Russland führt seinen brutalen Krieg in der Ukraine auch im Frühling 2024 weiter fort. Mit einigen Einsätzen konnte der Aggressor in den letzten Monaten Geländegewinne erzielen, an anderen Stellen hält das ukrainische Militär weiterhin erfolgreich dagegen.
Eine weitaus weniger präsente Rolle spielt in der Auseinandersetzung mittlerweile die Gruppe der Wagner-Söldner. Nachdem sich dessen ehemaliger Anführer Jewgeni Prigoschin wochenlang eine öffentliche Auseinandersetzung mit Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu geliefert hatte, startete die Gruppe am 24. Juni 2023 einen überraschenden Vorstoß mit Panzern in Richtung Moskau.
Dieser wurde dann nach Vermittlungen durch den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko zwar abgebrochen. Später kostete dieser Feldzug Prigoschin jedoch wohl das Leben. Er wurde im August Opfer eines Flugzeugabsturzes, möglicherweise herbeigeführt durch das Regime von Präsident Wladimir Putin.
Seitdem ist es in der deutschen Öffentlichkeit still um die Wagner-Söldner geworden. Neue Recherchen zeigen nun, dass Russland sie jedoch noch immer einsetzt.
Die paramilitärische Wagner-Gruppe, die niemals offiziell dem russischen Militär unterstellt war, wurde schon weit vor Russlands Einmarsch in der Ukraine von Putins Regime eingesetzt, vor allem in vielen afrikanischen Staaten. Moskau möchte seinen Einfluss auf dem Kontinent nämlich ausbauen und pflegt dazu seine Beziehungen zu vielen Regimen.
Dass diese Unterstützungen nicht nur diplomatischer Natur sind, ist schon lange klar. Um verschiedene Russland-affine Staatenführer zu stärken und zu schützen, ist unter anderem die Wagner-Gruppe vor Ort.
Nun haben Recherchen der russischen Rechercheplattformen Verstka und Nordsint gezeigt, dass auf Wagners Telegram-Kanal in den vergangenen Wochen 18 Nachrichten zur Rekrutierung neuer Soldaten veröffentlicht wurden. Zuvor wurde die Rekrutierung seit dem März 2023 ausgesetzt. Jetzt also der Umschwung, es wird nach neuen Wagner-Mitgliedern Ausschau gehalten, die sich Operationen der Gruppe in Afrika anschließen.
Demnach werden Männer zwischen 22 und 50 Jahren gesucht, mindestens für ein halbes Jahr. Geboten wird ihnen ein Gehalt von mindestens 240.000 Rubel, derzeit ungefähr 2.400 Euro, sowie eine Lebensversicherung. Sie sollen unter anderem in Mali und Libyen eingesetzt werden.
Ein Informant des russischen Verteidigungsministeriums sagte Verstka, dass die Söldner unter anderem in die Nähe von Libyens Hafenstadt Bengasi geschickt werden. Von dort aus sollen sie in andere afrikanische Länder transportiert werden. Einer ihrer Aufträge sei es, lokale Militärangehörige sowie Rekruten anderer paramilitärischer Gruppen auszubilden.
Dem Informanten zufolge werden tausende Wagner-Soldaten seit Mitte Februar von der Ukraine aus nach Afrika versendet. Manche von ihnen sollen dabei direkt dem russischen Verteidigungsministerium unterstellt sein.
Eigentlich war die Wagner-Truppe jahrelang zwar im Auftrag des russischen Regimes, jedoch mehr oder weniger unabhängig von ihm unterwegs. Nach Prigoschins Tod ändert sich das anscheinend allmählich.
Bereits im Februar warnte der ukrainische General und Vize-Vorsitzende des Hauptgeheimdienstes, Vadim Skibitsky, davor, dass eine Einheit von 18.000 Wagner-Söldnern unter russischer Führung in Moskau zusammengestellt werde.