Der russische Gaskonzern Gazprom senkt die Lieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 weiter. Bild: dpa / Stefan Sauer
Liveticker
Hinweis: Dieser News-Blog wird nicht mehr aktualisiert. Die neuesten Nachrichten zum Krieg in der Ukraine findest du hier.
Seit nunmehr knapp fünf Monaten herrscht in der Ukraine Krieg. Trotz internationaler Sanktionen setzt Russland seine Angriffe fort, konzentriert sich nach Verlusten hauptsächlich auf östliche Gebiete des Landes. Die Region Luhansk im Osten hat die russische Armee bereits erobert, weite Teile von Donezk auch. In Charkiw im Norden sowie im Süden der Ukraine toben ebenfalls heftige Kämpfe. Die Vereinten Nationen sehen Anzeichen für zahlreiche russische Kriegsverbrechen.
In unserem News-Blog informieren wir dich über die wichtigsten Entwicklungen rund um den Krieg.
25. Juli
18.03 Uhr: Gazprom senkt Lieferung durch Nord Stream 1 auf 20 Prozent
Der russische Gaskonzern Gazprom senkt die Lieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 weiter. Von diesem Mittwoch an würden noch 20 Prozent oder 33 Millionen Kubikmeter Gas täglich durch die wichtigste Versorgungsleitung nach Deutschland fließen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Grund sei die Reparatur einer weiteren Turbine, hieß es.
Das Bundeswirtschaftsministerium widersprach dieser Begründung. Es gebe "keinen technischen Grund" für die Gasreduzierung, teilte das Ministerium am Montagnachmittag mit.
Die Ankündigung von niedrigeren Lieferungen durch Russland hat den Erdgas-Preis deutlich steigen lassen. Am Montag stieg der als richtungweisend geltende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in den Niederlanden bis auf 175 Euro je Megawattstunde. Das ist ein Plus von 7,7 Prozent im Vergleich zu Freitag.
Transparenzhinweis: In der ursprünglichen Fassung stand, es würde von Dienstag an weniger Gas fließen. Richtig ist aber Mittwoch. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
16.25 Uhr: Kreml widerspricht Scholz: Russland zuverlässig beim Gas
Der Kreml hat die Kritik von Bundeskanzler Olaf Scholz an der Zuverlässigkeit russischer Gaslieferungen zurückgewiesen. "Diese Aussagen stehen in absolutem Widerspruch zur Wirklichkeit und der Geschichte der Lieferungen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Agentur Interfax zufolge. Er kündigte zugleich an, die Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 so weit zu steigern, wie das technisch möglich sei.
Russland sei nicht an der Einstellung der Gaslieferungen nach Europa interessiert. "Russland ist ein verantwortungsbewusster Gaslieferant, und was immer von der EU-Kommission, in den europäischen Hauptstädten oder in den USA gesagt wird – Russland war und bleibt das Land, das größtenteils die Energiesicherheit Europas garantiert", sagte Peskow. Die Lage könne sich allerdings ändern, wenn die EU weiter zu Sanktionen greife, die ihr im Endeffekt selbst schadeten.
Mit Blick auf Nord Stream 1 versicherte Peskow, dass eine Turbine eingebaut werde, sobald Siemens Energy die dazugehörigen Dokumente übergebe. "Natürlich wird die Turbine nach Abschluss aller Formalitäten und des technologischen Prozesses eingebaut, und dann beginnt das Pumpen in dem Umfang, der technisch möglich ist." Er wies zugleich darauf hin, dass es Störungen bei anderen Aggregaten gebe. "Diese sind Siemens gut bekannt."
15.02 Uhr: Gerhard Schröder erneut nach Moskau gereist
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ist einem Bericht zufolge erneut nach Moskau gereist. Er sei einem Hotel in der Innenstadt der russischen Hauptstadt abgestiegen, berichteten die Sender RTL und ntv am Montag. Auf die Frage, was er dort mache, sagte der Kanzler demnach: "Ich mache hier ein paar Tage Urlaub. Moskau ist eine schöne Stadt."
Gerhard Schröder geriet wegen seiner Russland-Verbindungen in die Kritik.Bild: dpa / Kay Nietfeld
Den Angaben zufolge ist Schröders Hotel nicht weit entfernt von der Zentrale des russischen Ölkonzerns Rosneft. Der Altkanzler hatte im Mai entschieden, seinen dortigen Aufsichtsratsposten aufzugeben und ebenfalls erklärt, auf einen angebotenen Aufsichtsratsposten beim russischen Gaskonzern Gazprom zu verzichten.
