Sex geht immer bei Rammstein. Oder Gewalt. Gern auch in Kombination. Die Band aus Berlin ist bekannt für harte Texte und martialisches Auftreten. Provokationen scheinen dabei gewollt.
Nun jedoch sorgen eher zarte Rammstein-Gesten für Aufsehen. So geschehen auf ihrer aktuellen Stadion-Tournee.
Ihr erster Gig in Russland führte sie nach Moskau. Die Gitarristen Richard Kruspe und Paul Landers küssten sich am Ende des Songs "Ausländer". Auf der Bühne (alle Informationen dazu findet ihr hier).
Es ist in Moskau! Hauptstadt eines Landes, in dem Menschenrechtler immer wieder brutale Übergriffe auf Homosexuelle beklagen.
Jetzt hat sich der Hardliner und Duma-Abgeordnete Witali Milonow (45) in einem Interview mit dem russischen Radiosender "NSN" zur Moskauer Kuss-Aktion geäußert, die er wenig überraschend nicht ganz so gut findet.
Milonow bezeichnete die Bandmitglieder demnach als „Idioten“. Und weiter:
Schließlich sagte Milonow in dem Interview vom Donnerstag noch, Rammstein-Fans seien nicht mehr normal. Was den Politiker nicht freuen wird: Es sind viele Fans. Ins Moskauer Central Dynamo Stadion kamen gut 80.000. Russische Fans zählen zu den treuesten Anhängern der Band.
Rammstein scheint unbeeindruckt vom menschenfeindlichen Gezeter des Hardliners. Nur einen Tag nach dem Interview machte die Band genau da weiter, wo sie aufgehört hatte. Denn schon beim nächsten Konzert in Sankt Petersburg wurde es für die beiden Gitarristen Richard Kruspe und Paul Landers wieder ungewohnt intim: Sie umarmten sich kurz aber innig.
Ab Minute 4:50 wird es kuschelig:
Ein deutliches Statement der Solidarität mit der LGBTIQ-Gemeinde zeigte Rammstein schon zuvor beim Konzert im polnischen Chorzów. Auch in Polen werden Homosexuelle immer wieder drangsaliert.
Landers und Schlagzeuger Christoph Schneider schwenkten in den Schlauchbooten die Regenbogenfahne für Akzeptanz der Vielfalt lesbischer, schwuler, bisexueller, transsexueller, intersexueller, queerer Lebensformen.
Die Band postet übrigens nach dem Moskau-Konzert ein Foto des Kusses auf ihrem Instagram-Account. Kommentar in kyrillischer Schrift: "Russland, wir lieben dich." Im Netz und in westlicheren Ländern gab es dafür viele anerkennende Reaktionen für Rammstein.
Zuvor hatte sich Kremlchef Wladimir Putin einen Schlagabtausch mit Elton John geliefert. Der britische Popstar hatte in einem offenen Brief an Putin kritisiert, dass in Russland im Kinofilm "Rocketman" über sein Leben alle schwulen Liebesszenen geschnitten wurden.
(lj/mit Material von dpa)