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Ukraine: Wenn es nach Kadyrow geht, greift Russland als nächstes Polen an

ARCHIV - 29.03.2022, Russland, Grosny: Ramsan Kadyrow, Machthaber der russischen Provinz Tschetschenien, spricht vor etwa 10.000 Soldaten in der tschetschenischen Regionalhauptstadt. (zu dpa
Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow meldet sich wieder einmal zu Wort.Bild: AP
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Wenn es nach Kadyrow geht, greift Russland als nächstes Polen an

Ramsan Kadyrow, Machthaber in Tschetschenien, fällt immer wieder durch aggressive Rhetorik auf. Nun schlägt der 46-Jährige vor, den Ukraine-Krieg auszuweiten – nächstes russisches Ziel soll EU-Mitglied Polen sein.
07.02.2023, 10:3007.02.2023, 10:30
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Obwohl Ramsan Kadyrow nie um markige Sprüche und hetzerische Aussagen verlegen ist, war es in den vergangenen Wochen um den seit 2007 in Tschetschenien herrschenden Russen verhältnismäßig ruhig.

Nun lässt Kadyrow in seinem Telegramkanal aber wieder eine fragwürdige Aussage vom Stapel: Der 46-Jährige nimmt Ukraine-Nachbar und EU-Mitglied Polen ins Visier. Auf Telegram schrieb Kadyrow, dass Russland sich nach dem Krieg in der Ukraine Polen annehmen sollte, um dieses zu "entnazifizieren und zu entsatanisieren", wie der in Tschechien beheimatete russischsprachige TV-Sender currenttime.tv schreibt.

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Hintergrund der Aussage ist, dass Polen demnächst US-amerikanische Waffenlieferungen erhält, welche die in die Ukraine gelieferte Ausrüstung ersetzen sollen.

"Wir unterstützen natürlich die Ukraine bei ihrer Verteidigung der Souveränität und eigentlich der Verteidigung der gesamten Region. Für uns ist es jedoch entscheidend, dass Polen sicher ist, und das wird es sein, wenn diese Ausrüstung hier ist", sagte der polnische Regierungsvertreter Marcin Przydacz, wie polsatnews.pl schreibt.

Die USA hätten seinem Land zugesichert, dass die Ersatzwaffen so schnell wie möglich in Polen ankommen würden.

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Kadyrows Telegram-Statement.Bild: telegram

Für Kadyrow Grund genug, über Polen zu spotten und dem Land mit Krieg zu drohen. Er schreibt auf Telegram weiter: "Warschau hat es fertiggebracht, seine eigenen militärischen Ressourcen zu erschöpfen, weil sie die Ukraine unterstützen." Und er fragt rhetorisch: "Sollte Russland nach dem erfolgreichen Abschluss der Spezialoperation nicht beginnen, das nächste Land zu entnazifizieren und zu entmilitarisieren?" Polen sei immerhin das nächste Land auf der Karte.

Er fügt weiter hinzu:

"Ich habe wiederholt erklärt, dass der Kampf gegen den Satanismus in ganz Europa und vor allem auf dem Territorium Polens fortgesetzt werden sollte."

Kadyrow übernahm in seiner Tirade mit dem Verweis auf die "Entsatanisierung" erneut das russische Propaganda-Argument, wonach es im Westen einen Wertezerfall gebe und nur noch in Russland der richtige Glaube gelebt werde, den es zu verteidigen gelte. Insbesondere zu Beginn des Krieges in der Ukraine hatte die russische Führung den Übergriff auf das Nachbarland zudem auch mit der vermeintlichen Notwendigkeit einer "Entnazifizierung" gerechtfertigt.

Ob die Aussagen des Tschetschenen ernstzunehmen sind, ist fraglich. Der autoritär herrschende Kadyrow hatte auch in der Vergangenheit mit extremen Aussagen auf sich aufmerksam gemacht, unter anderem forderte er russische Atomschläge gegen Westeuropa.

In Polen, aber auch anderen osteuropäischen Ländern, besonders im Baltikum, gibt es aufgrund der geografischen Nähe zu Russland aber durchaus ernsthafte Sicherheitsbedenken – unabhängig davon, was Extremist Kadyrow auf Telegram schreibt.

(con/watson.ch)

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