Bei den Themen für "Maischberger. Die Woche" gibt es diesmal keinen Zweifel: Es ist die US-Wahl und Donald Trumps Weigerung, den Sieg von Joe Biden anzuerkennen. Und natürlich der Dauerbrenner Corona: Es gibt dank des Impfstoffs des deutschen Unternehmens Biontech Licht am Ende des Tunnels. Gleichzeitig befinden wir uns im Lockdown Light, dessen Regelungen umstritten sind.
Es diskutieren mit Sandra Maischberger:
Die Unternehmensberaterin und US-Expertin Sandra Navidi sorgt gleich am Anfang für einen Knalleffekt. Sie hält sogar einen "Putsch" von Trump für möglich. "Ist das Ihr Ernst?" fragt Maischberger entsetzt. "Was hat er noch zu verlieren?", fragt Navidi zurück. Schließlich erwarten Donald Trump nach Verlust der Immunität einige unangenehme Gerichtsprozesse. Aber Navidi schiebt auch nach, dass sie es nicht für wahrscheinlich hält, sondern nur als "worst case" ansieht. Aber die Entlassung von u.a. Verteidigungsminister Mark Esper mache sie schon nachdenklich.
RTL-Politikchef Nikolaus Blome glaubt nicht an einen Trump-Putsch. Auch in der Republikanischen Partei sei eine "Erosion" von Trumps Status zu beobachten. Aber er hat eine andere Idee: "Vielleicht gar nicht so dumm für Biden, Trump zu begnadigen", so könne er der Spaltung Amerikas durch einen quälend langen Prozess gegen Trump entgegentreten und die Heilung vorantreiben.
Die "SZ"-Wissenschaftsjournalistin Christina Berndt wünscht sich das "auf gar keinen Fall". Die Sonderbehandlung von Trump wäre ein "totales moralisches Risiko".
Und dann kommt der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) und poltert: "Irgendwann müssen wir mal aufhören, über Donald Trump zu reden". Wir seien in den letzten vier Jahren alle zu "Hobby-Freuds" geworden, die die Psyche Trumps ergründen wollten. "Ich glaube, dass wir im Abspann sind", vergleicht er die Ära Trump mit einem Spielfilm.
Warum Trump jetzt alle Register ziehe? Gabriel ist sich sicher:
Rumms. Das sitzt. Und er spricht weiter Klartext: Biden habe einen "unglaublich schwierigen Job vor sich". Und für Europa drohten auch "unbequeme Zeiten" mit den USA. "Wir werden dieselben Konflikte haben – aber es wird möglich sein, Kompromisse zu schmieden." Denn Biden schätze strategische Allianzen und wisse, dass "bowling alone" auch für die USA auf Dauer schwierig ist.
Natürlich lässt sich Sandra Maischberger die Chance nicht entgehen, ihn nach seinem persönlichen Eindruck von Biden zu fragen. Sie haben sich getroffen, als Biden Barack Obamas Vize-Präsident und Gabriel Vize-Kanzler war. Und Gabriel schildert einen erstaunlich lustigen Joe Biden: "Er sagte, na, Vize ist blöd, oder? Und er hat recht gehabt."
Ob Biden denn eine ganze Amtszeit durchhalte, will Maischberger von Gabriel wissen. "Ich finde die Frage seltsam", antwortet Gabriel. Wer ein solches Amt anstrebe in einem gespaltenen Amerika, traue es sich auch zu.
Vor einem Jahr hat sich Sigmar Gabriel aus dem Bundestag verabschiedet. Angesichts des Zustandes der SPD und wie wenig sich seine Partei mit der eigenen Rolle auseinandersetze, "ist man doch ganz froh, dass man dafür keine Verantwortung mehr trägt", gibt er zu. Aber austreten wolle er nicht.
Dann war es wirklich genug mit Trump und Amerika und es ging um Corona, das Spezialgebiet der Journalistin und studierten Immunologin Berndt. Sie orakelt: "Ich gehe davon aus, dass wir durch diesen Winter nicht ohne einen weiteren Lockdown kommen." Es komme wohl vor allem darauf an, "was wir uns zu Weihnachten erlauben".