12.37 Uhr: Kiew hat erste drei Gepard-Luftabwehr-Panzer erhalten
Die Ukraine hat die ersten Luftabwehr-Panzer des Typs Gepard aus Deutschland erhalten. "Heute sind offiziell die ersten drei Geparde eingetroffen", sagte Verteidigungsminister Olexij Resnikow am Montag im ukrainischen Fernsehen. Dazu seien auch mehrere Zehntausend Schuss übergeben worden.
Erwartet werden zwölf weitere Gepard-Panzer. Die Lieferung beruht auf einer Übereinkunft mit Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) vom Mai. Die Ukraine wehrt seit Ende Februar eine russische Invasion ab und drängte wiederholt auf eine Stärkung der eigenen Luftabwehr.
Es ist die zweite Lieferung von schweren Waffen, die Deutschland an die Ukraine übergibt. Im Juni hatte die Bundesregierung mit der Panzerhaubitze 2000 bereits schwere Artilleriegeschütze an die Ukraine geliefert. Die Panzerhaubitze ist das modernste Artilleriegeschütz der Bundeswehr mit einer Reichweite von 40 Kilometern. Die Ukraine hat damals insgesamt sieben Geschütze erhalten.
Ein Panzer vom Typ "Gepard" bei einer Truppenübung der Bundeswehr.Bild: AP / Joerg Sarbach
9.15 Uhr: Gasspeicher laut Netzagentur wieder auf "ordentlichem Einspeicherpfad"
Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat sich mit dem aktuellen Fülltempo der Gasspeicher weitgehend zufrieden gezeigt. Die deutschen Speicher befänden sich "endlich wieder auf einem ordentlichen Einspeicherpfad", schrieb Müller am Montagmorgen auf Twitter. Der Füllstand (Stand 23. Juli) liege bei 65,91 Prozent. "Jetzt gilt es, die 75% Quote zum 1.9. zu schaffen." Auch der angeschlagene Gasimporteur Uniper habe die Ausspeicherung, also die Entnahme von Gas, beendet.
Klaus Müller (l), Präsident der Bundesnetzagentur, unterhält sich während seiner Besichtigung des Astora Gasspeichers in Rehden.Bild: dpa / Mohssen Assanimoghaddam
Während des vorübergehenden Stopps russischer Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 aufgrund von Wartungsarbeiten wurde in Deutschland zwar Gas eingespeichert, aber auf sehr niedrigem Niveau. Uniper hatte sogar damit begonnen, Gas aus Speichern zu entnehmen. Um einen Mangel im Winter zu vermeiden, will Deutschland die Speicher so schnell wie möglich zu füllen. Bis zum 1. November sollen sie zu 95 Prozent gefüllt sein.
8.42 Uhr: Kiew meldet anhaltende Gefechte im Donbass
Die russischen Truppen haben nach Angaben aus Kiew in der Nacht weitere Sturmversuche östlich und südöstlich des Ballungsraums Slowjansk – Kramatorsk im Gebiet Donezk im Osten der Ukraine unternommen. "Der Gegner führt einen Angriff unweit von Spirne, die Kampfhandlungen halten an", teilte der ukrainische Generalstab am Montag in seinem Lagebericht mit. Gekämpft werde ebenso um Vororte des Verkehrsknotenpunkts Bachmut.
Zum Kampfgeschehen im Süden des Landes, im Gebiet Cherson, beschränkte sich der Generalstab auf die Meldung schwerer Artilleriegefechte und russischer Luftangriffe. Derweil teilte das Kommando "Süd" der ukrainischen Streitkräfte mit, bei eigenen Angriffen zwei Munitionsdepots und eine Kommandostelle der russischen Truppen vernichtet zu haben. Auch für diese Angaben gibt es keine unabhängige Bestätigung. Die Ukraine hatte wiederholt eine Offensive zur Rückeroberung der Südukraine angekündigt.
07.15 Uhr: Lawrow: Russland will Regimewechsel in der Ukraine
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat im Gegensatz zu früheren Äußerungen erklärt, dass Russland den Sturz der ukrainischen Regierung anstrebt. "Wir helfen dem ukrainischen Volk auf jeden Fall, sich von dem absolut volks- und geschichtsfeindlichen Regime zu befreien", sagte Lawrow am Sonntag in Kairo. Das russische und ukrainische Volk würden künftig zusammenleben.
Mit seiner Ankündigung, die politische Führung in Kiew auswechseln zu wollen, widerspricht Lawrow auch eigenen Aussagen vom April. "Wir haben nicht vor, das Regime in der Ukraine zu wechseln", sagte der russische Chefdiplomat damals in einem Interview mit dem Fernsehsender India Today.
