Katz-und-Maus-Spiel im Krieg: Ukraine und Russland liefern sich Trick-Wettlauf
Zwischen Russland und der Ukraine tobt längst nicht nur ein Stellungskrieg. Der Krieg gleicht zunehmend einem technischen Duell, bei dem beide Seiten versuchen, sich mit immer neuen Ideen gegenseitig auszutricksen.
Von improvisierten Drohnen über umgebaute Leichtflugzeuge bis zu neu entwickelten Jetbomben: Der Krieg ist zu einem ständigen Katz-und-Maus-Spiel geworden, in dem Anpassung oft wichtiger ist als reine Feuerkraft.
Trickreiche Einfälle dominieren den Ukraine-Krieg
Ein Beispiel für diesen Wettlauf der Einfälle ist ein ukrainisches Projekt, das zivile Sportflugzeuge in fliegende Bomben verwandelt. Ein Team um einen Luftfahrt-Enthusiasten mit dem Codenamen "Goronych" rüstet die Maschinen so um, dass sie ohne Pilot tief nach Russland fliegen können. Statt eines Sitzes tragen sie zusätzliche Treibstofftanks und eine einfache Sprengladung.
Laut CNN traf eines dieser Flugzeuge kürzlich eine russische Munitionsfabrik in Dserschinsk, rund 230 Meilen östlich von Moskau.
Die Gruppe gehört inzwischen zu den Spezialeinheiten des ukrainischen Militärs und soll auch an einem Angriff auf ein Werk im russischen Saransk beteiligt gewesen sein, wo Zünder und Minen produziert werden. Für Russland sind diese improvisierten Angriffe schwer vorhersehbar. Genau das ist ihr Zweck.
Russland setzt vermehrt auf neue Gleitbombe als Waffe im Krieg
Doch auch Moskau hat gelernt, sich schnell anzupassen. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes setzt Russland mittlerweile auf eine neue, strahlgetriebene Gleitbombe, die aus alten sowjetischen Freifallbomben weiterentwickelt wurde.
Vadym Skybytskyj, Vizechef des ukrainischen Geheimdienstes, erklärte laut CNN, die Reichweite liege nun bei rund 200 Kilometern. Damit könnten russische Jets weit außerhalb ukrainischer Luftabwehr feuern.
Schon zuvor hatte Russland täglich mehr als hundert solcher Gleitbomben abgefeuert, an einzelnen Tagen sogar bis zu 300.
Kiew wiederum kontert diese Angriffe, indem es russische Flugfelder und Munitionslager mit Langstreckendrohnen ins Visier nimmt: Der Zyklus aus Angriff und Gegenschlag setzt sich fort.
Drohnen über Drohnen: Russland und Ukraine liefern sich Innovationsduell
Der Drohnenkrieg tobt schon lange. Kiew treibt im Zuge dessen seine Offensive mit den fliegenden Objekten voran. Der ukrainische Geheimdienst SBU stellte eine neue Generation sogenannter Sea Baby-Marinedrohnen vor. Sie können CNN zufolge über 1500 Kilometer weit fahren, bis zu zwei Tonnen Sprengstoff tragen und sogar Raketenwerfer transportieren.
Eine dieser Drohnen soll bereits beim Angriff auf die Krim-Brücke im Juni eingesetzt worden sein. Moskau wiederum rüstet kleine Flugzeuge mit Maschinengewehren aus, um ukrainische Drohnen abzufangen, bis die Ukraine ihre Standorte aufspürt und zerstört.
Trotz wachsender Eigenproduktion ist die Ukraine weiterhin auf westliche Waffen angewiesen. Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte zuletzt erneut mehr Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot. "Alle, die uns dabei helfen, schützen Leben", sagte er.
Russland hingegen produziere nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes inzwischen über 6000 Shahed-Drohnen im Monat. Um russische Fabriken zu treffen, fordert Kiew deshalb weiterreichende Raketen. Doch US-Präsident Donald Trump hat das Ruder zuletzt herumgerissen und lehnt derzeit die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern ab.
