Frauen und Kinder suchen Zuflucht in einem Krankenhaus in Gaza. Bald steht die Bodenoffensive Israels bevor.Bild: AP / Abed Khaled
Russland
19.10.2023, 12:0919.10.2023, 12:15
Nach den brutalen Hamas-Angriffen auf israelische Zivilist:innen - darunter auch Babys – bricht ein weiterer Krieg in der Welt aus. Der Konflikt im Nahen Osten weist tiefe Wurzeln auf, nun brodelt es heftig und Expertenstimmen warnen vor einem Flächenbrand in der Region.
Gestern besuchte US-Präsident Joe Biden Israel und versicherte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erneut die uneingeschränkte Unterstützung der USA. Allerdings geht der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine in Europa weiter. Und einer freut sich offenbar besonders über die "Doppelbelastung" der Weltpolizei USA.
Israel Ministerpräsident Benjamin Netanjahu umarmt den US-Präsidenten Joe Biden.Bild: AP / Evan Vucci
Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin kommt das Chaos im Nahen Osten wohl wie gerufen. Das meint auch einer seiner Propagandisten im russischen Staatsfernsehen.
Russlands Propagandist spricht aus, was Experten ahnen
"Ich werde jetzt wahrscheinlich einige negative Emotionen auslösen, aber das ist mir egal", sagt er. Dieser Konflikt biete die Möglichkeit, die Unterstützung des Westens für die Ukraine zu schwächen und schafft Probleme für Russlands geopolitischen Gegner, die USA. Jede Entwicklung im Nahen Osten sei demnach für Russland von Vorteil, führt er aus und betont: Er sage das als Patriot seines Landes.
Russland hatte zwar offenbar keine Hand im Spiel und wusste wohl auch nichts von dem Überraschungsangriff der Hamas, aber: "Putin profitiert vom globalen Chaos. Sein Ziel ist nach wie vor die Zerstörung des derzeitigen internationalen Systems", sagt Anna Borshchevskaya, Senior Fellow am Washingtoner Institut für Nahostpolitik gegenüber der "Foreign Policy".
Schon jetzt zeigen sich laut des Berichts Vorteile für den Kreml.
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj umarmte Joe Biden bei seinem Besuch in Kiew. Bild: Ukrainian Presidential Press Off / Uncredited
Russischer Angriff auf Awdijiwka geht in den Medien unter
Während Israel die Hamas-Angriffe abwehrt und sich auf die Bodenoffensive in den Gazastreifen vorbereitet, um die Terrorgruppe Hamas zu zerschlagen, passiert auch einiges in der Ukraine. Das russische Militär startete einen umfangreichen, zehntägigen Angriff zur Rückeroberung des Gebiets um Awdijiwka in der ukrainischen Donbas-Region. Aufgrund des Krieges in Israel schafften es Meldungen dazu nur noch selten in die Schlagzeilen.
Russland könnte den Krieg in Israel ausnutzen, weil es von der Ukraine ablenkt, warnt Admiral Rob Bauer, der ranghöchste militärische Offizier der NATO, in einem Interview im Brüsseler Hauptquartier der Allianz. Doch Biden zeigt sich optimistisch.
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Biden zeigt Stärke: We can do it – aber es gibt auch noch China
"Wir sind die mächtigste Nation in der Geschichte der Welt. Wir können uns um Israel und die Ukraine kümmern und trotzdem unsere gesamte internationale Verteidigung aufrechterhalten", verkündet der US-Präsident in einem Interview. Allerdings ist die Frage, ob die USA auch genügend Löschwasser für einen dritten Brandherd parat haben. Expertenstimmen warnen davor, dass China die Ablenkung der USA ausnutzen könnte, um den Inselstaat Taiwan zu überfallen.
Auch das wäre wohl zum Vorteil von Russland.
Eines ist sicher: Russland fordert die Weltordnung heraus. Das betont Politikwissenschaftler Denis Cenusa in einem früheren Gespräch mit watson. Er arbeitet am Zentrum für Osteuropastudien (EWSA). Laut ihm befindet sich die Sicherheitsarchitektur des internationalen Systems in einer Krise.
Der Grund: Ein wichtiger Akteur, Russland, verstößt gegen internationale Regeln in einem in Europa noch nie dagewesenen Ausmaß. Damit stelle der Kreml die Zuverlässigkeit des Westens als "Hüter der regelbasierten internationalen Ordnung" auf die Probe.
Lange Zeit war es still um die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nach Ende ihrer Kanzlerschaft hatte sie nur sehr wenige öffentliche Auftritte. Aktuell steht sie aber wieder im Mittelpunkt medialer Aufmerksamkeit. Am 26. November sollen nämlich ihre Memoiren erscheinen.