Den Vorwurf des "geschichtsfeindlichen Regimes" schickte Kiew umgehend an den Adressaten zurück. "Nur diejenigen, die die wahre Geschichte nicht kennen und ihre Bedeutung nicht spüren, konnten sich entscheiden, uns anzugreifen", erwiderte Selenskyj in seiner Videoansprache am Abend. Jahrhunderte seien die Ukrainer unterdrückt worden und sie würden ihre Unabhängigkeit niemals aufgeben.
Die Bewahrung der nationalen Einheit ist laut dem Präsidenten nun die wichtigste Aufgabe der Ukrainer, um den Krieg zu gewinnen und Mitglied der Europäischen Union zu werden. "Jetzt die Einheit zu bewahren, gemeinsam für den Sieg zu arbeiten, ist die wichtigste nationale Aufgabe, die wir zusammen bewältigen müssen", sagte Selenskyj.
06.06: FDP offen für direkte Panzer-Lieferungen an die Ukraine
Wegen der stockenden Waffenlieferungen in die Ukraine per Ringtausch zeigt sich nun auch die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann offen für die direkte Lieferung deutscher Panzer in das von Russland angegriffene Land. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags räumt ein, dass die osteuropäischen Bündnispartner für ihre Waffenlieferungen in die Ukraine bisher nicht so schnell wie erwartet mit Ersatz ausgestattet werden konnten. "Wenn das für die Partner problematisch ist, sollten wir den Ringtausch einstellen und direkt an die Ukraine liefern - gegebenenfalls auch den (Kampfpanzer) Leopard 2. Die Zeit drängt", sagte Strack-Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur.
FDP-Politikerin Maria-Agnes Strack-Zimmermann.Bild: www.imago-images.de
Die Idee des Ringtauschs entstand kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Ziel war es eigentlich, die Ukraine möglichst schnell mit schweren Waffen zu versorgen. Dazu sollten östliche Nato-Partner Waffen sowjetischer Bauart, mit denen die ukrainischen Soldaten ohne Zusatzausbildung umgehen können, zur Verfügung stellen. Als Ersatz sollten sie von Bündnispartnern wie Deutschland westliche Fabrikate erhalten.
24. Juli
15.14 Uhr: Ukrainische Häfen bereiten Ausfuhr von Getreide vor
Nach der Einigung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide haben die unter internationaler Vermittlung festgelegten drei Häfen am Schwarzen Meer mit der Vorbereitung der Transporte begonnen. Die Arbeiten für die Wiederinbetriebnahme der Häfen in Odessa, Tschornomorsk und Juschnyj seien im Gange, teilte die für die Seehäfen zuständige Behörde bei Facebook mit.
Gemäß der am Freitag in Istanbul getroffenen Vereinbarung würden die Schiffsverbände für den Getreideexport über den Seeweg vorbereitet, hieß es. Gebildet werde eine Karawane, die von einem Leitschiff angeführt werden solle. Die Behörde forderte Reedereien auf, ihre Schiffe dafür anzumelden.
Die Vorbereitungen liefen ungeachtet der russischen Raketenangriffe vom Samstag auf den Hafen in Odessa. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte eingeräumt, militärisch genutzte Infrastruktur des Hafens beschossen zu haben. Das löste Ängste aus, das Getreide-Abkommen könne noch platzen.
15.06 Uhr: London wirft Russland irreführende Ankündigung zu Kriegszielen vor
Großbritannien wirft der russischen Führung irreführende Aussagen zu angeblichen neuen Kriegszielen in der Ukraine vor. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte angesichts der Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine in dieser Woche mit der Einnahme weiterer Gebiete in dem Land gedroht. "Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wahr", hieß es am Sonntag in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienstinformationen.
Russland habe seinen Krieg nicht "ausgeweitet". Vielmehr sei es von Anfang an das Ziel der Invasion gewesen, auch andere Gebiete als die Volksrepubliken Luhansk und Donezk zu besetzen. Es sei realistisch, dass Lawrow mit seinen Äußerungen den Weg für Volksabstimmungen in weiteren Gebieten zu ebnen, hieß es von den Briten.
10.41 Uhr: Russland räumt Raketenangriff auf Odessa ein
Einen Tag nach den international verurteilten Raketeneinschlägen in der Hafenstadt Odessa hat Russland die Angriffe eingeräumt. Die "Kaliber"-Raketen hätten mit einem hochpräzisen Schlag ein Objekt militärischer Infrastruktur im Hafen von Odessa getroffen, teilte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Sie sprach von einem Kriegsschiff, das getroffen worden sei.
