Tim Klüssendorf ist jung, ehrgeizig und unbequem – auch für die eigene Partei. Mit 33 Jahren steht er vor einem der einflussreichsten Ämter der SPD: dem des Generalsekretärs. Ein Amt, das ihm nicht in die Wiege gelegt wurde – sondern das er sich mit linkem Profil, klaren Positionen und einem bemerkenswert schnellen Aufstieg erarbeitet hat.
Klüssendorf steht für einen anderen Ton in der SPD. Er kritisiert Olaf Scholz, fordert eine Vermögensabgabe und setzt sich für eine stärkere Sozialpolitik ein. Gleichzeitig weiß er, wie Wahlkampf geht: Als einziger SPD-Direktkandidat in Schleswig-Holstein gewann er 2025 sein Mandat – zum zweiten Mal. Wer ist dieser Mann aus Lübeck, der mit Bärbel Bas die Partei neu ausrichten will?
Hier gibt es alle Infos über Tim Klüssendorf:
Tim Klüssendorf wurde am 16. August 1991 in Lübeck geboren. Die ersten Jahre verbrachte er mit seiner Familie auf der Altstadtinsel, später zog er in den Stadtteil St. Gertrud – ganz in der Nähe des Stadtparks. Seine Heimatstadt hat ihn nach eigenen Angaben geprägt, politisch wie persönlich.
Tim Klüssendorfs Eltern unterstützten früh sein politisches Interesse. Den Eintritt in die SPD nahm er laut "t-online" über einen Laptop vor, den er zur Konfirmation geschenkt bekommen hatte. Die Familie engagierte sich früher gemeinsam gegen rechte Demonstrationen in Lübeck.
Nach dem Abitur an der Ernestinenschule absolvierte Klüssendorf laut seiner Webseite einen Bundesfreiwilligendienst beim Lübecker Jugendring. Danach studierte er Volkswirtschaft und BWL in Hamburg. Er schloss mit einem Master in Betriebswirtschaftslehre ab. Schwerpunkte: Mikroökonomie, Unternehmensführung, Marketing.
Schon als Jugendlicher war er bei den Jusos aktiv, von 2010 bis 2012 war er Vorsitzender in Lübeck. Dort engagierte er sich besonders gegen Rechtsextremismus und für jugendpolitische Themen. 2007 trat er in die SPD ein, angetrieben von Protesten gegen Neonazi-Aufmärsche. Seither versteht er Politik zunehmend als Mittel, die Gesellschaft aktiv zu gestalten.
2013 kandidierte Klüssendorf erstmals für die Lübecker Bürgerschaft – und wurde direkt gewählt. In der Stadtvertretung profilierte er sich als jugendpolitischer Sprecher der SPD und Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses. Seine Themen: bessere Bezahlung in sozialen Berufen, familienfreundliche Kommunalpolitik und mehr Mitsprache für junge Menschen.
Bei der Bundestagswahl 2021 holte Klüssendorf das Direktmandat in Lübeck – und verteidigte es 2025 erneut. Damit ist er aktuell der einzige SPD-Direktabgeordnete aus Schleswig-Holstein. Den Wahlerfolg führt er auf seine enge Bindung zur Stadt und eine "engagierte Wahlkreisarbeit" zurück, wie "t-online" berichtete.
Seit Mai 2025 ist Klüssendorf offiziell SPD-Generalsekretär. Er soll die Partei organisatorisch führen, Wahlkämpfe steuern und das Profil der SPD nach außen schärfen. "Ich will dieses Amt mit einer Mischung aus Demut und Selbstbewusstsein führen", sagte Klüssendorf bei seiner Vorstellung.
Obwohl er inhaltlich nicht immer auf Linie mit Parteichef Lars Klingbeil liegt, unterstützten Klingbeil und Saskia Esken gemeinsam seine Nominierung. In der neuen Führung mit Bärbel Bas gilt Klüssendorf als linkes Gegengewicht zu Klingbeils pragmatischem Kurs, wie unter anderem der "Tagesspiegel" berichtete.
Seit 2024 ist Klüssendorf einer der Sprecher der Parlamentarischen Linken in der SPD-Bundestagsfraktion – dem linken Netzwerk innerhalb der Partei. Dort setzt er sich laut "Tagesspiegel" für eine klare Programmatik, mehr innerparteiliche Demokratie und soziale Gerechtigkeit ein. Auch Kevin Kühnert – selbst Ex-Generalsekretär – und Fraktionschef Matthias Miersch zählen zum linken Parteiflügel.
Bekannt wurde Klüssendorf auch durch seine offene Kritik an Olaf Scholz und der Ampel-Regierung. Er habe das Ende der Ampel fast herbeigesehnt, sagte er dem NDR: "Einfach, weil die Streitereien und Konflikte das zu sehr belastet haben."
Zudem forderte er unter anderem einen "Plan B" in der Haushaltspolitik und warf Scholz mangelnde Profilierung in der Sozialpolitik vor. Nach dem schwachen Abschneiden bei der Europawahl fragte er laut "Wo sind denn die Working-Class-Issues?", nachdem Scholz erklärt hatte, dass sich die SPD wieder stärker um die Themen der Arbeiterklasse kümmern müsse.
Klüssendorf versuchte später zu beschwichtigen: "Ich bin ein starker Vertreter linker Positionen – aber sehe mich nicht als Gegenspieler von Olaf Scholz."
Im linken Flügel der SPD setzt er sich für Umverteilung, eine einheitliche Krankenversicherung und eine deutlich stärkere Besteuerung von Vermögen und Erbschaften ein. Auch beim Koalitionskurs zeigt er klare Kante: Die SPD dürfe sich nicht zur "Kompromissmaschine" degradieren, sondern brauche wieder echte Visionen, sagte er dem "Spiegel".
Zu seinem Beziehungsstatus ist offiziell nichts bekannt. In Interviews spricht er selten über Privates.
Klüssendorf lebt in Berlin, pendelt aber regelmäßig in seinen Wahlkreis Lübeck. Die Verbindung zur Heimatstadt sei ihm wichtig, sagt er.
Privat ist er leidenschaftlicher Fußballer: Seit frühester Kindheit spielt er aktiv, unter anderem beim TuS Lübeck. Von 2021 bis 2024 war er im Aufsichtsrat des VfB Lübeck. In Berlin kickt er für den FC Bundestag. Auch als Fan unterstützt er regelmäßig den VfB.