Die Ukraine versucht mit einer ungewöhnlichen Kampagne, Soldat:innen für den Krieg an Land zu ziehen. Bild: imago images / ZUMA Press Wire
International
Der Ukraine-Krieg bringt massive Verluste mit sich – sowohl auf russischer als auch auf ukrainischer Seite. Beide Parteien versuchen, Soldaten für den Einsatz im Krieg zu rekrutieren.
Seit Kriegsbeginn haben Hunderttausende Ukrainer:innen freiwillig an der Front gedient. Doch viele der ersten Kämpfer sind inzwischen tot, verletzt oder erschöpft. Daher muss die Armee nun aus einer zögerlicheren Gruppe von Männern rekrutieren.
Laut einer Umfrage im März erklärten sich nur 35 Prozent der ukrainischen Männer bereit, im Falle einer Einberufung zu dienen. Dem will die Ukraine mit einer neuen Kampagne etwas entgegensetzen.
Ukrainische Soldat:innen bei einer Übung im Wald. Bild: imago images / ZUMA Press Wire
Die ukrainischen Streitkräfte setzen aktuell auf kreative und unkonventionelle Methoden, um neue Freiwillige zu gewinnen. Das ist eine Reaktion auf die Flucht Tausender junger Männer, nachdem Präsident Wolodymyr Selenskyj das Wehrpflichtalter von 27 auf 25 Jahre gesenkt hatte.
Viele Ukrainer versuchen seitdem, den Mobilisierungsoffizieren zu entkommen.
Ukraine-Krieg: Ministerium will mit neuer Methode Soldaten anlocken
Bohdan, ein Logistikmanager aus Kiew, hat es geschafft: Nach mehreren Vorstellungsgesprächen erhielt er einen Platz als Nachrichtenoffizier bei der 3. Separaten Sturmbrigade der Ukraine. Das ist eine Position, die es dem Logistikmanager aus Kiew ermöglicht, die Schützengräben weitgehend zu meiden. Den Ort, wo jede Woche Hunderte ukrainische Soldat:innen umkommen.
Er hatte vor der Aufnahme die Gelegenheit, seine künftigen Kommandeure kennenzulernen. So bekam er nach eigener Aussage ein "gutes Gefühl", wie er dem "Guardian" in einem Café in Kiew erzählt. "Wenn ich kämpfen muss, weiß ich zumindest, dass für mich gesorgt ist", sagt er.
Dieser persönliche Ansatz soll den potenziellen Soldaten die Möglichkeit geben, ihre zukünftigen Kommandeure kennenzulernen. Sie sollen sich auf spezifische Rollen bewerben können, die ihren Fähigkeiten entsprechen.
Freiwillig in den Krieg: Auf Plakaten wird Individualität suggeriert
Bohdans Rekrutierung ist Teil einer Kampagne der ukrainischen Streitkräfte, die freiwillige Einberufung in einem persönlicheren Rahmen fördern soll.
In Kiew sind laut "Guardian" überall Plakate zu sehen, die ein positives Bild des Militärdienstes zeichnen. Diese Initiative des Verteidigungsministeriums soll die Freiwilligenarbeit fördern. "Sommer, UAV", steht auf einem Plakat, das einen Soldaten zeigt, der eine Drohne von einem Strandstuhl aus steuert.
Andere Plakate versprechen eine gründliche Vorbereitung oder betonen, dass die Soldat:innen "sie selbst sein" können.
Die Kampagne zeichnet ein positives Bild von der Arbeit bei der Armee. (Symbolbild)Bild: imago images / ZUMA Press Wire
"Jetzt haben Sie die Möglichkeit, eine Position für den Dienst in der Armee zu wählen. Vergessen Sie Ihre Ängste und Zweifel – es ist Zeit, Ihren Weg zu wählen!", so eine kürzliche Erklärung des Verteidigungsministeriums auf Facebook.
Viele Soldaten melden sich für beliebte Einheiten auf Social Media
Einheiten wie die Asow-Einheit und die 3. Separate Sturmbrigade, die sich auf dem Schlachtfeld einen hervorragenden Ruf erarbeitet haben, sind besonders begehrt. Diese Einheiten haben dank Spenden beträchtliche Budgets und sind für ihre starke Präsenz in den sozialen Medien bekannt.
Ihre Videos von der Front werden von Millionen Ukrainer:innen gesehen. Doch dieser Ruhm führt auch zu Herausforderungen bei kleineren Einheiten.
Auch die Asow-Einheiten ziehen in den Krieg.Bild: AP / Alex Babenko
Diese haben offenbar Schwierigkeiten, motivierte Rekruten zu gewinnen. "Es gibt ein bisschen Neid zwischen den verschiedenen Einheiten", bemerkte ein anonymer Pressesprecher einer Frontartillerieeinheit im "Guardian". "Die Leute haben oft rosigere Erwartungen, wenn sie sich diesen Einheiten anschließen. Letztendlich ist der Kampfeinsatz gefährlich. Egal, wo man dient."
Ukraine-Krieg: Ministerium arbeitet mit Jobsucheseiten zusammen
Um den Rekrutierungsprozess zu erleichtern, arbeitet das Verteidigungsministerium mit Jobsuchseiten wie "Lobby X" zusammen. Diese Plattformen ermöglichen es Arbeitssuchenden, verschiedene Positionen innerhalb der Armee zu durchsuchen: von der Marine bis zum militärischen Geheimdienst.
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Vladyslav Greziev, der Vorstandsvorsitzende von "Lobby X", erklärte, dass seine Agentur bereits über 100.000 Bewerbungen für 5000 offene Stellen in 640 Einheiten bearbeitet habe. Besonders gefragt seien nicht kampfbezogene Positionen wie IT, Küche und Transport.
Ein Anstieg sei mit der Verschärfung der Wehrpflicht zu verzeichnen gewesen. "Im Krieg hat man nicht die volle Kontrolle über sein Leben, also möchte man natürlich alles tun, um seine Überlebenschancen zu erhöhen", sagte Greziev. "Wir wollen einem Soldaten die Möglichkeit bieten, sein eigenes Schicksal zu bestimmen."
Donald Trump ist einer der einflussreichsten Politiker:innen der USA und damit der Welt. Zuvor machte er sich einen Namen als Immobilien-Mogul und Entertainer. Im November gewann er zum zweiten Mal eine Präsidentschaftswahl. Er schlug Kamala Harris überraschend deutlich und wurde zum 47. Präsidenten der USA gewählt.