Im Fall des Giftanschlags auf den russischen Ex-Agenten Sergei Skripal und dessen Tochter scheint sich der Verdacht gegen den russischen Staat zu erhärten. Das investigative Recherche-Netzwerk Bellingcat und das russische Portal The Insider wollen einen der beiden Verdächtigen zweifelsfrei identifiziert haben.
Es handelt sich demnach um den Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU Anatoli Chepiga.
Bellingcat erklärte nun, Boschirow sei ohne Zweifel Anatoli Chepiga. Mehrere Personen, die mit dem Verdächtigen oder den Ermittlungen vertraut seien, hätten die Identität und die Recherchen von Bellingcat bestätigt.
London macht den Kreml für das Attentat verantwortlich. "Die Regierung ist sich sicher, das diese Männer Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdiensts GRU sind, die eine verheerend giftige, illegale chemische Waffe auf den Straßen unseres Landes eingesetzt haben", teilte das britische Außenministerium Mitte September mit. Moskau bestreitet die Vorwürfe. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus.
Laut Bellingcat ließen die Enthüllungen keinen Zweifel, dass die Verdächtigen in feindlicher Regierungsmission handelten. Dafür spreche auch, dass die mutmaßlichen Geheimdienstler mit Tarnidentitäten nach Großbritannien gereist seien. Das Recherche-Portal mutmaßte zudem, dass Präsident Wladimir Putin die Identität Chepigas bekannt gewesen sein dürfte. Der mutmaßliche Geheimdienst-Oberst war für seine Dienste in der Armee mit dem höchsten staatlichen Orden ausgezeichnet worden, als "Held der Russischen Förderation". Gewöhnlich wird die Auszeichnung vom russischen Präsidenten verliehen.
Der Kreml-Chef hatte sich Mitte September persönlich vor die beiden Verdächtigen gestellt. Es gäbe "nichts Außergewöhnliches und Kriminelles" an ihnen, hatte Putin erklärt. Es handle sich um Zivilisten, nicht um Militärangehörige.
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