In der Kleinstadt Elizabeth City in North Carolina hatte es am Dienstag einen Polizeieinsatz mit tödlichen Folgen für einen 40-Jährigen Mann gegeben.Bild: IMAGO / ZUMA Wire
International
22.04.2021, 08:2322.04.2021, 12:23
Nur einen Tag nach dem Schuldspruch gegen den weißen Ex-Polizisten Derek Chauvin im Fall des getöteten Afroamerikaners George Floyd ist in den USA erneut ein Schwarzer bei einem Polizeieinsatz erschossen worden. Der Vorfall ereignete sich am
Mittwoch in der Kleinstadt Elizabeth City im Bundesstaat North
Carolina, als Beamte einen Durchsuchungsbefehl ausführten, wie der
Sheriff im Bezirk Pasquotank, Tommy Wooten, sagte. Einen Tag zuvor
hatte ein Polizist im Staat Ohio eine 16-jährige Schwarze erschossen,
die Videoaufnahmen zufolge mit einem Messer bewaffnet war.
Ebenfalls am Dienstag war der ehemalige Polizist Chauvin im Prozess
nach dem Tod von George Floyd in allen Anklagepunkten schuldig
gesprochen worden. Die Tötung des unbewaffneten 46-Jährigen vor knapp
einem Jahr hatte in den USA zu Massenprotesten gegen Rassismus und
Polizeigewalt geführt.
Der Sheriff im Bezirk Pasquotank, Wooten, sagte, bei der Durchsuchung
in Elizabeth City sei es um das spätere Opfer, Andrew Brown Junior,
gegangen. Er machte allerdings keine genaueren Angaben zum Hergang
der Tat oder zum Grund für den Durchsuchungsbefehl gegen Brown. Nach
örtlichen Medienberichten soll der unbewaffnete 40-jährige
Familienvater während der Durchsuchung in sein Auto gestiegen sein
und habe wegfahren wollen. Daraufhin sei geschossen worden, sagten
Familienmitglieder demnach.
Der Vorfall wird nun von der zuständigen Behörde des Bundesstaats
(SBI) untersucht. Der Beamte, der die Schüsse feuerte, ist bis auf
Weiteres beurlaubt, wie Wooten erklärte. Bezirksstaatsanwalt Andrew
Womble versprach eine eingehende Untersuchung.
16-Jährige stirbt bei Polizeieinsatz Minuten vor Chauvin-Urteil
Einen Tag zuvor hatte ein Polizist im Staat Ohio eine 16-jährige
Schwarze erschossen, die Videoaufnahmen zufolge mit einem Messer
bewaffnet war. Das Mädchen habe andere Menschen angegriffen, erklärte
der amtierende Polizeichef der Stadt Columbus, Michael Woods. Die
vier tödlichen Schüsse waren nur wenige Minuten vor der Verkündung
des Schuldspruches gegen Chauvin gefallen.
Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, erklärte am
Mittwoch im Weißen Haus: "Die Tötung der 16-jährigen Ma'Khia Bryant
durch die Polizei in Columbus ist tragisch. Sie war ein Kind." Psaki
fügte hinzu, es sei bekannt, dass "Polizeigewalt überproportional
Schwarze und Latinos trifft". Die Regierung setze sich daher für den
Kampf gegen strukturellen Rassismus und Vorurteile ein. Zudem werbe
das Weiße Haus für dringend benötigte Polizeireformen.
Chauvin war am Dienstag im Prozess nach dem Tod von George Floyd
schuldig gesprochen worden. Der 46 Jahre alte Floyd war vor einem
Jahr bei einer Festnahme ums Leben gekommen. Videos dokumentierten,
wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten. Chauvin
presste dabei sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals,
während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Die Beamten hatten ihn
wegen des Verdachts festgenommen, mit einem falschen 20-Dollar-Schein
bezahlt zu haben.
Allein im vergangenen Jahr wurden in den USA nach einer Datenbank der
"Washington Post" 243 Schwarze von der Polizei erschossen.
(vdv/dpa)
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