Dass zu viel verboten ist, findet der Kabarettist und Schauspieler Dieter Hallervorden. Für sein Berliner Schlosspark Theater hat er beim Amtsgericht einen Eilantrag gegen die erzwungene November-Schließung eingereicht. Eine Entscheidung steht noch aus. Zu Beginn stellt er aber klar: "Ich weise darauf hin: Ich bin kein Corona-Leugner", wer nun enttäuscht sei, könne abschalten oder sich vielleicht noch überzeugen lassen.
Warum er das so betone, fragt Maischberger. Und Hallervorden antwortet, dass er nach seiner Rede auf einer Demonstration der Kultur- und Veranstaltungswirtschaft auf Facebook zustimmende Kommentare aus der Corona-Leugner-Ecke bekommen habe.
In seinem Eilantrag berufe er sich auf die Freiheit der Kunst. Die Schließung sei nach Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsregelungen unverhältnismäßig und ungerecht.
Die Politiker sonnten sich in Bayreuth im Blitzlichtgewitter und ließen "jetzt die Kulturszene so schmählich im Stich". Der Zuschauer bekommt den Eindruck, dass es Hallervorden auch um Anerkennung eines ganzen gesellschaftlichen Bereichs geht, wenn er sagt: "Es wird einfach Zeit, dass richterlich entschieden wird, welchen Rang die Kultur in Deutschland einnimmt." Die staatlich versprochene, finanzielle Kompensationen sieht er skeptisch. "Ich glaube, dass Versprechungen gemacht werden von Politikern, die für gute Laune sorgen." Das sei wie, wenn man einem Kind ein schönes Weihnachtsgeschenk verspricht, wenn es brav ist. "An dieses Märchen glaube ich nicht." Man könne ja noch nicht einmal die Anträge stellen bisher.
Für sein Kabarett-Theater "Die Wühlmäuse" hat er bisher für die ganze Corona-Zeit 85.000 Euro bekommen – fürs Schlosspark Theater "noch keinen Cent".
Ob er selbst Angst vor einer Infektion habe, mit seinen 85 Jahren gehöre er ja zur Risiko-Gruppe, will Maischberger wissen. "Angst ist ja in allen Situationen ein schlechter Ratgeber. Ich glaube, dass ich mich gut schütze. Ich habe schon den Zweiten Weltkrieg überstanden und denke, auch diese Pandemie wird an mir vorbeigehen."
Das dachte auch Markus Peichl – und irrte sich gewaltig. Der ehemalige Journalist ("Tempo") und heutige Galerist gibt zu: "Ich habe das auch anfangs sicherlich heruntergespielt." Er wollte noch in der Woche vor dem ersten Lockdown eine Vernissage in seiner Galerie veranstalten. Seine Mitarbeiter haben ihn davon abgehalten. Zum Glück, denn damals war er schon mit Corona infiziert, ohne es zu wissen. Sein Fazit:
Zuerst lag er 14 Tage zu Hause im Bett mit 40 Grad Fieber, immer in telefonischem Kontakt mit Ärzten. "Es ging mir von Tag zu Tag schlechter." Am 15. Tag sank das Fieber und er machte sich schon Hoffnung auf Genesung, doch dann bekam er schlagartig fast keine Luft mehr und wurde auf die Intensivstation gebracht. Dort bekam er das 14. von 17 verfügbaren Betten. Er sollte schon intubiert werden, aber beim letzten Versuch führte die Zufuhr von 50 bis 60 Litern Sauerstoff pro Minute mit Schläuchen durch die Nase ("Wie ein Tornado, der durch Ihr Gehirn bläst") dazu, dass sich seine Lungenbläschen erholten und er musste nicht ins künstliche Koma versetzt werden.
Als Spätfolge hatte er Monate später eine Phase der Desorientierung ("Ich wusste nicht, wo ich bin") und bis heute hat er nur noch 40 Prozent seines Lungenvolumens.
Diese Geschichte ist genauso erschütternd wie der Wunsch von Dieter Hallervorden verständlich ist, dass er sein Theater – mit allen Vorsichtsmaßnahmen – bespielen will. Absolute Stärke dieser Sendung, diese beiden Pole nebeneinander zu stellen und sie nicht gegeneinander auszuspielen.