Der ehemalige US-Präsident George W. Bush hat sich in einer Rede zum Ukraine-Krieg einen unangenehmen Versprecher geleistet. Dem wird nun eine größere Bedeutung beigemessen.
Bei einer Veranstaltung im texanischen Dallas sprach der 75-Jährige am Mittwoch (Ortszeit) mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin von der "Entscheidung eines einzelnen Mannes, eine völlig ungerechtfertigte und brutale Invasion im Irak zu starten". Dann korrigierte er sich sofort selbst: "Ich meine: in die Ukraine."
Die Irritationen im Publikum blieben nicht aus. Als er diese bemerkte, fügte er in Anspielung auf sein Alter noch knapp hinzu: "75".
NBC-Reporter Sahil Kapur twitterte ein Video vom Vorfall. Dieses ging innerhalb kürzester Zeit viral.
Nicht umsonst. Der Versprecher ist nicht nur unangenehm, sondern lässt auch Raum für Spekulationen. Gerade in Anbetracht der US-Geschichte in Bezug auf den Krieg im Irak.
Der Versprecher löst eine Welle an Reaktionen aus – und ist für viele wohl eine Art "Bekenntnis" des ehemaligen US-Präsidenten. So ist die Rede von einem "klassischen Freud'schen Versprecher, so wie er im Buche steht".
Ein Nutzer bezeichnet Bushs Aussage auf Twitter gar als "möglicherweise bedeutungsreichsten Versprecher", den er je gehört habe. Er findet: "Mit einem Wort ist die gesamte Doppelmoral und Unaufrichtigkeit des Westens offengelegt. Jetzt schon legendär."
Fritz Felgentreu, ehemaliger verteidigungspolitischer Sprecher der SPD im Bundestag, äußert sich mit einem Tweet: "Seine Regierung war wirklich spezialisiert auf Freud'sche Versprecher, oder?" Damit spielt er auf die zahlreichen Versprecher aus der Regierung des Ex-US-Präsidenten an, die in der Vergangenheit passierten.
Kulturjournalist Quentin Lichtblau hat eine andere Theorie: "Meine Freundin sagt, der 'Versprecher' von Bush war eine absichtlich platzierte 'weirde' Selbstironie-Pointe und ich glaube, sie hat recht."
Auch der österreichische Journalist Fabian Sommavilla glaubt in Anbetracht dessen, dass Bush ausgerechnet ein Versprecher in Sachen Irak-Krieg herausgerutscht ist, nicht an einen Zufall: "Was für ein Freud'scher Versprecher! Auch das kurze 'well Iraq too', das er nachreicht. Wirkt sehr nach Traumabewältigung auf offener Bühne."
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, wenige Monate nach Bushs Amtsantritt, hatten die USA einen "Krieg gegen den Terror" begonnen. Dem Einmarsch in Afghanistan folgte 2003 der Krieg im Irak. Das militärische Vorgehen gegen den Irak wurde mit vermeintlichen Massenvernichtungswaffen im Besitz von Machthaber Saddam Hussein gerechtfertigt, die aber nie gefunden wurden. Bush blieb Präsident bis 2009.
(ast/dpa)