Der Chef der brutalen Wagner-Söldnertruppe Jewgeni Prigoschin kam im August bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Bild: Prigozhin Press Service
Russland
Im August stürzte die gesamte Wagner-Führung mit dem Flugzeug über Russland ab. Keiner von ihnen überlebte, darunter auch der Chef der Söldnertruppe, Jewgeni Prigoschin. Seither analysieren und spekulieren Expert:innen, wie es mit der russischen Privatarmee weitergeht – vor allem darüber, wer sie in Zukunft anführen soll.
Die Wagneriten spielten eine erhebliche Rolle für den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Unter Prigoschin hatte seine Privatarmee immer wieder Gebiete in dem Nachbarland erobert, darunter etwa die ukrainische Stadt Bachmut in der Ostukraine.
Wagner-Chef Prigoschin und seine Söldner in Bachmut.Bild: Prigozhin Press Service/AP / Uncredited
Ebenfalls erledigt die Wagner-Truppe die Schmutzarbeit des Kreml in Afrika. Als Russlands verlängerter Arm mischt sie sich seit Jahren auf dem afrikanischen Kontinent ein – militärisch, politisch sowie wirtschaftlich. So verfügen die Wagneriten etwa über Streitkräfte in der Zentralafrikanischen Republik, Mali und Libyen.
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Nach dem Wagner-Aufstand in Russland befinden sich auch Söldner in Belarus – gefährlich nahe zur ukrainischen Hauptstadt Kiew und dem Nato-Land Polen. So oder so sind und bleiben die Wagner-Söldner demnach ein wichtiges Instrument für Russland.
Daher könnten die Wagneriten wohl bald ein großes Comeback feiern – und zwar unter Kontrolle des Machtapparats in Moskau.
Wagner-Söldner werden wohl doch wieder zur Gefahr für die Ukraine
Laut westlichen Militärexpert:innen könnten die Wagner-Söldner als geeinte und große Formation wieder zu einer Gefahr für die Ukraine werden. Unter der Kontrolle der russischen Nationalgarde oder des Verteidigungsministeriums könnten sie bis zu den Zähnen bewaffnet werden, heißt es in einer vom US-Institut für Kriegsstudien (ISW) veröffentlichten Analyse.
Dabei ging man davon aus, dass die russische Privatarmee nach dem Tod ihres Chefs Prigoschin keine Gefahr mehr sei. Das müsse nun korrigiert werden. Doch es bleibt noch immer die Frage, wer die Truppe anführen soll. Denn Prigoschin sei nicht so leicht zu "ersetzen", meinte der Politikwissenschaftler und Osteuropa-Experte Andreas Umland in einem früheren watson-Gespräch.
Laut ihm kann Prigoschin als politische Führungsfigur nicht ohne weiteres ausgetauscht werden. Prigoschin galt als äußerst beliebt bei seinen Söldnern, auch bei dem russischen Volk.
Doch für dieses Problem ergibt sich wohl eine Lösung.
Prigoschins Fleisch und Blut soll den Wagner-Chefsessel übernehmen
Demnach könnte wohl Prigoschins Sohn Pawel die Führung der Einheiten übernehmen. Das sagen zumindest ISW-Expert:innen und verweisen dabei auf Wagner-nahe Quellen. Demnach soll Pawel Prigoschin bereits mit der Nationalgarde verhandeln, die der Präsidialverwaltung untersteht und über eigene Kampftechnik verfügt.
Die bekannte Wagner-nahe Quelle berichtet weiter, dass Wagner-Söldner demnach keine Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium unterzeichnen müssten und dass die Wagner-Gruppe weitgehend unabhängig bliebe. So könnte sie in diesem Fall etwa ihren Namen, ihre Symbole, ihre Ideologie, ihre Kommandeure sowie ihr Management beibehalten.
Das bekannte Symbol der Wagneriten: der Todeskopf.Bild: imago images / Artem Priakhin
Eine russische Insider-Quelle behauptet, dass der Sohn Prigoschin aber kein unabhängiger Akteur sei. Der 25-Jährige stehe unter dem Einfluss des Leiters des Wagner-Sicherheitsdienstes, Michail Watanin. Ziel sei es wohl, eine Alternative zu dem vom Kreml und dem Verteidigungsministerium bevorzugten Andrej Troschew zu bieten.
Putin unterstützt Mitbegründer der Wagneriten Troschew
Der russische Präsident Wladimir Putin hat den früheren Wagner-Funktionär und Mitbegründer der Wagneriten, Troschew, bereits im Kreml empfangen. Die Anweisung soll lauten: die Bildung von Freiwilligen-Einheiten. Putin betonte zudem, dass die Verbände vor allem im Angriffskrieg gegen die Ukraine zum Einsatz kommen sollen.
Insgesamt sei der Status der Wagner-Truppe aber weiter unklar, heißt es in der ISW Analyse. Eines der größten Probleme sei eben der leere Chefposten: Es gebe keinen klaren Anführer der Gruppe. Dass offenbar nun Prigoschins Sohn ins Spiel kommt, könnte dem Kreml wohl sauer aufstoßen – denn: Sein Vater legte sich offen mit Putin an und kritisierte etwa scharf die russische Kriegsführung in der Ukraine.
Im August – zwei Monate nach seinem Aufstand – starb Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz. Die Ursache ist weiter unklar. Doch es wird spekuliert, der Kreml habe seine Hände im Spiel gehabt.
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