Kerzen für die Opfer des Terroranschlags in Wien am 2. November.Bild: imago images / ALEX HALADA
International
25.11.2020, 08:0425.11.2020, 08:47
Rechtsextremistische Angriffe haben einer
internationalen Studie zufolge in den vergangenen Jahren massiv
zugenommen. In Nordamerika, Westeuropa und Ozeanien sei die Zahl
dieser Taten seit 2014 um 250 Prozent angestiegen, stellten die
Forscher des jährlichen Global Terrorism Index fest, den das
Institute for Economics and Peace am Mittwoch in London vorstellte.
Bei den Todesopfern lag der Anstieg innerhalb von fünf Jahren sogar
bei mehr als 700 Prozent. Es gebe nun so viele rechte Angriffe wie zu
keinem anderen Zeitpunkt in den vergangenen 50 Jahren, schreiben die
Forscher. 2019 kamen insgesamt 89 Menschen bei solchen Taten ums
Leben.
"Mit dem Beginn einer neuen Dekade sehen wir neue terroristische
Bedrohungen. Der Anstieg des Rechtsextremismus im Westen und die
Verschlechterungen in der Sahel-Zone sind wesentliche Beispiele
dafür", sagte der Exekutivdirektor des Instituts, Steve Killelea. Von
islamistischer Seite sehe man derzeit vermehrt Angriffe kleinerer
Gruppen, die mit dem sogenannten Islamischen Staat (IS)
sympathisierten – wie in Subsahara-Afrika, aber auch in Europa, wie etwa
an den Vorfällen in Frankreich und Österreich sichtbar wurde.
Zahl der Toten geht erneut zurück
Insgesamt ist die Zahl der Toten durch Terrorismus allerdings
bereits das fünfte Jahr in Folge gesunken: In den vergangenen fünf
Jahren ging diese Zahl um knapp 60 Prozent zurück – 2019 lag sie bei
etwas weniger als 14 000 Todesopfern weltweit. Im Vergleich zum
Vorjahr war dies ein Rückgang um 15 Prozent. Außerdem sind immer
weniger Länder überhaupt von Terrorismus betroffen: Im vergangenen
Jahr hatten 63 Länder mindestens einen Terror-Toten zu beklagen – das
ist die niedrigste Zahl seit 2013.
Die Widerstandsfähigkeit vieler westlicher
Gesellschaften habe in den vergangenen Jahren abgenommen, schreiben
die Studienautoren. Die Corona-Pandemie könne diesen Trend
verschärfen und wegen der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten auch
zu noch mehr politischer Instabilität führen. Es müssten daher
Maßnahmen ergriffen werden, um terroristischen Organisationen ihre
Medienpräsenz und Finanzierung zu entziehen sowie zu verhindern, dass
Menschen zu Anhängern der Bewegungen werden.
Einfluss des IS geht weiter zurück
Obwohl die Opferzahlen durch islamistische Terrorangriffe
weiterhin in den Tausenden liegen, sehen die Studienautoren einen
deutlichen Rückgang. Der Einfluss und die Macht des IS sinke
kontinuierlich. Das erste Mal, seit die Terrorormiliz aktiv wurde,
lag die Zahl ihrer Todesopfer dem Bericht zufolge 2019 bei unter
1000. Die Organisation, die für die meisten Opfer terroristischer
Angriffe verantwortlich ist, bleiben weiterhin die Taliban – auch hier
ist der Trend jedoch rückläufig.
Anhaltende Krisen und Konflikte sind der Untersuchung zufolge
weiterhin die hauptsächlichen Treiber für Terrorismus. So ereigneten
sich mehr als 96 Prozent der terroristischen Angriffe in Ländern mit
anhaltenden Konflikten wie Afghanistan, Syrien, Nigeria, Somalia oder
dem Jemen.
(om/dpa)
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