
Immer so eine Sache: alte Menschen und Technik.Bild: AP / Julia Demaree Nikhinson
International
Donald Trump wollte mit seiner Truth-AI eine KI schaffen, die ihm nach dem Mund redet. Blöd nur, dass das Ding lieber Fakten ausspuckt – und damit sogar seinen Chef in die Schranken weist.
11.08.2025, 13:4311.08.2025, 13:43
Irgendwie üben KI-Chatbots eine schräge Anziehungskraft auf uns Menschen aus. Das liegt unter anderem daran, dass sie als große Projektionsfläche für uns dienen, wie der Philosoph Rainer Mühlhof in seinem Buch "KI und der neue Faschismus" schreibt. Er spricht auch von einer Vermenschlichung: Wir sehen in Chatbots Emotionen, die wir selbst mit uns tragen und glauben entsprechend, mit einer Person zu sprechen.
Am Ende fußen die Antworten von KI-Programmen aber nur auf Wahrscheinlichkeiten. Und die berechnen sie auf Basis von Daten, mit denen sie trainiert wurden. Heißt: Wer eine KI füttert und hier und da filtert, kann die Ausgaben in eine bestimmte Richtung lenken. Alles nach eigenem Ermessen. Das ist insofern lustig, als das beim US-Präsidenten Donald Trump und seiner Truth-AI nicht klappt.
Trumps Unwahrheiten widerlegt: Zölle, Wahlbetrug, Kapitol
Die KI widerspricht dem Präsidenten unter anderem mit der Aussage, dass die erhöhten US-Zölle eine Steuer für die Amerikaner:innen sind. Zudem seien die US-Wahlen im Jahr 2020 nicht gestohlen worden und die Kryptoinvestitionen der Trump-Familie würden zu einem Interessenskonflikt führen.
Wie die "Washington Post" berichtet, hält die Truth-KI den "Aufstand" im US-Kapitol im Jahr 2021 für gewalttätig und schreibt, dass diese aus Trumps "haltlosen Behauptungen vom Wahlbetrug" hervorgegangen seien.
Trump und seine Verbündeten warfen Technologieunternehmen und Nachrichtenorganisationen jahrelang vor, sie wären voreingenommen und verlogen. Truth Social sollte eigentlich als alternatives Social-Media-Ökosystem deshalb nur jene Wahrheiten fördern, die Trump als solche anerkennt.
Die erst kürzlich vorgestellte Truth-AI sollte wiederum, so das markige Werbeversprechen, "direkte, zuverlässige Antworten" liefern und "eine leistungsfähige KI einem mit wichtigen Fragen zugänglich machen". Alle Truth-Social-Nutzer:innen können kostenlos auf den Chatbot zugreifen.
Laut "Washington Post" hat Truth Social eine spezifische Quellenauswahl für den Bot zusammengestellt, auf die dieser sich dann berufen kann. Das teilte ein Sprecher des Suchmaschinenentwicklers Perplexity, der für die Entwicklung der Truth-AI-Suchfunktion maßgeblich verantwortlich war, mit. Um welche Quellen es sich aber genau handelt, erläutert der Sprecher nicht.
Offensichtlich sind es aber nicht die richtigen Quellen. Denn zum Beispiel antwortet das Tool auf die Frage, ob die Zölle wirklich einen enormen positiven Einfluss auf den Aktienmarkt hätten, wie Trump es selbst kürzlich postete: "Die Beweise stützen diese Behauptung nicht." Die jüngsten Marktgewinne seien neben den Zöllen auf andere Faktoren zurückzuführen, etwa höhere Unternehmensgewinne.
Trump: Nicht der beliebteste US-Präsident aller Zeiten?
Aussagen, die einen Trump-Mitarbeiter den Job gekostet hätten. Genauso wie die, dass nicht Trump, sondern Barack Obama der beliebteste US-Präsident aller Zeiten sein soll. Als Quelle dafür nannte die Truth-AI Artikel von "Fox News".
Wie sehr es schiefgehen kann, KI-Programme nach eigenem Ermessen zu formen, zeigte kürzlich auch der Eklat um die Grok-KI des Kurnachrichtendienstes X. Elon Musk drängte sein Unternehmen xAI, den Chatbot "politisch unkorrekter" zu machen. Am Ende nannte dieser sich selbst "Mecha-Hitler" und empörte mit antisemitischen Antworten.
Dennoch bleibt es möglich, bei Chatbots hier und da an Stellschrauben zu drehen. Wer weiß also, was aus Truth-AI wird. Aktuell wird das Tool zumindest seinem Namen gerecht.
Im Białowieża-Urwald an der Grenze zwischen Polen und Belarus sterben Geflüchtete – an Kälte, Hunger, Stacheldraht. Polens Asylpolitik setzt auf Gewalt statt Menschlichkeit. Pushbacks, Strafverfolgung von Helfer:innen und das Schweigen der EU sorgen für eine brutale Entmenschlichung.
Vier Jahre sind es nun. Vier Jahre, in denen Polen mit allen Mitteln versucht, Flüchtlinge an der Grenze zu Belarus bei der Einreise in die EU zu stoppen. Tausende Menschen landen in diesen vier Jahren im Białowieża-Urwald. Ein gewaltiges Biotop, das einen spurlos verschluckt und im Unterholz verschwinden lässt.