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Corona: Sie hat es nicht gesagt, aber dennoch gemeint – Merkel in ihrer Ansprache

Politik-Redakteur Lukas Weyell über den Appell der Bundeskanzlerin am Mittwoch Abend
Politik-Redakteur Lukas Weyell über den Appell der Bundeskanzlerin am Mittwoch AbendBild: Steffen Kugler/Bundesregierung via Getty Images / foto di matti
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Sie hat es nicht gesagt, aber das meinte Angela Merkel in ihrer Ansprache

20.03.2020, 12:0331.03.2020, 16:04
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Das gab es noch nie in 15 Jahren Kanzlerschaft: Am Mittwochabend wandte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer außerordentlichen Fernsehansprache an die Bevölkerung und wählte drastische Worte. Der Kampf gegen das Coronavirus sei die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg.

Ich muss ehrlich sagen, ich bin froh, dass in Zeiten wie diesen eine unaufgeregte – vielleicht manchmal auch zu behäbige – Bundeskanzlerin Angela Merkel zu mir spricht und kein Boris Johnson oder Donald Trump mit ihrer Selbstinszenierung.

Ich habe sie nie gewählt, aber in dieser schweren Krise, in der viele Menschen auch Angst vor der Zukunft haben, schafft sie es wie aktuell kein anderes Staatsoberhaupt, die Menschen zu beruhigen und ihnen Zuversicht zu geben. Sie spricht von Hoffnung und Solidarität und mahnt uns zur Nächstenliebe.

Was Angela Merkel aber nicht sagt, steht wie der sprichwörtliche Elefant im Raum: Gibt es eine Ausgangssperre? Das Wort "Ausgangssperre" kommt in ihrer Rede nicht einmal vor, aber wer genauer hinschaut, findet klare Hinweise. In der Übersetzung sieht das ungefähr so aus:

Was Angela Merkel sagt:

"Ich appelliere an Sie: Halten Sie sich an die Regeln, die nun für die nächste Zeit gelten. Wir werden als Regierung stets neu prüfen, was sich wieder korrigieren lässt, aber auch: was womöglich noch nötig ist."
Angela Merkel in ihrer Ansprache am Mittwoch

Es ist ein Appell aber auch eine Warnung.

Was Angela Merkel damit meint:

Haltet euch an die Regeln, das ist die letzte Warnung. Wenn wir uns nicht beherrschen und einschränken, kommt die Ausgangssperre für ganz Deutschland.

Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Deutschen vernünftig genug sind und zeigen, dass es keine Verbote braucht, um in einer schweren Krisensituation das richtige zu tun. Oder ob wir so sehr an unsere Freiheit gewohnt sind, dass wir jemanden brauchen, der weiß was gut für uns ist.

Ich fürchte letzteres, aber hoffe, hier einmal falsch zu liegen. In diesem Sinne: #wirbleibenzuhause.

Aus dem Homeoffice geschrieben.

Rassismus in Deutschland: "Wie sicher würdest du dich fühlen, wenn der Staat dich töten könnte?"
Jette Nietzard sagt in der Politik ihre Meinung genauso deutlich wie auf Social Media. Hier schreibt die Co-Chefin der Grünen Jugend über Rassismus und ihre Wut über den Fall Lorenz A. Der 21-Jährige aus Oldenburg starb Ende April, nachdem ein Polizist fünfmal auf ihn geschossen hatte.

Ich würde gerne mit dir über Rassismus reden. Dabei meine ich nicht einmal "Ausländer raus"-Parolen aus Popsongs. Ich meine nicht die Beschimpfungen, die sich asiatisch gelesene Menschen anhören mussten, weil Menschen sie für die Corona-Pandemie verantwortlich gemacht haben. Und ich meine auch nicht deinen Onkel, der ignorant ist und auch nach der dritten Erklärung weiterhin das N-Wort sagt.

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