Der Angriff am Samstagmorgen hatte international Entsetzen ausgelöst, weil Russland erst am Vortag in Istanbul eine Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide auch aus dem Hafen von Odessa unterzeichnet hatte. Die Vereinbarung hat weiter ihre Gültigkeit. Zuvor hatte die Türkei nach Gesprächen mit der russischen Seite erklärt, dass Russland die Schuld für die Raketenangriffe in Odessa zurückgewiesen habe und untersuchen lassen wolle. Sacharowas Kommentar zu dem Vorfall war nun die erste offizielle Äußerung von russischer Seite zu dem Vorfall.
08.15 Uhr: Selenskyj stellt Russland als Verhandlungspartei infrage
Nach den Raketenangriffen auf den Hafen in Odessa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland als Verhandlungspartei grundsätzlich infrage gestellt. "Wenn irgendjemand auf der Welt früher gesagt hat, dass es notwendig ist, mit Russland in Dialog zu treten, Vereinbarungen zu treffen über eine Waffenruhe, ohne unser Gebiet von den Besatzern zu befreien, dann haben die heutigen Raketen die Möglichkeit solcher Aussagen zerstört", sagte er in seiner am Samstagabend veröffentlichten Videobotschaft.
Der Angriff mit Raketen auf die Hafenstadt sei international verurteilt worden. Selenskyj sprach von einem Akt "offensichtlicher russischer Barbarei". Zu Beginn des 151. Kriegstags sieht er aber auch Positives. Neben den Raketenangriffen habe es zwar erneut schwere Gefechte im Donbass und im Gebiet Charkiw gegeben. Dennoch sei auch sichtbar, dass sich die Ukraine in Richtung Sieg bewege. Vor allem zeige sich das in der Region Cherson im Süden. "Die Streitkräfte der Ukraine bewegen sich Schritt für Schritt in dem Gebiet vorwärts", sagte Selenskyj.
06.30 Uhr: 5000 Soldatinnen kämpfen für Ukraine an der Front
In der ukrainischen Armee dienen laut Vizeverteidigungsministerin Hanna Maliar mehr als 50 000 Frauen, mehr als 5000 von ihnen seien derzeit an der Front. Das sagte die Politikerin nach Angaben der Nachrichtenagentur Ukrinform bei einem internationalen Gipfel der First Ladies und Gentlemen in Kiew am Samstag. Von den 50 000 Frauen im ukrainischen Militär dienten insgesamt 38 000 als Soldatinnen, die übrigen gingen zivilen Aufgaben nach.
00.01 Uhr: US-Regierung macht Russland für Beschuss von Odessa verantwortlich
Die US-Regierung hat Russland für den Beschuss der ukrainischen Hafenstadt Odessa verantwortlich gemacht und den Angriff auf das Schärfste verurteilt. Nur einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer habe Russland seine Verpflichtungen gebrochen, teilte US-Außenminister Antony Blinken am Samstag (Ortszeit) mit. "Dieser Angriff lässt ernste Zweifel an der Glaubwürdigkeit des russischen Engagements für die gestrige Vereinbarung aufkommen."
Blinken kritisierte, der Beschuss untergrabe die Arbeit der Vereinten Nationen, der Türkei und der Ukraine, um wichtige Nahrungsmittel auf die Weltmärkte zu bringen." Russland trage die Verantwortung für die Verschärfung der weltweiten Nahrungsmittelkrise. Moskau habe der Vereinbarung zur Ausfuhr von Getreide zugestimmt und stehe nun in der Pflicht, sie vollständig umzusetzen. Russland hat nach Angaben des türkischen Verteidigungsministers Hulusi Akar erklärt, es habe nichts mit diesem Angriff zu tun und wolle den Vorfall untersuchen. Eine offizielle russische Reaktion lag bis Samstagabend nicht vor.
23. Juli
11.28 Uhr: Laut Ukraine beschießt Russland Hafen von Odessa trotz Getreide-Abkommen
Einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer hat Russland nach Angaben aus Kiew den Hafen von Odessa mit Raketen beschossen. "Gestern wurde der Export über den Seeweg vereinbart, und heute greifen die Russen den Hafen von Odessa an", teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Samstag mit. Russland bombardiere die Hafenstadt. Nach ukrainischen Militärangaben wurden zwei russische Raketen von der Luftabwehr abgefangen, zwei weitere seien im Handelshafen eingeschlagen, hieß es.
Russland hatte am Freitag in dem Abkommen zugesichert, die Schiffe über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschießen. Auch die beteiligten Häfen dürften dabei nicht angegriffen werden.
