Der Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla bestimmt seit vielen Jahren den Kurs der in weiten Teilen rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD). Durch seine Verbindung zu Russland sorgt er regelmäßig für Schlagzeilen – und innerparteilichen Aufstand.
Hier gibt es alle Infos über Tino Chrupalla:
Der AfD Spitzenpolitiker wuchs in einem Dorf in der sächsischen Oberlausitz auf. Nach seinem Realschulabschluss begann er 1991 eine Ausbildung als Maler und Lackierer.
Nach seiner Meisterprüfung gründete er schließlich sein eigenes Unternehmen – laut der "Sächsischen Zeitung" existiert es seit 2020 nicht mehr.
Der Spitzname "Pinsel" hält sich innerparteilich jedoch weiterhin, eine Anspielung auf seinen gelernten Beruf.
Eins seiner Vorbilder? Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl. Von 1990 bis 1992 war er Mitglied der Jungen Union – einst von CDU-Urgestein Kohl mitgegründet – trat dann aber wieder aus.
Viele Jahre soll er auch selbst die CDU gewählt haben. Gegenüber dem "Spiegel" erklärte er 2017: "Ich habe mir nie vorstellen können, dass ich mal eine andere Partei wähle".
Nach seiner Nominierung der AfD als Direktkandidat für den Wahlkreis Görlitz gewann Chrupalla dort bei der Bundestagswahl 2017. So wurde er mit einem der ersten Direktmandate der Partei nach Berlin entsandt.
Dadurch entthronte er den heutigen CDU-Ministerpräsidenten Michael Kretschmer: Der damalige CDU-Generalsekretär schaffte es nach 15 Jahren nicht mehr in den Bundestag.
Zur Amtseinführung von Donald Trump waren 2024 auch führende AfD-Politiker:innen eingeladen. Mit der Hoffnung, politische und wirtschaftliche Kontakte in den USA zu knüpfen, reiste Chrupalla an.
Doch Chrupalla und die mitgereiste Beatrix von Storch waren nicht einmal im Raum der Inauguration, sondern ausgelagert in die Capital-One-Arena, bei der sie gemeinsam mit tausenden Trump-Anhänger:innen das Event auf Bildschirmen verfolgen konnten.
Immer wieder steht der AfD-Frontmann für seinen russlandfreundlichen Kurs in Kritik – sogar in seinen eigenen Reihen. Mehrmals stellte er klar: Für ihn sei Putin kein Kriegsverbrecher.
Eine Timeline:
Auch in seinen Büros beschäftigt Chrupalla bekennende Russland-Versteher:innen.
Gegenüber der "Welt" kommentierte Chrupalla im Dezember 2024 zum anhaltenden russischen Angriffskrieg in der Ukraine: "Russland hat diesen Krieg gewonnen. Die Realität hat diejenigen eingeholt, die angeben, die Ukraine befähigen zu wollen, den Krieg zu gewinnen."
Tino Chrupalla hatte Anfang 2024 noch dem "Deutschlandfunk" gesagt, für den EU-Austritt sei es "zu spät". Die Partei konzentriere sich jetzt auf Reformen innerhalb der bestehenden EU.
Nach der Europawahl machte sich die AfD dann wieder auf zu ihrem antieuropäischen Kurs. Im Programm zur Bundestagswahl 2025 stand: "Wir halten einen Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union und die Gründung einer neuen europäischen Gemeinschaft für notwendig."
In der Legislaturperiode von 2017 bis 2021 gehörte Chrupalla zu den Spitzenverdiener:innen. Neben seinen Bundestagseinkünften erhielt er laut "Abgeordnetenwatch" 269.000 Euro.
In der Wahlperiode von 2021 bis 2025 hatte er wohl keine Nebeneinkünfte. Als Bundestagsabgeordneter bezieht er monatlich 11.227,20 Euro, hinzu kommt eine steuerfreie Kostenpauschale von 5.349,58 Euro. Außerdem bekommt er eine weitere Zulage für seine Funktion als Fraktionssprecher – diese Summe ist jedoch nicht öffentlich.
