Die US-Wahl ist vorbei, der nächste Präsident steht fest: Joe Biden, ehemaliger Vize von Barack Obama, hat sich gegen Donald Trump durchgesetzt. Trump hat damit nur eine Amtszeit lang regiert.
Obwohl die Demokraten am Ende gewonnen haben, hat diese historische Wahl vor allem eins mit aller Deutlichkeit bewiesen: Wie tief gespalten die USA sind. Schließlich ist das Ergebnis recht knapp ausgefallen, nahezu die Hälfte aller Wähler haben für Trump gestimmt.
Watson hat mit US-Amerikanern gesprochen und sie gefragt, was das Wahlergebnis für sie bedeutet, wie es ihrer Ansicht nach in den USA weitergehen wird und was sie sich für die Zukunft erhoffen.
George M., 27, aus Louisville, Kentucky, ist nicht überzeugt von Joe Biden, freut sich aber, dass Trump nicht mehr regiert:
"Ich kann nicht wirklich sagen, dass ich begeistert bin über das Wahlergebnis: Mit Biden bekommen wir schließlich einen wirtschaftsnahen Demokraten, ohne neue Ideen, dessen einziger Wunsch es ist, zum Status Quo vor Donald Trump zurückzugehen.
Andererseits fühle ich mich erleichtert: Denn indem wir Trump als Präsidenten loswerden, können wir unser Land davor bewahren, vollends in den Faschismus abzurutschen. Trotzdem werden wir vier lange Jahre erleben, in denen wir Rassismus, Imperialismus und Vetternwirtschaft bekämpfen werden müssen, die die US-amerikanische Demokratie stark beeinflusst haben.
Hoffnung macht mir allerdings die sozialdemokratische Arbeiterbewegung und einige der progressiveren Wahlergebnisse auf lokaler Ebene und in den einzelnen Bundesstaaten."
Andrea B., 45, aus College Park, Maryland, freut sich vor allem, dass mit Vizepräsidentin Kamala Harris eine Schwarze Frau im Amt ist.
"Ich bin im Moment überwältigt vor Freude und Erleichterung – ich vergieße definitiv einige Tränen. Ich bin erleichtert, dass Donald Trump gefeuert wurde und so froh, dass wir endlich einen anständigen Menschen im Oval Office haben werden. Und dann haben wir endlich eine Frau – eine Woman of Color – als Vizepräsidentin!
Ich bin auch extrem dankbar für all die Voters of Color, besonders die Schwarzen Frauen, die geholfen haben, das möglich zu machen. Dennoch liegt noch viel Arbeit vor uns, um unser Land zu einem besseren Ort für alle zu machen, die hier leben. Mit Präsident Joe Biden und Vize Kamala Harris am Steuer wird aber viel mehr Fortschritt möglich sein. Es gibt mir Hoffnung und inspiriert mich, weiterzukämpfen, damit unser Land sein Versprechen erfüllt."
Nathan C., 28, stammt aus einem Vorort von Atlanta, Georgia. Er freut sich extrem darüber, Trump das Weiße Haus verlassen zu sehen:
"Es ist wunderbar. 'Vanity Fair' schreibt, dass Trump seinen Verbündeten gesagt hätte, der Geheimdienst müsste ihn aus dem Weißen Haus zerren. Und wisst ihr, was? Das ist gut. Millionen Amerikaner wäre glücklich darüber, das zu sehen. Der Geheimdienst hat ein spezielles Reinigungsteam, sie würden Trump wegschaffen wie einen Cheetos-farbenen Fussel.
Es ist eine Erleichterung, dass wir nun Biden als Präsidenten haben werden. Er ist vielleicht nicht der perfekte Kandidat, aber er ist ein guter Mensch. Die Regierung besteht schließlich auch nicht nur aus einer Person, deswegen muss er nicht alle meine Ansichten vertreten, aber bis zu einem gewissen Maße muss ich ihm vertrauen können.
Alles in allem fühlt es sich gerade so an, als hätten wir den Weltuntergang gerade so verhindern können. Es wird jetzt nicht automatisch alles gut werden. Aber wir konnten diesen einen verrückten Mann wegschaffen. Hoffentlich können wir die nächsten Monate und Jahre dafür nutzen, den Schaden, den er angerichtet hat, zu beseitigen. Denn wir waren viel zu kurz davor, unsere demokratischen Werte hierzulande zu verlieren.
Ich werde jetzt Eis essen. Und was trinken. Und Musik hören. Und alle werden eine Menge Sex haben. In neun Monaten wird es einen Babyboom geben!"
John M., 39, kommt aus Minneapolis, Minnesota. Er sieht Biden vor allem in der Verantwortung, das Land durch die Corona-Pandemie zu bringen.
"Die wichtigste Aufgabe des gewählten Präsidenten Biden ist es, die Vereinigten Staaten durch die härteste Phase der Corona-Pandemie zu führen. Ich glaube, er ist geeigneter, die inländischen und internationalen Beziehungen zu verbessern.
Ich bin erleichtert, nicht froh, dass Biden gewonnen hat. Die harte Arbeit liegt noch vor uns. Wenn andere angesichts des Wahlergebnisses Abscheu, Wut oder Verwirrung empfinden, tut mir das leid. Aber es ist meine ehrliche Hoffnung, dass die USA ein Partner von Nationen und Völkern auf der ganzen Welt sein können, um das Leben für alle besser zu machen."