weiter bombardieren. Dies sei militärisch nachzuvollziehen. Allerdings treffen diese Angriffe laut Stetter immer auch Zivilbevölkerung. Selbst dann, wenn Versuche unternommen würden, die Zahl ziviler Opfer gering zu halten. Klar sei laut Stetter: "Es wird zivile Opfer geben und das ist eine fürchterliche Perspektive."
Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München.Bild: imago images / Manfred Segerer
Zudem stehe die Frage im Raum – gerade weil Entführungen durchgeführt worden sind – ob Israel mit Bodentruppen in den Gazastreifen geht. "Beides ist mit Blick auf die Eskalation eines Konfliktes sehr problematisch", ordnet Stetter ein.
Carlo Masala zeigt in seiner Analyse zwei Szenarien auf, wie es im Konflikt zwischen Israel und der Hamas weitergehen könnte.
Mögliches Szenario 1: Gaza erneut besetzen
Zunächst werde sich Israel nun laut Masala darauf konzentrieren, die Geiseln zu befreien, nachdem sie die Kontrolle über die Orte in ihrem Land zurückerlangt hatten. Das hängt allerdings davon ab, welche Informationen dem Geheimdienst dazu zur Verfügung stehen.
Masala vermutet, dass Israel erst nach dem Versuch der Befreiung der Geiseln eine massive Bodenoffensive starten werde. Diese werde im urbanen Gelände stattfinden und einen hohen Blutzoll fordern – auch auf der israelischen Seite.
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Unklar sei aber, was nach einer erfolgreichen Bodenoffensive Israels passieren wird. Teilweise würden Stimmen laut, die fordern, den Gazastreifen erneut zu besetzen. Das hält der Experte allerdings für unrealistisch. "Eine dauerhafte Besetzung des dichtbesiedelten Fleckens der Welt würde jahrelange Spannungen und terroristische Aktivitäten gegen Israel in Gaza und in Israel nach sich ziehen", schreibt Masala.
Israel hat mit massiven Luftangriffen auf den Gazastreifen auf die Angriffe der Hamas reagiert.Bild: dpa / Mohammed Talatene
Mögliches Szenario 2: Eskalation durch Hisbollah oder Hamas – oder Iran
Eine Gefahr stellt aktuell nicht nur die Hamas für Israel dar, sondern auch die schiitische Hisbollah im Libanon. Die in Deutschland als Terrororganisation eingestufte Hisbollah feuert bereits Raketen auf den Norden Israels ab. Auch aus Syrien könne laut Masala eine Gefahr der Eskalation gegenüber den Golanhöhen drohen. Allerdings sei die israelische Luftwaffe dem Experten zufolge in der Lage, einem Raketenbeschuss aus dem Libanon standzuhalten.
Solange es dabei bleibe. Israel könnte sich nämlich bald auch in einem Zwei-Fronten-Krieg zwischen dem Gazastreifen und den Hisbollah-Stellungen im Libanon befinden.
"Sollte es Israel gelingen, sowohl mit der Hamas, aber auch der Hisbollah militärisch fertig zu werden, ist dies noch kein Signal der Entwarnung."
Nämlich dann, wenn sich Hisbollah-Terroristen aus dem Libanon nach Israel einschleichen würden, und diese dann dort Anschläge verüben.
Aber auch die Hamas biete die Möglichkeit der Eskalation, schreibt Masala. Denn die würden derzeit versuchen, ihre Front um das Westjordanland zu erweitern. Dort befinden sich israelische Stellungen.
Experte Carlo Masala zieht ernüchterndes Fazit
Carlo Masala warnt jedoch: "Sollte es Israel gelingen, sowohl mit der Hamas, aber auch der Hisbollah militärisch fertig zu werden, ist dies noch kein Signal der Entwarnung."
Denn dann gibt es noch den Iran. Das Land unterstützt den Kampf gegen Israel. Somit könnte es laut Masala dazu kommen, dass der Iran es nicht akzeptieren wird, dass seine Verbündeten zerschlagen werden.
Der Iran könnte deshalb anschließend seinerseits mit Raketen eingreifen, um die Zerschlagung zu verhindern. Das würde Verheerendes für den Nahost-Konflikt bedeuten.
Er galt als mächtigster Mann des Libanon und Herr über Krieg und Frieden: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, dessen Tod die pro-iranische Miliz am Samstag bestätigt hat, führte die Organisation rund drei Jahrzehnte lang an.