Angela Merkel bei ihrer Rede beim Wirtschaftsforum in Davos. Bild: ap / Sean Gallup
International
26.01.2021, 14:1028.01.2021, 06:08
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei einer Rede auf dem digitalen Weltwirtschaftsforum in Davos die Staatengemeinschaft dazu aufgerufen, aus der Corona-Pandemie zu lernen. Die Kanzlerin rief in einer per Videoschalte übertragenen Rede und im Gespräch mit Klaus Schwab, dem Gründer des Weltwitschaftsforums, dazu auf, die internationale Zusammenarbeit zu stärken – und sich, gerade mit Blick auf den Klimawandel, besser auf Notlagen vorzubereiten.
"Die Pandemie hat uns unsere globale Verbundenheit gezeigt", sagte Merkel. Der Versuch der dauerhaften Abschottung schlage fehl. Außerdem habe sich die Verwundbarkeit der Menschen gezeigt: Man habe gesehen, dass wir "eingebettet in unsere Umwelt" leben. Das zeige, dass die Menschheit abhängig bleibe von der Natur. Am Anfang der Pandemie hätten alle Länder Fehler gemacht, indem sie sich "reflexartig auf uns selbst zurückgezogen" hätten. Doch das sei besser geworden.
Merkel: "Die Schnelligkeit unseres Handelns lässt sehr zu wünschen übrig"
Bestätigt sieht sich Merkel in ihrem Kurs in der Bildungspolitik, wo die Ausgaben zuletzt kontinuierlich gestiegen waren. Es gehe nun um eine faire Verteilung des Impfstoffs, die auch schnell beginnen solle. "Es gibt nichts Gutes außer man tut es", sagte Merkel, die Richtigkeit dieses Prinzips habe die Pandemie den Staaten gezeigt. Die Corona-Pandemie habe klargemacht, dass jetzt ein "Zeitraum des Handelns" komme.
Sie zog im Rückblick auf ein Jahr Corona-Pandemie auch eine kritische Bilanz. Es seien in Deutschland Schwachstellen und Stärken sichtbar geworden, sagte sie. In Deutschland habe man sehr auf den Gemeinsinn und den Einsatz von Bürgerinnen und Bürgern bauen können. Ein gutes Fundament seien die soliden Finanzen gewesen. So habe man Unternehmen und Bürgern helfen können, fügte Merkel hinzu.
Kritisch äußerte sie sich zur Geschwindigkeit von Prozessen in Deutschland: "Die Schnelligkeit unseres Handelns lässt sehr zu wünschen übrig." Prozesse seien oft sehr bürokratisch geworden und dauerten lange. Da habe man nachzuarbeiten. "Wo wir nicht gut aussahen, das zeigt sich bis in die heutigen Tage, das ist der Mangel an Digitalisierung unserer Gesellschaft." Merkel nannte als Beispiele die mangelnde Vernetzung der Gesundheitsämter, der Verwaltung und des Bildungssystems.
Zur Zukunft der Wirtschaft sagte Merkel, eine wichtige Lehre aus Corona sei, "dass man nicht immer vom besten Fall ausgeht". Das gelte auch mit Blick auf den Klimawandel, wo es bereits jetzt darum gehe, Schäden zu begrenzen. Unternehmen wie Gesellschaften müssten "Puffer" für Notlagen bilden. Laut Merkel ist die soziale Marktwirtschaft, in der sich Staat und Unternehmen in einer Balance befänden, ein "gutes Modell", das zeige sich immer wieder. Von Corona hart getroffenen Branchen wie Veranstalter, Restaurants, Künstler und kleine Läden sprach Merkel über mögliche weitere Hilfe: "Wir müssen schauen, was wir an Unterstützung leisten, um eine städtische Infrastruktur zu erhalten."
Mit Blick auf die internationalen Beziehungen meinte die Bundeskanzlerin, man müsse mit China auch "kontrovers diskutieren", etwa über Menschenrechte und mangelnde Transparenz in der Wirtschaft. "Ich wünsche, dass wir nicht zu einer Blockbildung kommen", sagte Merkel zur Rivalität zwischen China und den USA.
(se)
Innerhalb von Wochen sollte die Ukraine vor dem russischen Militär in die Knie gehen. Zu groß sei Russlands Heer, zu mächtig das schwere Kriegsgerät. Zweieinhalb Jahre ist es her, dass praktisch die gesamte Fachwelt und die internationale Politik diese Fehleinschätzung traf. Im Winter 2024 stellt sich der Kreml auf einen weiteren schweren Winter auf den Schlachtfeldern in der Ostukraine ein.