Über sein Gesamtvermögen sind keine Informationen bekannt.
Wenig aus Chrupallas Privatleben gerät an die Öffentlichkeit. Was bekannt ist: Er ist verheiratet und lebt mit seinen drei Kindern in einem Haus im Dorf Gablenz bei Görlitz in Sachsen. Auf einem der privaten Posts auf seinen Social-Media-Kanälen findet sich außerdem ein Hund.
Anfang März 2020 musste Chrupalla wegen einer Rauchvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Über Nacht hatten sich Unbekannte Zugang zu seinem Grundstück verschafft, um seine Volkswagen-Limousine in Flammen zu setzen. Der Versuch, sie selbst zu löschen, scheiterte.
Nachdem er bei einer Wahlkampfveranstaltung im Oktober 2023 mit Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit zu kämpfen hatte, begab er sich in Behandlung.
Dort fanden Ärzt:innen eine Einstichstelle am Oberarm, woraufhin die AfD verbreitete, eine unbekannte Substanz sei ihm gespritzt worden. Obwohl keine auffälligen Blutwerte entdeckt werden konnten, spricht Chrupalla selbst von einem Anschlag.
Laut den Behörden habe nichts auf einen Anschlag schließen lassen, sie vermuteten stattdessen den Einstich mit einer Pinnnadel. Die Behörden stellten das Verfahren ein.
Nachdem Chrupalla in einer Bundestagsrede das Ende "exklusiver Solidaritätsbekundungen" und "einseitiger Parteinahmen" Deutschlands gefordert hatte, reagierten viele in seiner Partei irritiert. Ebenso müsse es ein Ende der "pauschalen Islamfeindlichkeit" geben. Es sei "an der Zeit, sich kritisch und objektiv auch mit der israelischen Regierung auseinanderzusetzen".
Der "Welt am Sonntag" liegen Reaktionen seiner AfD-Fraktion auf diese Rede vor: Ein Abgeordneter soll aus Protest sogar den Plenarsaal verlassen haben. Ein anderer schrieb: "Ich verstehe nicht, wieso wir als AfD nun Israel in den Rücken fallen".
Mit seiner Co-Vorsitzenden Alice Weidel hatte Chrupalla einst ein enges Vertrauensverhältnis, sie zeigten sich als geeinte Spitze in einer regelmäßig zerstrittenen AfD.
Mittlerweile treten sie nach Außen noch als ein geeintes Duo auf, aber konkurrieren intern um die Macht innerhalb der Partei.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz ordnete Björn Höcke als "Rechtsextremisten" ein und beobachtet ihn seit 2020. Für Chrupalla aber ist der Thüringer Fraktionsvorsitzende kein Rechtsextremist.
Auch möchte er sich nicht von seinen Aussagen distanzieren, er würde sonst "einen Parteikollegen in die Pfanne zu hauen", erklärte er bei Markus Lanz.
Maximilian Krah, dessen Aussagen vom Bundesamt für Verfassungsschutz als völkisch-nationalistisch und verfassungsfeindlich eingestuft werden, war 2024 Spitzenkandidat der AfD zur Europawahl und ebenso Mitglied im Bundesvorstand – mit Tino Chrupalla als Vorsitzendem.
Nach Spionagevorwürfen gegenüber seinem Team sowie Bestechungsvorwürfen erhielt der Europapolitiker ein Auftrittsverbot und trat aus dem Bundesvorstand der AfD zurück. Tino Chrupalla wurde damals hart in seinen Worten: "Wer nachweislich käuflich ist, der muss gehen."
Bei der Bundestagswahl 2025 kandidierte Krah erfolgreich in Sachsen und wurde in die AfD-Bundestagsfraktion aufgenommen – unter dem Vorsitzenden Tino Chrupalla.