US-Präsident Donald Trump übt leidenschaftlich Druck aus. Auf Mitstreiter:innen, auf Konkurrenten:innen, auf andere Länder. Besonders auf andere Länder. Mit seiner Zollpolitik hat er ein Instrument, das sich wie Daumenschrauben anfühlen kann. Wenngleich es auch Antworten gibt. Gegenzölle aus China zwangen die USA zu Verhandlungen.
Trump liebt es, anderen seinen Willen aufzudrücken. Gegendruck dürfte ihn dagegen weniger schmecken. Dann verfliegt schnell das Haifischlächeln. Dann wird der beinharte Geschäftsmann garstig. Gelegentlich tritt aber auch eine verletzliche Seite hervor. Darauf deutet zumindest ein US-Botschafter hin.
Aber eins nach dem anderen. In einem Brief an Kanadas Premierminister Mark Carney drohte Trump mit Zöllen in Höhe von 35 Prozent zum ersten August. Betroffen wären Stahl, Aluminium und die Automobilindustrie, Kanadas wichtigste Exportgüter in die USA. Der Schlag wäre verheerend. Carney betonte auf X, sich in Verhandlungen mit den USA für die kanadischen Arbeiter:innen einzusetzen. Es ist eine eher gesittete Reaktion.
Deutlich härter reagieren die kanadischen Verbraucher:innen. Sie boykottieren US-Alkohol und Reisen in die Vereinigten Staaten. Eine Entscheidung, die den US-Präsidenten offenbar ein bisschen verletzt. Er nannte die Kanadier:innen "gemein und fies", wie sein Botschafter in Kanada, Pete Hoekstra, erklärte.
Es gebe Gründe dafür, "warum der Präsident und einige seiner Mitarbeiter Kanada als gemein und fies bezeichnen", sagte er bei einem Gipfeltreffen der Pacific North West Economic Region Foundation in Washington. Auch zum Reiseverhalten der Kanadier:innen äußerte er sich.
Als ein Zuhörer fragte, warum diese im Zuge der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft 2026 Reisen in die USA ablehnen, sagte Hoekstra: "Das ist ihre Sache – ich mag es nicht, aber wenn sie es wollen, ist es in Ordnung. Sie wollen amerikanischen Alkohol verbieten; das ist in Ordnung. Das sendet aber nicht unbedingt positive Signale im Hinblick darauf, dass sie uns gut behandeln."
Indes stellt sich der Premier British Columbias, David Eby, hinter die Boykott-Aktion. In einer Erklärung betont er, diese würde eindeutig eine Wirkung zeigen. "Deshalb sage ich meinen kanadischen Mitbürgern: Macht weiter so. Kauft weiterhin kanadische Produkte. Macht weiterhin kanadischen Urlaub", sagt er. Angriffe auf die kanadischen Arbeitsplätze werde er nicht dulden, berichtet "globalnews".
Nachdem Trump wiederholt betont hatte, Kanada möglicherweise durch den Einsatz "wirtschaftlicher Gewalt" zum 51. Bundesstaat zu machen, entfernte eine Reihe kanadischer Provinzen US-Amerikanischen Alkohol aus den Regalen. Seitdem reisen auch immer weniger Kanadier:innen in die USA, meldet etwa "PBS".
Das Signal ist klar: Solange Trump seine repressive Zollpolitik verfolgt, dabei seinen Ton scharf hält, bleiben die Kanadier:innen "fies und gemein". Allerdings gab es auch schon eine Bedingung, um den Handelskonflikt zu lösen: Kanada solle sich laut US-Regierung stärker im Kampf gegen Fentanyl einbringen. Ein Schmerzmittel, das Trump für die Drug Crisis verantwortlich macht und er zudem als extern herbeigeführtes Problem begreift.