Präsident Donald Trump: Joe Biden versucht nun, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.Bild: www.imago-images.de / Chris Kleponis
International
14.10.2020, 11:1014.10.2020, 13:09
Was der kann, kann ich schon lange, hat sich der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden offenbar gedacht. US-Präsident Donald Trump hatte eine Aussage des US-Top-Epidemiologen Anthony Fauci für einen Wahlwerbespot aus dem Zusammenhang gerissen – nun bedient sich Biden in einem Video derselben Methode.
Allerdings ein wenig anders als Trump. Der hatte Faucis Satz "Also kann ich mir nicht vorstellen, dass unter irgendwelchen Umständen jemand mehr tun könnte" in seinem Clip so verwendet, dass der Eindruck entstanden war, der Virologe hätte damit Trump gemeint. Hatte er allerdings nicht – er hatte über sein eigenes Wirken mit der Corona-Task-Force des Weißen Hauses gesprochen.
Fauci hatte darauf wütend reagiert, und erklärt, sein Zitat sei aus dem Zusammenhang gerissen worden. Um eine Erlaubnis für die Verwendung habe ihn sowieso niemand gefragt. Anstatt sich zu entschuldigen, beharrte Trump aber darauf, dass die Aussage von Fauci stamme – was ja auch stimmt, nur eben in einem anderen Kontext als suggeriert.
Bidens Spot nimmt Trump die Entschuldigung ab
Die fällige Entschuldigung Trumps für die irreführende Verwendung des Zitats blieb also aus. Das übernimmt nun Joe Bidens Wahlkampfteam. In einem neuen Wahlwerbespot sieht man zusammengeschnittene Aussagen von Trump aus verschiedenen Reden. Nach der Einleitung "Und jetzt eine Botschaft von Präsident Trump" folgt der dem Amtsinhaber in den Mund gelegte Satz:
"Ich versage beim Management des Coronavirus-Ausbruch, deshalb habe ich Dr. Fauci in einem Werbespot dazu benutzt, ihn sagen zu lassen, ich würde einen guten Job machen. Aber das ist ein Fake. Er hat das nie gesagt."
Und weiter:
"Er hat das über die Task Force gesagt, nicht über mich. Tut mir leid, Dr. Fauci."
Fake ist nicht gleich Fake
Verwendet der Demokrat damit dieselben Methoden wie Trump? Auf den ersten Blick vielleicht schon. Auf den zweiten allerdings sollte spätestens auffallen, dass es sich, anders als beim US-Präsidenten, um eine offensichtliche Fälschung handelt, die jeder durchschaut. Der Wahlwerbespot von Trump dagegen wollte bewusst einen falschen Eindruck herstellen – und hat das auch getan. Somit ist Bidens Wahlkampfmanöver eher eine ironische Auseinandersetzung mit Trumps lockerem Umgang mit Fakten.
(om)
Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Innenministeriums zeigt: Jede:r dritte:r Polizeibeamt:in hat bei Kolleg:innen rassistisches Verhalten bemerkt. Autor und Journalist Mohamed Amjahid forscht seit Jahren zum strukturellen Rassismusproblem der Polizei und hat darüber ein Buch geschrieben. Im Gespräch mit watson erläutert er die vielschichtige Problematik.