Der Raketenbeschuss werfe Zweifel auf an dem am Freitag in Istanbul unterzeichneten Abkommen über die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Kiew, Oleh Nikolenko. Mit seinen Raketen "spuckt" der russische Präsident Wladimir Putin UN-Generalsekretär António Guterres und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ins Gesicht. Die beiden hätten große Anstrengungen unternommen, um das Abkommen zu erreichen.
9.22 Uhr: Selenskyj dankt den USA für Waffen: "Gemeinsam zum Sieg!"
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den USA für die angekündigten neuen Waffenlieferungen im Krieg gegen Russland gedankt. "Extrem wichtig, schlagkräftige Waffen werden die Leben unserer Soldaten retten, die Befreiung unseres Landes vom russischen Aggressor beschleunigen", schrieb Selenskyj am Samstag im Kurznachrichtendienst Twitter. "Ich schätze die strategische Partnerschaft zwischen unseren Nationen. Gemeinsam zum Sieg!"
Die USA kündigten am Freitag weitere Waffenlieferungen an die Ukraine mit einem Wert von rund 270 Millionen Dollar an. Darin enthalten sind nach offiziellen Angaben vier Himars-Mehrfachraketenwerfer. Das neue Paket umfasst demnach unter anderem Raketen für die Himars-Systeme, 36 000 Artilleriegranaten, Fahrzeuge und bis zu 580 "Phoenix Ghost"-Drohnen.
Die Ukraine will mit den schweren Waffen des Westens den russischen Vormarsch stoppen und besetzte Gebiete zurückerobern.
5.21 Uhr: Selenskyj lobt Getreide-Deal
Die einzelnen Punkte des am Freitag in Istanbul unterzeichneten Getreide-Deals entsprächen "voll und ganz den Interessen der Ukraine", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Samstag. "Jetzt können wir nicht nur die Arbeit unserer Häfen am Schwarzen Meer wiederaufnehmen, sondern auch den erforderlichen Schutz für sie aufrechterhalten."
Selenskyj sagte zudem, die Ukraine könne nun insgesamt 20 Millionen Tonnen Getreide aus der Ernte des Vorjahres exportieren. Es seien Vorräte im Wert von rund 10 Milliarden US-Dollar (9,8 Mrd Euro) eingelagert.
0.30 Uhr: USA prüft Kampfjet-Lieferung an Ukraine
Die US-Regierung prüft nach eigenen Angaben eine eventuelle Lieferung amerikanischer Kampfjets an die Ukraine. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, betonte am Freitag allerdings, "dass es sich um Sondierungsüberlegungen handelt, die nicht in naher Zukunft umgesetzt werden können". Bei den Prüfungen gehe es nicht um Maschinen aus der Ex-Sowjetunion, sondern um Flugzeuge amerikanischer Bauart.
Kirby verwies in einer Telefonschalte mit Reportern darauf, dass der Betrieb moderner Kampfflugzeuge "ein schwieriges Unterfangen" sei. Berücksichtigt werden müssten auch Faktoren wie die Ausbildung der Besatzungen, die Instandhaltung oder die Lieferung von Ersatzteilen – "eine ganze Versorgungskette" sei notwendig, um ein Flugzeug in der Luft zu halten. Er betonte, die USA würden die Ukraine im Kampf gegen die russischen Invasionstruppen so lange wie nötig unterstützen.
22. Juli
16.27 Uhr: Ende der Getreide-Blockade – Russland und Ukraine unterzeichnen Abkommen
Russland und die Ukraine haben mit den Vereinten Nationen und der Türkei eine Lösung für die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide aus dem Kriegsland Ukraine vereinbart. Sowohl Russland als auch die Ukraine unterzeichneten am Freitag in Istanbul getrennt voneinander entsprechende Vereinbarungen unter Vermittlung von UN-Generalsekretär António Guterres.
Die Abkommen sehen Korridore für die Getreideexporte aus drei ukrainischen Schwarzmeerhäfen in Odessa und Umgebung vor. Die Kriegsparteien sagten zu, keine Schiffe auf dem Weg in diese Häfen und hinaus anzugreifen. Die Regelungen gelten zunächst für vier Monate und sollen unter anderem die Ausfuhr der geschätzten 25 Millionen Tonnen Weizen auf den Weg bringen, die seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor knapp fünf Monaten in ukrainischen Silos feststecken. Schoigu sagte nach der Unterzeichnung, nun seien die Voraussetzungen geschaffen, um die blockierten Lieferungen schon in den "nächsten paar Tagen" freizugeben.
Ältere Nachrichten zum Krieg in der Ukraine findest du hier.